Alle Wochenrückblicke
Mai 2024
Teil-Geständnis im Brandstifter-Prozess
Am Bezirksgericht in Ústí nad Labem hat am Donnerstag der Prozess wegen des großen Waldbrands in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz im Sommer 2022 begonnen. Angeklagt ist der frühere Nationalpark-Ranger Jiří L. Er legte gleich zu Beginn ein Geständnis ab, dass er letztes Jahr kleinere Brände gelegt hat. Dazu zählte auch die historische Baude auf dem Vlčí hora (Wolfsberg) bei Krásná Lípa (Schönlinde). Die Baude brannte komplett nieder. Bei dem Brand wurde auch der Aussichtsturm beschädigt.
Der Angeklagte bestritt weiterhin, den großen Waldbrand in der Böhmischen Schweiz im Sommer 2022 gelegt zu haben. Das wirft ihm die Anklage aber vor. Der Angeklagte hatte die Brandstiftung bei einem Polizeiverhör zugegeben, später aber wieder zurückgenommen.
Der Prozess wurde unterbrochen, um ein weiteres psychiatrisches Gutachten einzuholen. Auch das Geständnis wurde vom Gericht nicht angenommen, weil Unklarheit über den Gesundheitszustand des Angeklagten bestehe. Der Angeklagte leide unter psychischen Krankheiten.
Wolfsbergturm wieder eröffnet
Am vergangenen Wochenende wurde der Aussichtsturm auf dem Vlčí hora (Wolfsberg) feierlich wieder eröffnet. Er war nach einem Brand vor einem Jahr umfassend saniert worden. Die Wiedereröffnung fiel zugleich mit dem 135. Jubiläum des Turms zusammen. Der Turm ist der älteste im Schluckenauer Zipfel und wegen seiner umfassenden Aussicht bis ins Riesengebirge beliebt.
Polizei meldet mehr Verstöße im Autobahntunnel
Der tschechische Tunnel Panenská im Erzgebirge auf der Autobahn von Dresden nach Prag entwickelt sich immer mehr zur Goldgrube. Der zuständige Magistrat von Ústí nad Labem (Aussig) meldete im ganzen letzten Jahr fast 85.000 Verstöße gegen die Höchstgeschwindigkeit. Die liegt in dem Tunnel wie auch in dem weiter Richtung Prag gelegenen Tunnel Libouchec bei 80 Stundenkilometer. Im Tunnel Panenská befindet sich eine Anlage zur Messung per sogenannter Section Control. Dabei wird eine ganze Strecke und nicht nur ein einzelner Punkt gemessen.
Den Zahlen zufolge hatten die Beamten täglich im Schnitt über 230 Fälle auf dem Schreibtisch. Deshalb will die Stadt demnächst die Abteilung verstärken und weiteres Personal einstellen. In diesem Jahr wurden bis Ende April bislang fast 20.000 Verstöße festgestellt. Das freut vor allem die Stadtkasse: Im Jahr 2023 bis Ende April dieses Jahres nahm der Magistrat an Bußgeldern rund 44 Millionen Kronen (1,76 Millionen Euro) ein, darunter gingen auch viele Bescheide nach Deutschland.
An der Autobahn D8, wie die A17 in Tschechien heißt, gibt es noch zwei weitere Tunnel im Mittelgebirge, der Tunnel Radejčín und der Tunnel Prackovice. Dort kümmert sich der Magistrat der Stadt Lovosice (Lobositz) um die Bußgeldbescheide.
In der Stadt Ústí nahmen die Verkehrsverstöße sprunghaft zu. Waren es im gesamten letzten Jahr fast 3.900 Verstöße, so wurden dieses Jahr schon über 5.500 gezählt. Vor allem Falschparken wurden vermehrt geahndet. Das hängt auch mit einer strengeren Herangehensweise zusammen.
Museum Ústí gewinnt Preis
Das Stadtmuseum in Ústí nad Labem (Aussig) hat den wichtigsten Museumspreis Tschechiens gewonnen. Mit dem Preis „Gloria musaealis“ für das Jahr 2023 wurde in der Kategorie Museumstat des Jahres das Forschungsprojekt „Datenbank alter Steinbrüche auf dem Gebiet des Nationalparks Böhmische Schweiz und des Landschaftsschutzgebiets Elbsandsteingebirge“ gewürdigt. Das Projekt, zu dem auch die Sonderausstellung über den Sandstein gehörte, wurde als beispielhaft für angewandte Forschung mit großer gesellschaftlicher Wirkung ausgezeichnet. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Purkyně-Universität (UJEP) in Ústí durchgeführt.
Für den Bezirk Ústí war die Preisverleihung sehr erfolgreich. Denn mit der Nordböhmischen Galerie für Bildende Kunst in Litoměřice (Leitmeritz) und der Galerie für moderne Kunst in Roudnice nad Labem (Raudnitz) wurden weitere Einrichtungen im Bezirk für eine Ausstellung und eine Publikation ausgezeichnet. Die Galerie für Bildende Kunst erhielt den Sonderpreis in der Kategorie „Museumspublikationen“ für den Band „Frommes Morgen: Die Kunst des Sehens / Mystiker, Esoteriker, Automatiker in der tschechischen Bildenden Kunst“. Die Galerie in Roudnice erhielt den zweiten Preis in der Kategorie Museumsausstellung für die Ausstellung „Das Prinzip des Heraklit: 100 Jahre Kohle in der tschechischen Kunst“.
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Tschechien schließt ersten Tagebau
Der Kohleausstieg in Tschechien naht. Als erster Tagebau schließt in den kommenden Wochen der Tagebau ČSA südlich von Horní Jiřetín. Bis Juli will die Tagebaufirma Severní energetická 485 Mitarbeiter vor allem in technischen Berufen entlassen. Die Mitarbeiter erhalten eine Abfindung in Höhe des achtfachen Monatsgehalts. Ein Teil der Betroffenen ist bereits im Rentenalter.
Die Kohleförderung wird zunächst eingestellt. In der Grube verbleiben 150 Beschäftigte. Im Fall einer Notlage im kommenden Winter könnte man noch einmal für einige Monate den Kohleabbau anfahren. Dazu könnten Mitarbeiter aus dem zweiten noch aktiven Tagebau Vršany westlich von Most vorübergehend abgezogen werden. Neue Mitarbeiter werde man für diesen Fall aber nicht mehr einstellen. Und falls es dazu käme, wäre im kommenden Frühjahr endgültig Schluss. Denn alle Kohle, die dann noch in der Erde wäre, ist durch eine Entscheidung der Regierung schon aus dem Jahr 1991 geschützt. Demnach darf keine Gemeinde oder Stadt mehr der Kohle zum Opfer fallen. Von einem weiteren Abbau wären unweigerlich die Städte Horní Jiřetín und teils auch Litvínov betroffen. Darunter lagern immer noch 750 Millionen Tonnen Braunkohle. 2015 hatte die damalige Regierung die Entscheidung aus dem Jahr 1991 endgültig bestätigt und für Horní Jiřetín begann die Zukunft.
Tschechien plant den Kohleausstieg bis 2035. Bis dahin wird noch bei Most, Sokolov, Chomutov und Bílina abgebaut.
Chemnitz tauft Straßenbahn auf "Ústí nad Labem"
Bereits seit 1970 sind Ústí nad Labem und Chemnitz durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Dies zeigt sich seit heute auch in Form einer auf den Namen der nordböhmischen Stadt getauften Chemnitzer Straßenbahn. Anlässlich des Europatages am 9. Mai sowie dem 20. Jubiläum der EU-Osterweiterung von 2004, seit der auch Tschechien der Gemeinschaft angehört, präsentierte der Taufpate der Bahn, Ústís Bürgermeister Petr Nedvědický, zusammen mit dem Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze am Freitagmittag den neuen Namen der Škoda-Straßenbahn mit der Nummer 921. Es ist bereits die dreizehnte Taufe einer Chemnitzer Straßenbahn, die überwiegend nach den zwölf Partnerstädten benannt sind. In ihren Grußworten betonten Schulze und Nedvědický die Bedeutung der Partnerschaft, deren Bestehen sich im kommenden Jahr, wenn Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt sein wird, zum 55. Mal jährt. In seiner Rede versprach Nedvědický zudem, sich für diese große Ehrung seiner Stadt in Kürze auf angemessene Art "revanchieren" zu wollen. David Joram, bei der Chemnitzer Verkehrs-AG als Bereichsleiter für Fahrzeugservice zuständig, hob außerdem hervor, dass Chemnitz 2018 die erste Stadt Deutschlands war, die seit der Wiedervereinigung Straßenbahnen im Nachbarland Tschechien bestellt hatte. Inzwischen haben sich mehrere deutsche Verkehrsbetriebe dieser Entwicklung angeschlossen.
Bald wieder Züge nach Krupka
Noch in diesem Jahr sollen wieder Züge von Děčín nach Krupka fahren. Die Schienennetzverwaltung Správa železnic (SŽ) plant in den kommenden Monaten die Sanierung des Abschnitts von Telnice nach Krupka. Damit wird es wieder eine direkte Bahnanbindung an die Talstation des Sessellifts auf das Mückentürmchen und in die UNESCO-Altstadt von Krupka geben.
In Tschechien startet die Eishockey-WM
Das wichtigste Sportereignis in Tschechien ist immer noch die jährlich stattfindende Eishockey-WM. Immer im Mai schlagen die Herzen höher und die Hoffnung auf nichts anderes als den Titel trägt die ganze Nation. In diesem Jahr ist Tschechien erstmals seit neun Jahren wieder Gastgeber der Weltmeisterschaft und die Erwartungen entsprechend noch höher. Die WM begann am Freitag mit den ersten Spielen Norwegen gegen Schweiz und Slowakei gegen Deutschland. Am Abend hatte dann Tschechien sein erstes Spiel in der ausverkauften Prager O2-Arena gegen Finnland.
Ob es tatsächlich wieder mal mit einem WM-Titel für Tschechien klappt, entscheidet sich spätestens im Finale am 26. Mai. Einer der härtesten Konkurrenten könnte Deutschland sein, die vor einem Jahr Vizeweltmeister wurden und damit erstmals besser abschnitten als die traditionell stärkeren Tschechen. Für Tschechien gab es zuletzt vor zwei Jahren die Bronzemedaille. Der letzte WM-Titel liegt schon 14 Jahre zurück. Damals triumphierte Tschechien in Deutschland. Dass man eine Heim-WM gewinnen kann, kommt übrigens nicht so oft vor. Doch vor zwei Jahren machten es die Finnen den Tschechen vor und siegten zu Hause.
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Hřenskos neue Bürgermeisterin will Grenzbuden schließen
Der Grenzort Hřensko (Herrnskretschen) wird künftig weiblich geführt. Kateřina Horáková wurde am Montag zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Mit Alena Pačáková ist ihre Stellvertreterin ebenfalls eine Frau. Horáková folgt auf den Ende des Jahres zurückgetretenen Zdeněk Pánek, der jahrelang Bürgermeister der Gemeinde war. Pačáková ersetzt den bisherigen Stellvertreter Robert Mareš, der seit Ende des Jahres vorübergehend die Gemeinde geführt hatte und nun nicht nur als stellvertretender Bürgermeister, sondern auch als Gemeindevertreter zurücktrat.
Horáková übernimmt das Amt in einer schwierigen Zeit. Jahrelang konnte sich Hřensko auf sprudelnde Einnahmen aus dem Betrieb der Bootsfahrten in der Edmundsklamm verlassen. Doch seit dem großen Waldbrand im Sommer 2022 ist die Klamm wegen Baumbruchgefahr geschlossen. Deshalb musste Hřensko bereits Mitarbeiter entlassen. Lediglich die kleinere Wilde Klamm, die schwieriger zu erreichen ist, bleibt für die touristischen Bootsfahrten geöffnet. Wann die Edmundsklamm öffnet, ist nicht abzusehen. Vor einigen Wochen erklärte der Nationalpark, dass sie mindestens noch drei Jahre geschlossen bleibt.
Erstes Ziel für die neu gewählte Bürgermeisterin ist es deshalb, mit dem Nationalpark über die Öffnung der Klamm zu verhandeln. Außerdem möchte die Neue im Gemeindeamt Parkautomaten einführen, um die Kosten für die Parkraumbewirtschaftung zu senken.
Als ihr zweites großes Ziel nannte Horáková, die Zahl der Verkaufsstände zu verringern, in denen vorwiegend vietnamesischstämmige Händler ihre teils wilde Mischung an Waren verkaufen. Als Grund nennt sie die Sicherheit. Ein Teil der Buden mache eine Durchfahrt für Feuerwehrfahrzeuge und Rettungswagen unmöglich. Aber sie ließ auch durchblicken, dass die Stände, an denen bei Kontrollen wiederholt Plagiate und Fälschungen beschlagnahmt wurden, wo zudem rechtsextreme Artikel zum Verkauf angeboten werden und die sich in der Vergangenheit auch als Umschlagplatz für Drogen entpuppten, nicht zum Bild der Gemeinde gehören, dass sie sich wünscht. „Wir möchten, dass uns mehr Touristen besuchen. Deshalb werden wir alles dafür tun, damit unser Dorf endlich im 21. Jahrhundert ankommt. Damit es den Besuchern bei uns gefällt“, so Horáková.
Pirnaer Schüler übersetzen Schicksal eines Winton-Kindes
Seit drei Jahren befindet sich in einem einst dunklen Durchgang am Hauptbahnhof Ústí nad Labem (Aussig) ein großes, farbenfrohes Wandbild. Es erzählt das ungewöhnliche Leben der Ruth Hálová. Kurz nach seiner Fertigstellung besichtigte das Wandbild sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender, die auf ihrer Reise ins Nachbarland extra einen Zwischenstopp in Ústí einlegten. Vor Kurzem nun war dieses Wandbild in Form eines Faltblatts Thema im Unterricht einer deutsch-tschechischen Klasse des binationalen Schillergymnasiums in Pirna. „Ruth stammte aus dem südböhmischen Český Krumlov. Sie war eines der 669 jüdischen Kinder, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg auf Initiative des Briten Nicholas Winton nach Großbritannien gerettet wurde. (Dieser Heldentat wird mit dem derzeit laufenden Kinofilm "One Life" mit Anthony Hopkins ein Denkmal gesetzt.) Nach dem Krieg ließ sich Ruth in Ústí nieder und leitete hier ein Team, das Impfstoffe entwickelte“, erklärte Michaela Valášková, die die Idee zu dem Wandbild und auch zu dem daraus entstandenen Faltblatt hatte.
Die Aufgabe der Schüler ist es nun, das Faltblatt ins Deutsche zu übersetzen. Denn die Geschichte von Ruth Hálová ist keine, die nur mit Ústí zu tun hat. „Sie hat eine universale Dimension, welche unsere tschechischen und deutschen Schüler angesprochen hat“, sagt Klassenlehrerin Jana Neuper und ergänzt: „Dank der Übersetzung erwerben sie neue Kompetenzen, die ihnen in ihrer weiteren Entwicklung helfen werden.“ Noch wird fleißig an der Übersetzung gearbeitet. Sobald sie fertig ist, wird natürlich eine deutsche Faltblatt-Version gedruckt.
Wandbild und Faltblatt entstanden im Rahmen des Projekts „Unbekannte Helden“ und sind das Werk der Künstlerinnen Adéla Bierbaumer und Magdalena Gurská. Durch das Projekt werden im öffentlichen Raum in Ústí die Geschichten von Menschen vorgestellt, die in Ústí geboren wurden oder eine Zeit lebten und die Geschichte schrieben, wenn auch manchmal erst später, als sie nicht mehr in Ústí lebten. Auf diese Weise entstanden bereits Kunstwerke zu Ehren des Grafikers Heinz Edelmann, der Illustrator und Schöpfer des berühmten Beatles-Films „Yellow Submarine“ oder der Atomphysikerin Lilli Hornig, die in Amerika an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt war und sich ihr Leben lang für mehr Frauen in der Wissenschaft einsetzte.
Jeschken-Seilbahn wird verlängert
Das Stadtparlament von Liberec hat entschieden: Auf den Hausberg Ještěd (Jeschken) führt künftig eine Seilbahn mit nur einer großen Kabine, die an zwei Seilen aufgehängt sein wird. Gleichzeitig beschlossen die Stadtvertreter die Verlängerung der Bahn um 770 Meter bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn in Horní Hanychov. Die alte Seilbahn maß 1,2 Kilometer.
Die Abgeordneten entschieden auf der Basis einer Machbarkeitsstudie. Demnach wäre eine umlaufende Variante mit mehreren Gondeln zwar etwas billiger im Bau ausgefallen, doch die Stadtvertreter ließen sich auch von visuellen Überlegungen leiten. Eine Bahn mit umlaufenden Gondeln passe nicht zum Jeschken, hieß es. Bis der Liberecer Hausberg wieder mit Seilbahn erreicht werden kann, wird es aber noch dauern. Optimistische Prognosen gehen von 2029 aus.
Steinmeier und von der Leyen in Prag
Am 1. Mai vor 20 Jahren traten acht mittel- und osteuropäische Länder gemeinsam mit Malta und Zypern der Europäischen Union bei. Diese größte Beitrittswelle in der Geschichte der Europäischen Union wird demnach auch die EU-Osterweiterung genannt. In dieser Woche weilten deshalb gleich zwei wichtige Politiker*innen in Prag: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm an den Jubiläumsfeierlichkeiten teil. Er nannte den Beitritt eine "epochale Wende". Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte mit ihrem Besuch das historische Datum. Für beide war zugleich der Krieg gegen die Ukraine das bestimmende Thema. Steinmeier betonte gemeinsam mit seinem Amtskollegen, dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel, die dauerhafte Unterstützung der Ukraine. "Unsere Solidarität hat kein Verfallsdatum", so Steinmeier. Ursula von der Leyen, die sich um eine zweite Amtszeit bewirbt, besuchte unter anderem auch tschechische Waffenhersteller, denen sie für ihre Lieferungen in die Ukraine dankte.
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April 2024
Roma-Gedenkstätte Lety eröffnet
Im südböhmischen Lety wurde eine Gedenkstätte für den Porajmos, den Völkermord an den Roma im Nationalsozialismus, eröffnet. Bei der feierlichen Einweihung sprachen sowohl Staatspräsident Petr Pavel, als auch Premierminister Petr Fiala. Die Gedenkstätte, die ab dem 12. Mai für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, erinnert an ein Konzentrationslager, das hier in den Jahren der nationalsozialistischen Besatzung für Roma aus Tschechien eingerichtet wurde. An gleicher Stelle stand zuvor bereits ein Arbeitslager vorwiegend für Roma.
1.308 Roma, Alte wie Kinder, Männer und Frauen, wurden zwischen August 1942 und Mai 1943 in dem Lager festgehalten, 327 kamen um und über 500 wurden in Konzentrationslagern ermordet. Im mährischen Hodonín u Kunštátu gab es noch ein zweites Lager, das nach 1945 als Feriencamp diente. Dort wurde bereits früher eine kleine Gedenkstätte eingerichtet. Mehr zur Geschichte des Lagers in Lety finden Sie z.B. unter www.holocaust.cz.
Nach 1945 geriet der Ort in Vergessenheit, später entstand eine Schweinemastanlage. Seit der Samtenen Revolution gab es – auch angeregt durch den damaligen Staatspräsidenten Václav Havel – Bemühungen, einen pietätvollen Erinnerungsort einzurichten. Doch die jeweiligen Regierungen lehnten eine Schließung der Schweinemast ab. Einen Völkermord an den Roma wollte die Regierung lange nicht anerkennen, erst recht keine eigene Schuld. Dass Desinteresse war auch dem Umstand geschuldet, dass Roma in Tschechien bis heute nur eine kleine Lobby haben und weitgehend sozial ausgegrenzt werden.
Erst 2018 einigte sich der Staat auf den Kauf der Schweinemast. 2022 war der Abriss abgeschlossen und der Bau der Gedenkstätte konnte beginnen. Diese ist dem Museum für Roma-Kultur in Brno angegliedert.
Neuer Standort für tschechische Lithium-Produktion
Das Lithium im Erzgebirge hat auch in Tschechien für Goldgräberstimmung gesorgt. Der Rohstoff soll in dem alten Bergbauort Cínovec gefördert werden. Tschechien erhofft sich dadurch auf diesem wichtigen Gebiet eine Unabhängigkeit vom Weltmarkt und das Aufrücken in die technologische Weltspitze. Doch seit Jahren bewegt sich nicht viel. Zwar wurde die Firma Geomet von dem mehrheitlich staatlichen Energieunternehmen ČEZ übernommen. Doch ein Abbau ist noch ein weitere Ferne.
Nun musste Geomet sogar einen Rückschlag hinnehmen. Aufgrund von Anwohnerprotesten gab die Firma den gewünschten Standort für das Lithiumverarbeitungswerk in dem Ort Újezdeček südlich von Dubí auf und entschied sich, das Werk in Prunéřov westlich von Chomutov aufzubauen.
Schon zwei Jahre hatten Anwohner gegen das Werk in Újezdeček protestiert. Vor allem die Einwohner der kleinen Siedlung Dukla fürchteten das Werk, das direkt an ihre Grundstücke gegrenzt hätte. Zwei Jahre lang führten sie einen Kampf David gegen Goliath. Geomet behauptete immer, dass Újezdeček der beste Standort sei. Entscheidend für den Erfolg des Protests war sicherlich die Kritik von Bezirkshauptmann Jan Schiller. Auch weitere Regional- und Kommunalpolitiker hatten sich auf die Seite der Anwohner gestellt. Geomet wurde wiederholt für seine Informationspolitik kritisiert.
Nun können die Einwohner der Dukla-Siedlung feiern. Geomet will das geförderte Lithium nun per Zug nach Prunéřov transportieren. Újezdeček ist nur noch als Umschlagplatz des Erzes auf die Bahn geplant. In Prunéřov befindet sich ein Kohlekraftwerk von ČEZ. Dort will Geomet sowohl die mechanische als auch chemische Bearbeitung von Lithium ansiedeln. Geplant sind wöchentlich bis zu 60 Lithium-Züge von Újezdeček nach Prunéřov.
Wann der Lithium-Abbau im tschechischen Erzgebirge beginnt, steht aber noch immer in den Sternen. Eine Machbarkeitsstudie, die Ende 2023 vorliegen sollte, ist bis heute nicht abgeschlossen. Fest steht lediglich, dass der Abbau unter Tage erfolgen soll. Auch der Transport des Erzes vom Schacht zum Umschlagplatz in Újezdeček ist noch offen. Zuletzt waren mit einem Transportlift oder einem Förderband zwei Möglichkeiten im Spiel. Geomet plant pro Jahr die Förderung von über 2 Millionen Tonnen Erz, das zu rund 25.000 Tonnen Lithium verarbeitet werden soll.
Žatec gewinnt weiteren Titel
Vor einem Jahr ging die Hopfenstadt Žatec noch leer aus. Dann gelang am 18. September der Eintrag in das UNESCO-Weltkulturerbe. Auf den Tag genau sieben Monate später wurde Žatec nun auch zur „Historischen Stadt Tschechiens" ernannt. Die Stadt wurde damit für ihre langjährige, erfolgreiche Sanierung des historischen Stadtkerns und einzelner Bauten ausgezeichnet. Besonders hob die Jury hervor, dass es der Stadt auch gelingt, neben dem Einsatz staatlicher Fördermittel ebenso private Hausbesitzer zur denkmalgerechten Sanierung zu motivieren.
Žatec gewann den begehrten Titel im achten Anlauf. Ins Finale kommen immer die Gewinner in den einzelnen Bezirken. Žatec war 2023 zum achten Mal hintereinander im Bezirk Ústí als Sieger hervorgegangen. Der landesweite Gewinner erhält 1 Million Kronen (40.000 Euro) für die Denkmalpflege.
Neue Elbbrücken für Fußgänger und Radfahrer
In Ústí hat der Bau einer neuen Brücke für Fußgänger und Radfahrer begonnen. Die neue Elbquerung entsteht flußabwärts der Beneš-Brücke. Sie ist ein Provisorium für die Zeit der Sanierung der Beneš-Brücke. Das Provisorium soll drei Meter breit werden und bis zum nächsten Winter fertig sein. Über die Behelfsbrücke werden auch alle Versorgungsleitungen, die bislang über die Beneš-Brücke führen, umgeleitet. Die schon lange fällige Sanierung der Beneš-Brücke soll im Oktober 2026 abgeschlossen werden.
Auch in Děčín entsteht eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer. Sie wird an die Eisenbahnbrücke gebaut. Im Unterschied zu der in Ústí wird sie aber keine Behelfsbrücke, sondern soll Fußgängern und Radfahrern die Querung erleichtern. Künftig vereinfacht das auch die Elbquerung für all jene, die auf dem Elberadweg unterwegs sind. Bislang mussten sie umständlich über die Tyrš-Brücke fahren.
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100 Jahre Erzgebirgstheater Teplice
Die Kurstadt Teplice feiert das 100-jährige Jubiläum des Erzgebirgstheaters (Krušnohorské divadlo). Das monumentale Gebäude am Rande des Kurparks war als "Stadttheater Teplitz-Schönau" am 20. April 1924 feierlich eröffnet worden. Damals war es das größte Theatergebäude außerhalb von Prag. Es war innerhalb von knapp zwei Jahren an der Stelle gebaut worden, wo sich zuvor der Vorgängerbau befand. Der war 1919 bei einem Brand zerstört worden. Der jetzige Bau ist übrigens eine Dresdner Koproduktion. Den architektonischen Wettbewerb gewann der Dresdner Architekt mit böhmischen Wurzeln Rudolf Bitzan. Er ist bekannt durch das Krematorium in Liberec (Reichenberg), entwarf das Rathaus in Freital-Döhlen und war auch am Entwurf für den Leipziger Hauptbahnhof beteiligt. Die Innenräume gestalteten die Dresdner Künstler Richard Guhr und Alexander Baranowsky.
Programme aus den 1920er Jahren zeigen ein reges Kulturleben. Das Theater hatte drei Sparten: Oper, Operette und Schauspiel. Gespielt wurde jeden Tag mindestens einmal, manchmal auch mehrmals. In dem Theater befanden sich neben dem Großen Saal mit über 700 Plätzen ein Kleiner Saal mit immerhin noch 500 Plätzen, ein Restaurant, ein Café und ein Kino sowie mehrere weitere Salons zum Beispiel für Tanzveranstaltungen. Gespielt wurde aufgrund der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit gewöhnlich auf Deutsch. Mindestens einmal im Monat gab es eine tschechischsprachige Veranstaltung. An dem Theater spielten auch viele jüdischstämmige Schauspieler. Den Direktoren gelang es trotz wachsenden Drucks durch die faschistisch gesinnte Sudetendeutsche Partei bis zum Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetengebiet 1938 die jüdischen Schauspieler zu halten, die ungefähr ein Drittel des Ensembles ausmachten. 1938 verlor das Theater nicht nur die jüdischen Schauspieler, sondern auch einige deutsche quittierten ihren Dienst. Nach 1945 wiederum musste die deutschstämmige Bevölkerung das Land verlassen.
Heute wird das Theater von der Stadt Teplice betrieben, die alle Spielstätten unter dem Dach des Kulturhauses jedes Jahr mit 2 Millionen Euro fördert. Dazu gehören neben dem modernen Kulturhaus selbst das Erzgebirgstheater sowie unter anderem das Zahradní dům (Gartenhaus) in der Nähe des Schlosses. Heute überwiegen im Theater zwar externe Produktionen, doch Kulturhaus-Leiter Přemysl Šoba hat für dieses Jahr erstmals wieder vier eigene Premieren angekündigt, teilweise unterstützt durch Musiker des Konservatoriums Teplice. Da das Kulturhaus gerade saniert wird, ist das Erzgebirgstheater in diesem Jahr auch Spielstätte für die Nordböhmische Philharmonie. Auch das Beethoven-Festival im Frühsommer findet im Erzgebirgstheater statt.
In Tschechien steigt das Interesse an der Europäischen Union
Am 9. Juni wählen die Einwohner in der Europäischen Union ein neues Parlament. Eine Umfrage von Eurobarometer, die im Februar in Tschechien durchgeführt wurde, lässt diesmal auf eine höhere Wahlbeteiligung schließen. Demnach würden 38 Prozent der Wahlberechtigten wählen gehen. Das mag für andere Länder wenig sein. In Tschechien, wo die Beteiligung bei EU-Wahlen bisher immer zu den niedrigsten gehörte, wäre das aber ein neuer Rekordwert.
Das Interesse an den Europawahlen stieg schon vor den letzten Wahlen wieder an, nachdem die Wahlbeteiligung 2014 mit 18,2 Prozent auf ein historisches Tief gesunken war. Nachdem Tschechien am 1. Mai mit neun anderen Staaten Mittel- und Osteuropas sowie Südeuropas der Europäischen Union beigetreten war, hatte die Wahlbeteiligung immer bei knapp über 28 Prozent gelegen. 2019 kehrte sie auf diesen Wert zurück und erreichte mit fast 29 Prozent sogar einen neuen Höchstwert.
Fragt man nach den Prioritäten für die Europawahl, stehen in Tschechien die Themen Verteidigung und Sicherheit (45 Prozent), die Unabhängigkeit bei der Energieversorgung und der Industrieproduktion (40 Prozent) und die Zukunft Europas (35 Prozent) mit weitem Abstand ganz vorn. Das unterscheidet sich teils diametral von dem Gesamtbild aller 27 EU-Staaten, wo lediglich die Priorität Verteidigung und Sicherheit weiter oben steht. Auch das Thema Migration und Asyl bekommt in Tschechien ein stärkeres Gewicht (33 Prozent) als in der Gesamt-EU (24 Prozent).
Mehr Gemeinsamkeiten finden sich bei den Werten, die das EU-Parlament in den kommenden fünf Jahren verteidigen soll. Hier stehen Frieden und Demokratie ganz vorn. Werden in Tschechien danach die Solidarität zwischen den EU-Staaten und Regionen und der Respekt vor nationalen Identitäten, Kulturen und Traditionen etwas mehr betont wird, sind es in der Gesamt-EU der Schutz der Menschenrechte und der Rechtsstaat.
Bei der Frage, worauf sich die EU konzentrieren soll, um ihr Gewicht in der Welt zu stärken, ergibt sich jedoch wieder ein uneinheitliches Bild. Zwar stehen Verteidigung und Sicherheit sowie die Unabhängigkeit bei der Versorgung mit Energie und Rohstoffen und der Infrastruktur ganz oben. In Tschechien wird danach jedoch eine Stärkung der Konkurrenzfähigkeit von Wirtschaft und Industrie betont (40 Prozent/EU27: 27 Prozent). Dagegen stuft die EU27 die Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft mit 30 Prozent höher ein als tschechische Befragte (23 Prozent).
Schnellbahnstrecke: Entscheidung im Juni
Während auf deutscher Seite der Verlauf der neuen Schnellbahnstrecke von Dresden nach Prag geklärt ist, steht die Entscheidung auf tschechischer Seite noch aus. Der Ball liegt derzeit beim Bezirk Ústí. Das Bezirksamt wertet über 600 Stellungnahmen aus. Vor allem der Abschnitt südlich des Böhmischen Mittelgebirges, durch das die Schnellbahn mit einem Tunnel geführt werden soll, ist immer noch nicht zwischen drei Varianten entschieden. Weiterhin umstritten ist der Ausgang des Erzgebirgsbasistunnels auf tschechischer Seite. Doch die Bahninfrastrukturverwaltung Správa železnic drängt auf eine Entscheidung. „Juni ist unser großer Wunsch. Sonst verzögert sich alles - nicht nur der Erzgebirgstunnel, aber auch bereits der Abschnitt Prag-Lovosice, der zuerst gebaut werden soll“, sagt Pavel Hruška, Planungsschef bei Správa železnic.
Bis Juni soll das Bezirksamt alle 600 Stellungnahmen bearbeitet haben. Danach haben die Abgeordneten des Bezirksparlaments das letzte Wort. Sollte es zu keiner Entscheidung kommen, will das Verkehrsministerium das Verfahren an sich ziehen und eine Entscheidung erzwingen. Das ermöglicht ihm eine Neufassung des Baugesetzes. Gegen ein solches Vorgehen wehrt sich Bezirkshauptmann Jan Schiller (ANO): „Wir haben schon so intensiv mit allen betroffenen Gemeinden gerungen. Das wäre dann alles umsonst gewesen“, so der Bezirkshauptmann. Er setzt weiter darauf , einen Kompromiss zu finden.
Keuchhusten-Welle in Nordböhmen
In Nordböhmen sind in den letzten Wochen vermehrt Erkrankungen an Keuchhusten aufgetreten. In der vergangenen Woche meldete die Hygienestation des Bezirkes Ústí einen Anstieg um 130 neue Fälle. Die meisten wurden im Kreis Děčín (27) registriert. Vermehrt taucht die Erkrankung auch in den Kreisen Chomutov (25 Fälle) und Ústí (24 Fälle) auf. Die Verbreitung im Bezirk liegt unverändert bei 16 Fällen auf 100.000 Einwohner. Am stärksten ist die Krankheit in der Altersgruppe 15-19 Jahre mit knapp 92 Fällen auf 100.000 Einwohner verbreitet.
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Förderung von acht Projekten in der Euroregion Elbe/Labe bewilligt
Die Euroregion Elbe/Labe verwaltet einen aus EU-Mitteln gefüllten Kleinprojektefonds zur Unterstützung von deutsch-tschechischen Projekten. In der heutigen Sitzung des Lokalen Lenkungsausschusses in Děčín wurden acht Projektanträge mit einem Gesamtfördervolumen von ca. 70.000 Euro bewilligt. Darunter befinden sich z.B. Ferienlager, Sportspiele, gemeinsame Exkursionen oder auch die Kooperation von Hundesportvereinen. Die Antragsteller kamen aus Sebnitz, Dolní Poustevna, Bad Gottleuba, Tisá, Teplice, Bannewitz, Krásná Lípa, Obercunnersdorf, Bärenstein, Česká Kamenice und Dresden.
Mehr über die Fördermöglichkeit des Kleinprojektefonds erfahren Sie unter www.elbelabe.eu/kpf. Wir würden uns über viele gute Projektanträge sehr freuen. Sagen Sie's gern weiter!
Zur Liste der bewilligten Projekte
Bezirk Ústí modernisiert Krankenhaus Rumburk
Vor fünf Jahren war das Krankenhaus in Rumburk noch ein Pflegefall. Insolvent und von der Schließung bedroht. Einige Abteilungen waren geschlossen, es fehlte nicht nur an Geld, sondern auch an Personal. Dazwischen lag die Übernahme durch die Krankenhausholding des Bezirks Ústí und die Covid-Pandemie, in der das Krankenhaus wieder an Bedeutung gewann. Vor allem, da die Grenzen zeitweise geschlossen waren und Patienten nicht mehr – wie einmal vorgesehen – von sächsischen Kliniken versorgt werden konnten.
Inzwischen hat sich die Lage für das Krankenhaus verbessert. In den kommenden Jahren wird der Bezirk noch einmal massiv investieren. Geplant sind umgerechnet 37,5 Millionen Euro. Mit dem Geld wird die Poliklinik, also das ärztliche Versorgungszentrum saniert. Es entsteht eine völlig neue Notaufnahme und das Krankenhaus bekommt endlich einen eigenen Hubschrauberlandeplatz. Der Großteil der Investitionen soll bis 2027 fertig sein. Die Sanierung des Hauptgebäudes wird noch etwas länger dauern.
Das Krankenhaus, das im Schluckenauer Zipfel 50.000 Menschen versorgt, sollte vor Jahren noch geschlossen werden. Gleichzeitig wurde bereits mit Einrichtungen im benachbarten Sachsen verhandelt, die auf Patienten aus Tschechien warteten. Doch der Plan scheiterte an der Finanzierung.
Děčín schafft Elektrobusse an
Der öffentliche Nahverkehr in Děčín wird sich in den nächsten Jahren verändern. Dafür sorgt die Anschaffung neuer Elektrobusse für die Stadtlinien. Die Stadt hat bereits ein Bieterverfahren gestartet, in dem 20 Elektrobusse angeschafft werden sollen. Die Lieferung der ersten zehn Busse wird bereits im kommenden Jahr erwartet. Dabei zahlt die Stadt nur einen Bruchteil des Preises. Der Großteil wird mit Fördermitteln der Europäischen Union bestritten.
Děčín hat bereits seit drei Jahren immer wieder Elektrobusse verschiedener Hersteller getestet. Entscheidend war, ob die Busse auch das bergige Terrain der Elbestadt beherrschen. Das Ergebnis war positiv. Der Verkehrsbetrieb rechnet lediglich mit einer zusätzlichen Schnellladung im Laufe des Tages.
Welche Firma am Ende die Busse liefert, hängt ausschließlich vom niedrigsten Preisgebot ab. Außerdem fordert die Stadt eine Garantie für die Batterien für die volle Laufzeit von 12 Jahren.
Um weniger Emissionen auszustoßen, hat Děčín in der Vergangenheit bereits 21 Busse mit Erdgasantrieb angeschafft, deren Betriebskosten nach den Preissteigerungen nach Corona sowie mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine steil nach oben gingen. Weiterhin hat Děčín auch noch Dieselbusse im Fuhrpark.
Arbeitslosigkeit in Nordböhmen am höchsten
Die Arbeitslosigkeit im Bezirk Ústí bleibt die höchste in Tschechien. Im März meldeten die Arbeitsämter eine Arbeitslosenquote von sechs Prozent. Das waren zwei Prozentpunkte mehr als im Landesdurchschnitt. Allerdings blieb die Quote gegenüber Februar unverändert. 33.643 arbeitslos gemeldeten Personen standen fast 11.000 offene Stellen gegenüber.
Die Affäre um Bystron und die tschechische Zeitung Deník N
Seit fast drei Wochen bereits steht der AfD-Politiker Petr Bystron in den Schlagzeilen. Er soll Gelder von dem russischen Propagandaportal Voice of Europe angenommen haben. Bystron bestreitet das zwar und der Parteivorstand der Alternative für Deutschland hat ihm das Vertrauen ausgesprochen. Doch je länger die Affäre dauert und je mehr Details und neue Erkenntnisse bekannt werden, um so stärker wird der Politiker für die AfD zur Belastung. Immerhin steht er auf Platz zwei der Kandidatenliste für die im Juni stattfinden Europawahlen. Im Zusammenhang mit der Affäre Bystron fällt immer der Name der tschechischen Zeitung Deník N. Sie stand am Anfang und hatte die Vorwürfe erstmals publik gemacht.
Das ist kein Zufall. Handelt es sich mit Bystron doch um einen Politiker mit tschechischen Wurzeln. 1972 in Olomouc (Olmütz) geboren, emigrierte seine Familie Ende der 1980er Jahre nach Deutschland. Seit einigen Jahren machte er steile Karriere in der AfD. Tschechische Medien schreiben den Politiker trotzdem weiterhin konsequent tschechisch. Das heißt Petr bleibt Petr, der Nachname aber ist Bystroˇň, mit weichem N am Ende. Seine Herkunft erklärt das große Interesse der Medien in Tschechien an ihm. Tschechische Medien haben aber gerade was Recherchen um russische Einflussnahme angeht, sehr gute Quellen. Der tschechische Geheimdienst warnte schon lange vor dem Überfalls Russlands auf die Ukraine vor der Bedrohung aus Russland und dem wachsenden Einfluss nicht nur in Tschechien, sondern auch in anderen Teilen Europas. Tschechische Journalisten gehören zudem zu den aktivsten in Europa, die vernetzt mit Kollegen aus anderen EU-Ländern über den russischen Einfluss recherchieren. Ein europaweites Netzwerk, das russische Fake News aufklären sollte, wurde schon vor Jahren nicht zufällig von einem tschechischen Journalisten geleitet.
Dazu kommt die langjährige Investigativtradition und die gewachsene Medienlandschaft in Tschechien, die in den letzten zehn Jahren sogar noch zugenommen hat. Gerade Deník N ist dafür das beste Beispiel. Die Tageszeitung wurde gegründet, als anderswo Zeitungen schlossen. Ausgangspunkt war die Slowakei, wo sie sehr erfolgreich schnell Leser und Abonnenten fand. Sie war so erfolgreich, dass sie nach Jahren einen Ableger in Tschechien gründete. Dieser hat nun die Affäre um Bystron ins Rollen gebracht.
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Česká Kamenice hat wieder eine astronomische Uhr
Kein Prag-Aufenthalt ohne einen Besuch an der berühmten astronomischen Uhr am Altstädter Ring. Zu jeder vollen Stunde bildet sich regelmäßig eine riesige Traube von Menschen, um das Schauspiel mit den Aposteln zu erleben. Eine ähnliche Traube bildete sich am Ostersonntag auch in Česká Kamenice in der Nerudova-Straße, die den Hauptplatz mit der Wallfahrtskirche der Jungfrau Maria verbindet. Dort ging nämlich eine astronomische Uhr in Betrieb. Auch hier zeigen sich die 12 Apostel. Das Ensemble vervollständigen zwei Glöckner, ein Gerippe und ein Ritter.
Die astronomische Uhr ließ einst ein Uhrmacher bauen, um sein Geschäft anzukurbeln. Doch nach 1945 verlor er sein Gewerbe. Was aus der Uhr wurde, ist nicht bekannt. Aber es war noch die Stelle zu sehen, an der die Uhr einst installiert war. Das Haus in der Nerudova ist inzwischen saniert und letztes Jahr traf die Stadt den Entschluss, wieder eine astronomische Uhr einzubauen. Fast die Hälfte des Geldes kam durch eine Spendensammlung zusammen. Die Figuren wurden von der Glasschule im benachbarten Kamenický Šenov hergestellt.
Baustart für Egerradweg
Seit über zehn Jahren ist von ihm bereits die Rede: dem Radweg am Fluss Ohře, der in Bayern entspringt und dort Eger heißt und bei Litoměřice in die Elbe mündet. Ausgeschildert ist er auch schon und nicht wenige nutzen ihn bereits für Radtouren. Doch bisher führt er über Straßen oder Wald- und Feldwege. Die Straßen sind teils stark befahren, die Wald- und Feldwege haben nicht immer die für Fahrräder passende Qualität. Nun soll der Weg eine eigene, überwiegend asphaltierte Trasse bekommen. Der Bezirk Ústí als Bauherr sucht bereits Firmen für den Bau der ersten Abschnitte. Der erste Teil ist 3,8 Kilometer lang und befindet sich zwischen den Städten Litoměřice und Libochovice. Der zweite Abschnitt ist fünf Kilometer lang und betrifft die Strecke zwischen Žatec und Kadaň. Insgesamt entstehen zwischen Ohře-Mündung und der Grenze zum Bezirk Karlovy Vary (Karlsbad) 20 Abschnitte Radweg.
Deutschsprachige Führungen im Zoo Ústí
Der Zoologische Garten in Ústí nad Labem ist gerade besonders lohnenswert, hat man doch die einzigartige Möglichkeit, vier Gepardenjunge zu beobachten. Die Vierlinge sind nicht mehr ganz klein, aber mit ihren gut sieben Monaten immer noch sehr verspielt. Neben zwei anderen sind es die einzigen Gepardenjunge in Europa in diesem Jahr.
Seit neuestem kann man den Zoobesuch mit einer fachkundigen Führung verbinden, und das sogar in deutscher Sprache. Seit Herbst arbeitet im Zoo die deutsche Freiwillige Amelie Konzelmann. Vermittelt wurde sie durch den Paritätischen in Dresden, der schon seit Jahren im deutsch-tschechischen Freiwilligenaustausch aktiv ist. Amelie Konzelmann hat sich das Wissen über die Zootiere nicht erst in Ústí angeeignet, sondern kam schon mit Vorwissen in die Elbestadt. Die Führungen starten bereits an diesem Wochenende, jeweils 10 und 13 Uhr. Es sind auch historische Führungen oder Nachtführungen möglich. Eine Voranmeldung ist gewünscht. Alle Informationen einschließlich Kontaktdaten finden sich auf der deutschen Version der Webseite des Zoos. Tickets für die Führung erhalten Sie an der Kasse. Konzelmann bietet auch spannende Bildungsprogramme für Schulklassen zu unterschiedlichen Themen wie "Die Nahrungskette", "Verhaltensbiologie" oder "Illegaler Tierhandel". Sie sind für unterschiedliche Altersgruppen ausgelegt. Mehr Informationen finden sich ebenfalls auf der Webseite.
Tag ohne Eile
Es einen Tag mal langsamer angehen, das gönnt sich Tschechien einmal im Jahr. Am Mittwoch war es soweit. Alle in Tschechien waren aufgerufen, das Tempo rauszunehmen. Initiiert wurde dieser Tag vom Tschechischen Versicherungsverband. Anlass war die Zahl der Verkehrstoten, für die häufig eine überhöhte Geschwindigkeit oder aus Eile resultierende Unaufmerksamkeit verantwortlich ist. Deshalb will der Tag daran erinnern, die vorgegebenen Geschwindigkeiten im Straßenverkehr einzuhalten und stressfrei hinter dem Steuer unterwegs zu sein.
Doch der Tag ohne Eile hatte nicht nur mit dem Straßenverkehr zu tun. In Opava begann das Halbfinal-Pokalspiel zwischen Gastgeber Opava und Favorit Sparta Prag aus Anlass des Tages einige Minuten später. Auch Theateraufführungen fingen später an. Sogar das Figurenspiel der berühmten astronomischen Uhr am Prager Rathaus wurde 10 Uhr für einige Minuten angehalten. Stattdessen läutete der Tod 138-mal mit dem Glöckchen – einmal für jedes Opfer, das im vergangenen Jahr im Straßenverkehr wegen überhöhter Geschwindigkeit ums Leben gekommen ist.
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März 2024
Tschechien feiert Ostern mit Riesenosterei
Ostern steht nicht nur vor der Tür, sondern im tschechischen Jablonné v Podještědí als ein riesiges Osterei mitten auf dem Hauptplatz. Nur knapp sechs Kilometer von der Grenze zu Sachsen entfernt, avancierte es in den letzten Tagen zur Touristenattraktion. Fotos mit dem Ei werden eifrig in sozialen Netzwerken geteilt. "Das Ei wurde von eifrigen Bastlern im Ortsteil Heřmanice in 80 Stunden Feierabendarbeit gefertigt", sagt Bürgermeister Jiří Rýdl. Es ist rund drei Meter hoch und dürfte damit das größte Ei weit und breit sein. Es besteht aus einem Drahtgeflecht aus Stahl, durch das Weidenruten und farbige Stoffbahnen geflochten wurden. "Wir hatten es schon letztes Jahr aufgebaut, allerdings da nur als reines Drahtgeflecht. Das geschmückte Osterei ist also eine Premiere", so der Bürgermeister weiter. Es ist noch mindestens bis Ostermontag zu bewundern. "Wir bauen es bestimmt nicht gleich am Dienstag wieder ab, sondern werden es auch nach Ostern noch ein paar Tage stehen lassen", sagt Rýdl angesichts des großen Interesses.
Das Osterei hat auch in Tschechien eine bis heute lebendige Tradition. Es gilt als Sinnbild für Fruchtbarkeit. Bunt geschmückt in vielen Varianten wurde es traditionell Ostermontag von Frauen den von Haus zu Haus ziehenden Männern überreicht.
Bahnstrecken leben wieder auf
Karfreitag starten im Nachbarland die Touristischen Eisenbahnlinien in die neue Saison. Das betrifft auch Zugstrecken, die im Rest des Jahres stillgelegt sind. Das gilt zum Beispiel für die im Volksmund genannte Ziegenbahn von Děčín nach Telnice, der Opárno-Express von Litoměřice nach Chotiměř im Böhmischen Mittelgebirge oder die Strecke von Ústí-Střekov nach Zubrnice, das auch als Museumsdorf bekannt ist. Die Züge fahren am Wochenende und an Feiertagen und es gilt das Elbe-Labe-Ticket. Auf den meisten Strecken werden historische Züge eingesetzt. Das Elbe-Labe-Ticket gilt auch auf den touristischen Schiffslinien T91 bis T93 auf der Elbe von Ústí nach Litoměřice oder Hřensko. Fahrpläne und weitere Strecken der mit einem „T“ bezeichneten Linien finden sich auf der Internetseite des Bezirks Ústí. Die Seite ist zwar nur auf Tschechisch, aber es ist die Navigation links über "Železniční linky" (Bahnlinien) und "Lodní linky a přívozy" (Schiffslinien und Fähren) möglich.
Osterreiten in Mikulášovice
Am Ostersonntag sind auch bei den tschechischen Nachbarn die Osterreiter unterwegs. Bei dem Brauch, der seit einigen Jahren wieder in Mikulášovice gepflegt wird, handelt es sich ursprünglich um eine Tradition der dort noch lebenden deutschen Minderheit. Die Prozession mit den Pferden startet unmittelbar nach der Heiligen Messe, die wiederum 10 Uhr in der Kirche des heiligen Nikolaus beginnt.
NGOs kritisieren Wohnsituation in Prag
Mehrere tschechische Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, welche die Wohnsituation in Prag als die schlechteste in Europa einschätzt. Nirgendwo anders seien Unterkünfte so unerschwinglich wie in der tschechischen Hauptstadt, heißt es in der Studie. Die NGOs fordern kommunalen Wohnungsbau, den es bisher so nicht gibt in Prag, sowie die Regulierung der Mieten.
Die Ergebnisse der Studie, die an eine vergleichbare Untersuchung im Jahr 2018 anschließt, korrespondieren mit der Einschätzung des Wirtschaftswissenschaftlers Martin Červinka in der Tageszeitung Hospodářské noviny. Er verweist auf die wieder anziehenden Kaufpreise für privaten Wohnraum und das begrenzte Angebot, das die Preise zusätzlich anheizt. Der Wohnungsbau war auch in Tschechien aufgrund der explodierenden Baupreise zum Erliegen gekommen. Außerdem hatte die tschechisch Notenbank die Leitzinsen deutlich stärker erhöht als die Europäische Zentralbank, was die Kosten für Wohnungskäufer erhöhte und zusätzlich die Bereitstellung neuen Wohnraums dämpfte. Inzwischen hat die Notenbank eine erste Zinssenkung vorgenommen. Doch der Wohnungsbau ist noch nicht wieder angesprungen. Auch die Mieten bleiben weiter auf einem hohen Niveau.
Červinka verweist auf Daten des Statistikamtes, dass Prag in den letzten zwei Jahren um 100.000 Einwohner gewachsen ist. Mobilfunkdaten lassen darauf schließen, dass die Zahl der Einwohner sogar noch höher ist als die offiziellen 1,38 Millionen. Dahinter steht vor allem der Zuzug ukrainischer Flüchtlinge in den letzten Jahren. Gleichzeitig wertete Červinka die Situation auch positiv. Es sei beachtlich, wie der Wohnungsmarkt den Zuzug so vieler Menschen in so kurzer Zeit aufgenommen habe.
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Präsident Petr Pavel zu Besuch in Dresden
Am 15. März weilte der tschechische Präsident Petr Pavel in Dresden. Anlass war die Eröffnung der Ausstellung "Fragmente der Erinnerung" der Staatlichen Kunstsammlungen gemeinsam mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer im Lipsius-Bau. Diesen traf Präsident Pavel zuvor zu Gesprächen über die sächsisch-tschechischen Beziehungen und die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit (sicher auch über unsere Tschechisch-Deutschen Kulturtage). Abschließend stand ein Besuch im Dresdner Werk des Halbleiterherstellers GlobalFoundries auf dem Programm.
Ausstellung des Reliquienschatzes des Prager Veitsdoms im Lipsiusbau
Am 15. März wurde im Dresdner Lipsiusbau an der Brühlschen Terrasse die Ausstellung "Fragmente der Erinnerung" eröffnet (siehe oben), die bis zum 8. September zu sehen sein wird.
Im Zentrum steht der über Jahrhunderte gewachsene Reliquienschatz des Prager Veitsdoms – eine der bedeutsamsten Sammlungen von Belegstücken des christlichen Glaubens – der als heilig und wunderwirkend verehrt wurde. Die Ausstellung präsentiert diesen Schatz anhand 125 mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Stücke zum ersten Mal in seiner Geschichte außerhalb seines ursprünglichen Bestimmungsortes.
Darüber hinaus eröffnen drei zeitgenössische Künstler zusätzliche Perspektiven auf das Thema des zivilisatorischen Gedächtnisses. Edmund de Waal regt mit keramischen Werken zur Reflexion über Geschichte an, die teilweise nur noch aus fragmentarischen Erinnerungen besteht. Josef Koudelka zeigt mit großformatigen Fotografien der Mauer zwischen Israel und der palästinensischen Westbank, wie diese Landschaft zerschnitten wird, in der die drei großen monotheistischen Weltreligionen ihre Wurzeln und sakralen Stätten haben. Der Film „In the Land of Drought“ von Julian Rosefeldt verwendet verlassene Filmkulissen, um Erinnerungen an die biblische Vorgeschichte und die Geschichte der Menschheit, vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika, wachzurufen. Außerdem wendet sich der Film den realen Spuren der industriellen Vergangenheit Mitteleuropas mit großen Kratern und verlassenen Industriemaschinen zu, die heute zerstörte Landschaften prägen.
Ústí verabschiedet legendäre Škoda-Obusse
Das Straßennetz von Ústí nad Labem ist künftig um eine Attraktion ärmer, zumindest aus Sicht vieler Obusfreunde: Diese Woche verabschiedete der städtische Verkehrsbetrieb DPmÚL die legendären Škoda-Oberleitungsbusse vom Typ 15Tr. Die durch ihr eckiges Äußeres markanten Fahrzeuge fuhren seit Januar 1989 in der Stadt und wurden nun durch moderne, ebenfalls von Škoda/Solaris stammende Neufahrzeuge ersetzt. Diese verfügen zusätzlich über Hilfsantriebe auf Batteriebasis und ermöglichen daher, auch Linienabschnitte ohne Oberleitung zu befahren. Die letzten regulären Einsätze des Škoda 15Tr fanden bereits Ende Februar statt, doch diese Woche – also bis morgen! – fahren zwei bis zum Schluss aktive Exemplare noch ein letztes Mal im Rahmen einer Abschiedswoche auf verschiedenen Linien. Am Sonntag gibt es eine offizielle Abschiedsrundfahrt durch die Stadt, die jedoch bereits zwei Tage nach ihrer Veröffentlichung ausverkauft war. Das zeigt die Beliebtheit der kantigen Oldies.
Zwischen 1988 und 2004 wurden im Škoda-Werk in Ostrov nad Ohří knapp 500 Exemplare des 15Tr für zahlreiche Staaten des einstigen Ostblocks gefertigt. In Ústí fuhr mit insgesamt 77 Fahrzeugen die weltweit größte Flotte dieses Typs. Obusse verkehren in Ústí nad Labem seit 1988 und sind heute fester Bestandteil des lokalen ökologischen Verkehrskonzepts. Das Netz wurde in den 1990er und frühen 2000er Jahren erheblich erweitert. Die Topografie der Stadt mit ihren in Höhenlagen errichteten Neubaugebieten bietet optimale Voraussetzungen für die Nutzung dieses Verkehrsmittels.
Filmfestival »Jeden svět« gestartet
Am Mittwoch wurde in Prag das Menschenrechts-Filmfestival »Jeden svět« (Eine Welt) eröffnet. Das Festival wurde 1999 ins Leben gerufen und ist fester Bestandteil der Arbeit der international tätigen Hilfsorganisation "Člověk v tísni" (Mensch in Not). Heute ist das Festival das größte seiner Art weltweit.
Präsentiert werden Dokumentarfilme über Menschenrechte aus aller Welt. Jedes Jahr kommen nicht nur Filmemacher aus verschiedenen Ländern der Welt dorthin, sondern auch Protagonisten und Verteidiger der Menschenrechte. Gespräche mit ihnen sind eine der Säulen des Programms.
Das Festival findet nicht nur in Prag statt, sondern in diesem Jahr in 47 weiteren Städten in ganz Tschechien. In unserer Region werden Filme in Ústí nad Labem (bis zum 23. März bei unseren Freunden vom Hraničář) und vom 10. bis 13. April in Děčín gezeigt.
Mehr Zugverbindungen nach Prag
Ab dem 26. März startet das Unternehmen European Sleeper eine neue Nachtzugverbindung zwischen Prag und Brüssel. Diese verkehrt allerdings nicht täglich, sondern nur dreimal pro Woche. Für die Strecke Dresden-Prag wird wohl niemand einen Liegewagen buchen, aber der Zug bietet auch Sitzplätze. Von Prag startet der Zug 18.04 Uhr, so dass an bestimmten Tagen zwischen 17.30 und 18.30 Uhr gleich drei Züge nach Dresden fahren. Später am Abend sieht es aber erstmal weiter mau aus. In der Gegenrichtung fährt der Zug um 8.31 Uhr ab Dresden Hbf.
Vom 11. Juni bis 15. September wird ein zusätzlicher Eurocity mit Abfahrt in Prag um 20.28 Uhr eingesetzt, der eine späte Fahrt ermöglicht. Wichtig für alle Fans: Dieser EC soll einen bewirtschafteten Speisewagen haben. Umgekehrt kann man bereits sehr früh, um 3 Uhr, nach Prag fahren.
Die Einschränkungen durch die Bauarbeiten im Elbtal werden geringer, so dass bereits seit Mittwoch der Railjet zwischen Dresden und Graz über Prag, Brno und Wien wieder verkehrt, der im Dezember vorübergehend eingestellt werden musste. Außerdem entfällt ab nächster Woche der gelegentliche Schienenersatzverkehr für den Eurocity zwischen Ústí nad Labem und Dresden.
Sanierte Synagoge in Žatec eröffnet
Am Dienstag wurde die frisch sanierte Synagoge in Žatec im Beisein des tschechischen Kulturministers Martin Baxa feierlich eröffnet. Das Besondere ist dabei nicht nur, dass sie das zweitgrößte jüdische Baudenkmal in Tschechien darstellt (nach der Großen Synagoge in Plzeň), sondern auch, dass die Sanierung komplett von einem Privateigentümer durchgeführt wurde. Der Unternehmer und frühere Oberbürgermeister von Chomutov Daniel Černý hatte die Synagoge 2012 in einer öffentlichen Auktion für rund 1,5 Mio. Euro erworben und sie dann für nochmal rund 2,2 Mio. Euro saniert. Dafür nutzte er vor allem EU-Fördermittel. In der Synagoge werden nun wieder Gottesdienste stattfinden, während im benachbarten Rabbinerhaus ein Museum eingerichtet wurde.
Es gibt eine eigene Website zur Synagoge, auf der man viele historische Fotos findet, die u.a. auch den beklagenswerten Zustand vor der Sanierung zeigen.
Tschechische Literatur in Leipzig
Gestern wurde in Leipzig die diesjährige Buchmesse eröffnet. Tschechien ist dort wieder mit einem Stand des Tschechischen Literaturzentrums (České literární centrum, CzechLit) vertreten. Noch bis Sonntag können Sie sich dort informieren, welche aktuellen tschechischen Werke auf Deutsch erschienen sind. Außerdem finden mehrere Lesungen tschechischer Autorinnen und Autoren im Rahmen der Reihe "Echo Tschechien" statt.
Zum Programm von Echo Tschechien
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Nationalpark sperrt Edmundsklamm für weitere drei Jahre
Die beliebte Edmundsklamm (Edmundova soutěska) in der Böhmischen Schweiz bleibt deutlich länger geschlossen als bisher bekannt. Der Nationalpark Böhmische Schweiz teilte mit, dass er bis 2027 keine Baumfällarbeiten in und oberhalb der Edmundsklamm durchführen wird. Das gleiche gilt für den Gabrielensteig (Gabrielina stezka) von Mezní Louka (Rainwiese) zum Prebischtor (Pravčická brána). Damit bleiben die beliebten Wege aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Die Umgebung der beiden Wege soll nach Aussagen der Nationalparkverwaltung für drei Jahre sich selbst überlassen bleiben. „Es hat sich gezeigt, dass wir die Wege am schnellsten wieder öffnen können, wenn wir der Natur noch etwas Zeit geben, sich zu regenerieren“, begründet Nationalparkleiter Pavel Kříž. Im Rahmen von Studien wurde u.a. eine Probefällung oberhalb der Edmundsklamm durchgeführt. Der Eingriff habe gezeigt, dass eine Fällung im großen Stil die Natur rund um die Wege zerstören würde und eine Sicherheit gleichzeitig nicht gegeben wäre. „Die Fällungen würden die dünne Bodenschicht stören“, so Direktor Kříž. Dabei könnten sich Steine und Felsbrocken lösen. Zudem sind die Fällungen selbst nicht ungefährlich und mit hohe Kosten verbunden.
Die verbrannten Stumpfe einfach stehen lassen, hat laut Kříž noch weitere Vorteile. Sie speichern Feuchte und sorgen für einen nachhaltigen Abfluss von Regenwasser in Bodenschichten. Gleichzeitig sind die Baumstümpfe Futter für Insekten, die wiederum als Nahrung Vögel in dem Gebiet halten. Einige Vogelarten sowie Fledermäuse nutzen die toten Bäume zugleich als Nistplatz. Außerdem haben die verbrannten Bäume noch tausende Samen gestreut, die im letzten Jahr aufgegangen sind. Auch diese natürliche Aufforstung würde der Holzeinschlag zerstören. Ein vom Nationalpark in Auftrag gegebenes Video zeigt, wie es jetzt am Gabrielensteig und oberhalb der Edmundsklamm aussieht und welche Folgen ein Einschlag hätte.
Die Sperrung bis ins Jahr 2027 ist ein harter Schlag. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich vor allem die Gemeinde Hřensko enttäuscht, der die Edmundsklamm gehört und welche die Kahnfahrten betreibt. „Das Problem ist ja, dass wir in weiten Teilen die Aufgaben des Staates übernehmen. Wir finanzieren eine Feuerwehr, die sich nicht nur an vorderster Linie um Brandschutz kümmert, sondern auch um die Bergwacht. Wir geben viel Geld für die Ortspolizei aus, die in vielerlei Hinsicht die abwesende staatliche Polizei ersetzt. Das kostet viel Geld und da fehlen uns die Einnahmen aus der Edmundsklamm schmerzlich“, sagte der stellvertretender Bürgermeister Robert Mareš in einer ersten Reaktion der Tageszeitung Mladá fronta Dnes.
Zoo Děčín für drei Monate autofrei
Wer in den kommenden Monaten den Zoo in Děčín besuchen möchte, muss sich auf einen kleinen Spaziergang einstellen. Wegen Bauarbeiten ist die einzige Zufahrtsstraße zum Zoo, die Žižkova-Straße, seit Montag gesperrt. Ab 9. Juni soll die Straße wieder frei sein und damit noch vor Beginn der Hauptsaison. Doch bis dahin sind Besucher mit Kondition gefragt, denn der Zoo liegt oberhalb der Schäferwand (Pastýřská stěna). Zwar ist die Straße nur in der Woche zwischen 8 und 17 gesperrt. Aber die Zeiten können sich noch ändern und die Durchfahrt ist außerhalb der Zeiten der Bauarbeiten nur für PKWs möglich.
So oder so empfiehlt der Magistrat von Děčín, das Auto auf dem Parkplatz an der Straße Práce zwischen Eisenbahnschienen und Elbe abzustellen und den Fußweg über die Jahn-Aussicht (benannt nach dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn) und weiter bergauf zum Zoo zu nutzen. Mit 670 Metern wäre das zugleich der kürzeste Weg zum Zoo. Diese Variante ist auch vom Hauptbahnhof gut erreichbar. Als zweite Möglichkeit wird der rot markierte Wanderweg ab Tyrš-Brücke über die Puchmayerova-Straße hinauf zur Schäferwand empfohlen. Das Auto könnte dann am Parkplatz unterhalb der Tyrš-Brücke geparkt werden. Dieser Weg ist mit knapp einem Kilometer etwas länger.
Für den Zoo kommt die Sperrung zur Unzeit, denn er feiert in diesem Jahr sein 75. Jubiläum. In einer ersten Reaktion verlegte er eine seiner Veranstaltungen zum Jubiläum kurzerhand vom Mai in den August. Nunmehr ruft der Zoo am 31. August seine Fans auf, mit einem Bären-Nicki in den Zoo kommen. Denn der Sibirische Braunbär Bruno ist das Maskottchen des Zoos und mit Abstand beliebteste Tier. Mit möglichst vielen Nicki-Trägern möchte der Zoo einen neuen Rekord aufstellen.
Tschechien feiert 25 Jahre NATO-Mitgliedschaft
Drei JAS-39 Gripen-Jagdflieger, zwei Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeuge und ein A-400MS Atlas-Transporter aus Deutschland flogen am 12. März nur 200 Meter über die tschechische Hauptstadt. Mit dieser symbolträchtigen Formation feierte Tschechien 25 Jahre Mitgliedschaft in der NATO. Im März 1999 traten auch Polen und Ungarn als erste ehemalige Ostblock-Staaten dem transatlantischen Verteidigungsbündnis bei.
Als Ehrengast nahm der damalige US-Präsident Bill Clinton an den Feierlichkeiten in Prag teil. Sein Besuch rief Erinnerungen wach, zumal der tschechische Präsident und frühere höchstrangige NATO-General Petr Pavel seinem Gast einen Besuch im legendären Jazz-Club Reduta ermöglichte. Dorthin hatte ihn 1994 der frühere Präsident Václav Havel ausgeführt. Clinton war nicht nur begeistert, sondern ließ sich auch zu einem Saxophon-Solo überreden.
Das Musizieren überließ er an diesem Abend anderen, aber er erinnerte daran, dass er es war, der die gebürtige Tschechin Madeleine Albright erst zur UNO-Botschafterin und später zur Außenministerin ernannte. Albright, gute Freundin Havels, unterstützte vehement dessen Bemühen, Tschechien so schnell wie möglich in die NATO zu bekommen. Dafür setzte Havel sein ganzes außenpolitisches Gewicht ein, und es ist bezeichnend für die Prioritäten in dem Nachbarland, dass Tschechien zuerst der NATO beitrat und dann der Europäischen Union.
Es war ebenfalls bezeichnend, dass ausgerechnet in dieser Woche Tschechien melden konnte, genug Geld für den Kauf von 800.000 Schuss Artilleriemunition in Drittstaaten eingesammelt zu haben, um damit kurzfristig den Munitionsmangel in der Ukraine zu beheben. Der britische The Telegraph konnte diese Initiative nicht hoch genug einschätzen. "Wenn es stimmt, dass die Artillerie der König des Krieges ist, dann ist dieses kleine osteuropäische Land gerade der Königsmacher..." Außer der Tatsache, dass sich Tschechen eher als Mitteleuropäer sehen, werden diesen Satz in Tschechien viele unterschreiben können.
Verstimmung zwischen Prag und Bratislava
Wo sonst kein Blatt dazwischen passt, herrscht gerade kühle Distanz: Die beiden Nachbarländer Tschechien und Slowakei, die sich vor über 30 Jahren vorbildlich aus der Tschechoslowakei in zwei unabhängige Staaten getrennt haben, sind gerade über den Umgang mit der russischen Aggression in der Ukraine entzweit. Die tschechische Regierung hatte Anfang März beschlossen, die regelmäßigen Regierungskonsultationen auszusetzen.
Erst im Herbst, nachdem in Bratislava der Linkspopulist Robert Fico das Amt des Regierungschefs übernommen hatte, waren sich beide Seiten einig gewesen, die Konsultationen fortzusetzen. Auch der Gipfel der Visegrád-Staaten, also zwischen Ungarn, Polen, der Slowakei und Tschechien, war Ende Februar in Prag versöhnlich zu Ende gegangen. Dabei könnten die Auffassungen zu Russland und der Ukraine gerade unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite stehen der Pole Donald Tusk und der Tscheche Petr Fiala, beide klare Verbündete der Ukraine und überzeugte Transatlantiker. Auf der anderen Seite mit Viktor Orbán der ewige Störenfried in der EU, der von seiner Putin-Verehrung nicht lassen mag. Robert Fico mag andere Beweggründe haben, aber in seiner prorussischen Haltung nimmt er sich mit Orbán nichts.
Damit war aber für Prag nun eine rote Linie überschritten. Die Tschechen haben gerade erfolgreich eine Koalition für Munitionslieferungen an die Ukraine geschmiedet. Da ist die Weigerung Ficos, die Ukraine militärisch zu unterstützen, ein Affront. Wie lange die neue Eiszeit dauert und ob und wann die Konsultationen wieder aufgenommen werden, ist noch nicht bekannt.
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Vorerst keine RegioJet-Züge nach Prag
Das tschechische Eisenbahnunternehmen RegioJet startet vorerst keine regelmäßigen Zugverbindungen zwischen Prag und Berlin. Ursprünglich sollten auf der Strecke Prag-Dresden-Berlin ab 20. März täglich drei Zugpaare pendeln. Wie das Unternehmen mitteilte, hätte die Deutsche Bahn als Netzbetreiber keine ausreichende Streckenkapazität zur Verfügung gestellt. Auf Nachfrage von saechsische.de antwortete die Deutsche Bahn allerdings, dass RegioJet Kapazitäten erhalten hatte. Allerdings hätten sich die Fahrtzeiten aufgrund von Bauarbeiten verändert. Das sei für RegioJet offenbar nicht mehr attraktiv gewesen. "Die Slots waren nicht gut", wird RegioJet-Sprecherin Alexandra Janoušek Kostřicová von saechsische.de zitiert, und meint damit die von Deutsche Bahn angebotenen Fahrzeiten. RegioJet startet dagegen in Österreich und Ungarn durch. So wird die Zahl der Zugverbindungen zwischen den Hauptstädten Wien und Budapest aufgrund der hohen Nachfrage ab 4. April auf acht verdoppelt. Auch zwischen Prag und Brno kommt in den Morgen- und Abendstunden jeweils ein Zugpaar hinzu. Zwischen Prag und Dresden sowie Berlin bietet RegioJet aber wie gehabt Fernbusse an.
Kleiner Trost für die Strecke Berlin-Dresden-Prag ist die Verlängerung der Nachtzugverbindung European Sleeper aus Brüssel und Amsterdam nach Berlin weiter über Dresden in die Moldaustadt. Damit ergibt sich immer dienstags, donnerstags und samstags morgens eine weitere Direktverbindung aus Dresden und Bad Schandau. Der Zug fährt ab Dresden 8.24 Uhr (Neustadt) bzw. 8.31 (Hauptbahnhof) sowie ab Bad Schandau (8.58 Uhr).
Von Prag aus kommt (18.04 Uhr ab Hauptbahnhof) jeweils Dienstag, Donnerstag und Sonntag eine zusätzliche Verbindung am Abend hinzu.
Bischofsweihe in Litoměřice
Am 2. März wurde der erst 52-jährige Stanislav Přibyl zum neuen Bischof des Bistums Litoměřice (Leitmeritz) geweiht. Der Weihe in der bis auf den letzten Platz besetzten Stephans-Kathedrale wohnten zahlreiche geistliche Würdenträger auch aus dem Bistum Meißen bei. Gleichzeitig bedeutete die Weihe den Abschied des scheidenden Bischofs Jan Baxant, der sein Amt aus Altersgründen nach 15 Jahren niederlegte.
Přibyl ist der jüngste Bischof der katholischen Kirche in Tschechien. In Litoměřice ist er kein Unbekannter. Der gebürtige Prager diente von 2009 bis 2016 im Bistum als Generalvikar. Wenn es seine Zeit zulässt, spielt Přibyl Orgel. Er spricht mehrere Sprachen, darunter auch Deutsch.
Tschechien stärkt Deutsch als Minderheitensprache
Das tschechische Parlament hat einer Erweiterung des Deutschen als Minderheitensprache zugestimmt. Damit wird Deutsch auf eine neue Stufe gehoben. Der Beschluss trat zu Ende Februar dieses Jahres in Kraft.
Die neuen Bestimmungen beziehen sich auf die Europäische Charta der Minderheitensprachen, die Tschechien bereits im Jahr 2006 verabschiedet hat. Sie besteht aus verschiedenen Stufen je nachdem, wie stark die Minderheitensprache geschützt wird. Deutsch wurde mit dem Beschluss nun in die dritte und höchste Stufe aufgenommen. Das gilt in den Regionen, in denen die deutsche Minderheit am stärksten vertreten ist. Neben drei Kreisen in Mährisch-Schlesien und Südböhmen sind das vor allem Kreise in Nordböhmen nahe der Grenze zu Sachsen wie Cheb, Sokolov, Karlovy Vary, Ústí und Liberec.
Für diese Kreise gelten neu 35 Förderbestimmungen. Dazu gehören unter anderem zweisprachige Schulen und Kindergärten, ein verstärkter Deutsch-Unterricht, aber auch die Möglichkeit, Deutsch bei Gericht sowie bei Behörden zu gebrauchen oder Rechtsurkunden auf Deutsch auszustellen. Auch außerhalb der acht Kreise soll Deutsch verstärkt gefördert werden. Das betrifft zum Beispiel den Unterricht in der Geschichte und Kultur der Deutschen in Tschechien sowie eine Förderung des Deutsch-Unterrichts.
Sowjetdenkmal muss weichen
Die Abgeordneten der Stadt Litoměřice haben beschlossen, das Denkmal des Sowjetsoldaten aus dem Jirásek-Park zu entfernen. Die Abgeordneten reagierten damit auf eine Petition, die zu einer Beseitigung des Denkmals aufgerufen hatte. Sie verabschiedeten aber einen Kompromissvorschlag. Demnach soll das Denkmal, das 1975 errichtet wurde, nicht ganz beseitigt, sondern an einen alternativen Ort verlegt werden. Autor des Denkmals ist der Künstler Otakar Petroš. Die Enthüllung erfolgte aus Anlass des 30. Jahrestages, an dem Tschechien von den Alliierten befreit wurde.
Der jetzige Standort im Jirásek-Park ist sehr prominent. Das Denkmal war in der Vergangenheit schon mehrfach beschmiert worden. Allein seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine war es zu zwei neuen Farbanschlägen gekommen. Nach dem zweiten Farbanschlag hatte ein weiterer Unbekannter die Farbe teils wieder beseitigt und auf die ukrainischen Soldaten verwiesen, die in den Reihen der Roten Armee an der Befreiung Tschechiens beteiligt waren.
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Mit Direktbus von Schmilka zum Prebischtor
Mit Beginn der Ausflugssaison verbessert sich die Verkehrsverbindung aus Sachsen in die Böhmische Schweiz. Die neue Buslinie 435 fährt künftig an Wochenenden und Feiertagen jede Stunde ab Schmilka, Parkplatz über Hřensko, Mezní Louka bis nach Mezná. Er hält auch an der Haltestelle Tři prameny, wo der Fußweg zum Prebischtor (Pravčická brána) beginnt.
Die Linie 435 gab es schon bisher. Geändert hat sich der Verlauf. Außerdem fährt sie mit dem Stundentakt deutlich häufiger. Sie nimmt ihren Betrieb Karfreitag (29. März) auf und verkehrt das ganze Jahr bis zum 3. November. In den beiden Sommermonaten Juli und August verkehrt der Bus sogar täglich.
Für Touristen aus Sachsen ergeben sich damit zwei Zustiegsmöglichkeiten: eine in Schmilka und eine in Hřensko, wo die Fähre von der S-Bahn-Station Schöna übersetzt. Wie die genauen Anschlüsse ausfallen, muss sich noch zeigen, da der Fahrplan erst am 20. März vom Rat des Bezirkes Ústí verabschiedet wird. "Eine Anbindung an die S-Bahn und die Fähre war nicht primär unser Thema", sagt Magdalena Fraňková, Sprecherin des Bezirks Ústí. "In Verbindung mit der Linie 438, die von Děčín kommt und um eine halbe Stunde versetzt ebenfalls nach Mezná fährt, ergibt sich aber ein interessanter Halbstunden-Takt von Hřensko nach Mezná", so Fraňková weiter.
Die Busse der Linie 435 halten überdies in der Nähe der Fähre von Schöna, was ein Umsteigen erleichtert. Überdies ist in der noch zu verabschiedenden Fahrplanversion an der nächsten Haltestelle Hřensko střed (Mitte) eine Umsteigemöglichkeit zur Linie 434 vorgesehen, mit der man nach Jetřichovice (Dittersbach) und Krásná Lípa (Schönlinde) weiterfahren kann. Die Busse 438 halten weiter an der Haltestelle Hřensko, nábřeží.
Die 435 soll trotz des Beginns in Schmilka komplett im tschechischen Tarif DÚK (Verkehrsverbund des Bezirks Ústí) fahren, so dass kein grenzüberschreitender Tarif anfällt. Die Fahrkarte von Schmilka bis zum Prebischtor-Abzweig Tři prameny kostet zum Beispiel 20 Kronen (0,80 Euro), das Ticket bis Mezná 31 Kronen (1,24 Euro). Gezahlt wird in den Bussen entweder bar in Kronen oder mit der Kreditkarte. Das Elbe-Labe-Ticket gilt in dem Bus natürlich auch.
Kurz vor Ostern fallen übrigens die baubedingten Einschränkungen auf deutscher Seite zwischen Bad Schandau und Schmilka weg. Ab 20. März fährt die S-Bahn wieder bis Schöna. Auch die Nationalparkbahn verkehrt wieder in regulärer Weise.
Auch in diesem Jahr können Urlauber, die mindestens zwei Nächte in der Böhmischen Schweiz, dem tschechischen Elbsandsteingebirge oder im Schluckenauer Zipfel übernachten, öffentliche Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Die Gutscheine dafür werden elektronisch in den Hotels und Pensionen ausgegeben. Da das allerdings nicht immer automatisch passiert, empfiehlt es sich notfalls nachzufragen.
Elbe-Werft bei Děčín ist insolvent
Eine der letzten Elbe-Werften ist zahlungsunfähig. Das Bezirksgericht in Ústí nad Labem (Aussig) stimmte dem Insolvenzantrag von 30 Beschäftigten der Firma České loděnice zu. Die Firma mit Werft im Děčíner Stadtteil Křešice schuldet den Beschäftigten über eine Million Kronen (rund 40.000 Euro) ausstehende Gehaltszahlungen. Damit kamen die Beschäftigten einem Antrag der Firma selbst zuvor. Darin ist von Verbindlichkeiten in Höhe von 60 Millionen Kronen (2,4 Millionen Euro) die Rede. Doch das ist noch nicht alles. Weitere Gläubiger sind aufgefordert sich zu melden. Gleichzeitig hat die Firma bereits eine Vorlage zur Reorganisation der Firma vorbereitet. Der muss der Gläubigerausschuss in der ersten Maihälfte zustimmen.
Die Probleme der Werft begannen mit der Covid-Pandemie 2020 und verstärkten sich mit steigenden Energiepreisen im Jahr darauf und der allgemein hohen Inflation, die mit der russischen Aggression in der Ukraine noch an Fahrt aufnahm. Hinzu kam eine schleppende Zahlungsmoral von Kunden der Werft. Ein dauerhaftes Problem für die Werft war auch die unsichere Schiffbarkeit der Elbe. In manchen Jahren dauerte es Monate, bis fertige Schiffe zu den Auftraggebern in die Niederlande oder nach Deutschland transportiert werden konnten.
Die Tradition des Schiffbaus in der Werft von Křešice reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In den letzten Jahren liefen vor allem Schiffsrumpfe für große Güterschiffe vom Stapel, die daraufhin im Schiffsverband nach Deutschland oder in die Niederlande transportiert und dann vor Ort fertig montiert wurden.
Die Zukunft der Werft liegt nun in den Händen der Gläubiger. Stimmt eine Mehrheit von ihnen im Mai der Restrukturierung zu, kann es mit dem Schiffsbau in Děčín weitergehen. Lehnen sie den vorgelegten Plan ab, dürfte das Ende der 150-jährigen Geschichte des Schiffbaus in Děčín nicht mehr zu verhindern sein.
Durchschnittseinkommen in Tschechien bei rund 10.700 Euro
Das Durchschnittseinkommen in Tschechien lag 2022 bei 259.900 Kronen (entsprach Ende 2022 ca. 10.700 Euro) pro Person und Jahr. Es ist damit zwar im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent gestiegen. Aufgrund der sehr hohen Inflation – einer der höchsten in Europa – sanken die Einkommen allerdings real um 6,5 Prozent. Dies teilte das tschechische Statistikamt (ČSÚ) diese Woche mit, welches dafür jedes Jahr 11.500 Haushalte befragt.
Die Zahl der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, sank 2023 von 10,2 auf 9,8 Prozent. Die Armutsgrenze in Tschechien lag bei einem Einkommen von 16.774 Kronen (ca. 661 Euro nach aktuellem Kurs) pro Monat für eine alleinstehende Person. In der EU-Statistik betrachtet man in Hinblick auf Armut zudem die sog. materielle und soziale Entbehrung. Die wird angenommen, wenn Menschen sich 5 von 13 ausgewählten Produkten nicht leisten können (mehr dazu beim Statistischen Bundesamt). Davon waren letztes Jahr in Tschechien 6,3 Prozent der Menschen betroffen, gegenüber 4,8 Prozent im Vorjahr.
Kleine Skigebiete ziehen Schlussstrich
Die kleinen Skigebiete im Bezirk Ústí haben die Wintersaison für beendet erklärt. Einige hatten noch die Hoffnung, erneut zu beschneien, sollten die Temperaturen doch noch unter Null fallen. Aber nachdem die Frühlingsferien in Tschechien fast vorbei sind und auch in Deutschland wieder die Schule läuft und das Wetter sogar noch wärmer geworden ist, lohnt es sich nicht mehr. Lediglich am Klínovec (Keilberg) oder Ještěd (Jeschken) sowie im Riesengebirge laufen noch die Lifte.
Für die meisten Skigebiete im Bezirk Ústí war es ein Winter zum Vergessen. Zwar kamen sie dank des frühen Schnees im November auf so viele Lifttage wie in einer normalen Saison. Aber schon im Januar herrschte eher regnerisches Wetter, weshalb wenig Besucher kamen. Einzig in Klíny zeigte man sich mit der Zahl der Besucher zufrieden.
Parlament lehnt "Ehe für alle" ab
Im tschechischen Parlament fand ein Gesetzesvorschlag für eine "Ehe für alle" keine Mehrheit. Die Abgeordneten stimmten dagegen am Mittwoch mit deutlicher Mehrheit von 123 zu 53 Stimmen einem Kompromissentwurf zu, nach dem die Rechte von gleichgeschlechtlichen Paaren künftig deutlich gestärkt werden. Die Partner können nun eine eingetragene Partnerschaft eingehen, in der ein Partner das leibliche Kind des anderen adoptieren kann. Auch hat ein Partner beim Tod des anderen neu Anspruch auf Witwen- bzw. Witwerrente.
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Februar 2024
Neue Preise für Autobahn-Maut in Tschechien
Ab dem 1. März gelten neue Preise für die Nutzung der Autobahnen in Tschechien. Die Preise für die meisten Varianten sinken ein wenig, nur der für die Jahresvignette steigt deutlich. Neu eingeführt wird eine Ein-Tages-Vignette.
Die Preise für PKW (bis 3,5t), Gespanne (also mit Anhänger) und Wohnmobile im Einzelnen:
- 1 Tag: 200 Kč
- 10 Tage: 270 Kč
- 30 Tage: 430 Kč
- 1 Jahr: 2300 Kč
Erdgas- oder Biomethan-Fahrzeuge zahlen einen reduzierten Preis. Elektrofahrzeuge sind zwar von der Maut befreit, aber bei im Ausland zugelassenen Fahrzeugen muss man das erst beantragen.
Übrigens: Bei der Fahrt nach Tschechien hinein ist die Strecke von der Grenze bis zur Ausfahrt Řehlovice mautfrei. In der anderen Richtung gilt das allerdings nur zwischen Řehlovice und Knínice (Ausfahrt 80, siehe Bild). Für die letzten 12 km bis zur Grenze muss man dann doch Maut zahlen.
Wieder Hochwasser in Dolní Žleb
In Dolní Žleb rechnet man aufgrund schwerer Niederschläge in Tschechien in den nächsten Tagen wieder damit, dass die Straße überflutet und der Ort damit von seiner einzigen Zufahrt abgeschnitten wird. Erst vor sechs Wochen hatten wir berichten können, dass die Straße wieder über Wasser wäre. Der Zugverkehr wird davon nicht beeinträchtigt.
Korruptionsskandal in Ústí
Beim Gesundheitsdienst des Bezirkes Ústí wird derzeit ein großer Korruptionsskandal untersucht, wie die Zeitung Deník berichtet. Am Montag durchsuchte die Polizei die Räumlichkeiten der Verwaltung. Der Geschäftsführer wurde sofort abberufen. Es geht bei der Untersuchung um überteuerte Anschaffungen von medizinischer Ausrüstung durch die Manipulation von öffentlichen Ausschreibungen. Es soll ein Schaden von mindestens einer Million Euro entstanden sein, sagt die Europäische Staatsanwaltschaft in Luxemburg. Diese beschäftigt sich mit dem Fall, da die Anschaffungen größtenteils mit Fördermitteln der EU finanziert wurden.
Der Gesundheitsdienst des Bezirkes Ústí betreibt sieben Krankenhäuser im Bezirk. Die tschechische Bezeichnung "Krajská zdravotní a.s." wird mit KZ abgekürzt, was für deutsche Ohren sehr unschön klingt und eigentlich auch in Tschechien so verstanden wird. Dennoch wird für den Skandal der Titel "Kauza KZ" verwendet.
Legendärer Schnellzug fährt auch wieder nach Prag
Zum Schluss noch ein Thema, welches eher indirekt mit Tschechien zu tun hat: Manche erinnern sich vielleicht noch an den legendären Schnellzug SVT Görlitz (offiziell VT 18.16 bzw. BR 175), der seit den 1960er Jahren bis Anfang der 1980er Jahre als einer der hochwertigsten Züge der DDR auf internationalen Strecken fuhr. So verkehrte er z.B. als Vindobona von Berlin über Prag nach Wien oder als Karlex bzw. Karola zwischen Berlin und Karlsbad.
Ein reger Verein hat sich mit Fördermitteln der Bundesregierung daran gemacht, unter dem Projekttitel "Ein Zug für Mitteldeutschland" ein Exemplar dieses Zuges wieder fahrtüchtig zu machen. Der erste Triebwagen wurde vor kurzem lackiert, der zweite ist demnächst dran. Nach der Fertigstellung, mit der in den nächsten Monaten zu rechnen ist, wird der Zug ab August für touristische Sonderfahren eingesetzt. Diese führen u.a. auch nach Prag. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Vereins.
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Neuer Mandau-Radweg durch Tschechien und Sachsen
Tschechische und sächsische Partner haben sich auf einen neuen Radweg entlang des Mandau-Flusses geeinigt. Die Mandau entspringt als Mandava bei Brtníky in Tschechien, wo auch der neue Radweg beginnen soll. Er führt auf bestehenden Wegen weiter über Staré Křečany und Rumburk auf die deutsche Seite nach Seifhennersdorf, dann weiter nach Varnsdorf in Tschechien und danach endgültig nach Sachsen. Über Großschönau verläuft der Weg an der Mandau dort, wo heute bereits der Rübezahl-Radweg entlangführt, und endet in Zittau an der Mündung der Mandau in die Neiße.
Der Weg soll in diesem Jahr ausgeschildert werden. Das Symbol befindet sich in einem blau umrandeten Kreis auf blauem Grund und bildet ein weißes M für Mandau, Mandava, aber auch Most, das tschechische Wort für Brücke. Letztendlich erinnern die Brückenbögen auch an ein Umgebindehaus, der für beide Seiten typischen Architektur dieser Region.
Mit dem Mandau-Radweg entsteht eine neue Verbindung von der Neiße zur Elbe über den in Brtníky beginnenden Kirnitzsch-Radweg, der an der Kirnitzschmündung in Bad Schandau endet.
Kirchenbezirk Dresden-Mitte beschließt Partnerschaft mit Děčín
Der evangelische Kirchenbezirk Dresden-Mitte hat eine Partnerschaftsvereinbarung mit der Děčíner Kirche der böhmischen Brüder unterzeichnet. Damit wird eine schon 20 Jahre Verbindung offiziell bestätigt. Beide Gemeinden sind über regelmäßige Kinder- und Jugendfahrten aus Dresden nach Děčín verbunden. Initiiert und begleitet vom Kirchenbezirkskatechet René Herrmann hat sich ein vielfältiger Austausch entwickelt, der auf beiden Seiten bleibende Spuren hinterlassen hat und in immer neue Ideen der Zusammenarbeit mündet. Letzte Projekte waren die Erinnerung an den Besuch und ein Orgelkonzert des deutschen Pioniers der Entwicklungshilfe Albert Schweitzer in der Děčíner Christuskirche oder die Erforschung der sächsischen Geschichte der Christuskirche, die maßgeblich von der damals im mehrheitlich katholischen Děčín stationierten sächsischen Zollbeamtenschaft begründet wurde.
Eine Delegation mit Superintendent Christian Behr an der Spitze nahm kürzlich an der Einweihung des neuen Denkmals in Erinnerung an die Selbstverbrennung der jungen Tschechen Jan Palach und Jan Zajíc vor 55 Jahren teil.
Beide Gemeinden planen schon weitere gemeinsame Begegnungen. „Vieles verbindet unsere Regionen und noch vieles mehr wartet darauf, entdeckt zu werden“, sagt René Hermann. Im Rahmen der tschechienweiten „Nacht der Kirchen“ am 7. Juni 2024 singt in der Kirche des Děčíner Ortsteils Dolní Žleb der Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“. Am 14. September 2024 werden Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Musizierschule Dresden in der Evangelischen Christuskirche Děčín auftreten.
Schneemangel bedroht Grundwasser
Der Schneemangel bremst nicht nur den Wintersport aus. Wissenschaftler machen sich auch Sorgen um das Grundwasser. Denn das speist sich wesentlich auch aus dem langsam abtauenden Schnee. Doch der Wasseranteil im Schnee ist im Bezirk Ústí laut aktueller Angaben des tschechischen Hydrometeorologischen Instituts auf dem niedrigsten Stand der letzten 50 Jahre. Aufgrund der Regenfälle der letzten Wochen hat sich der Grundwasserstand wieder erholt. Doch der fehlende Schnee kann die Situation schnell wieder umkehren, so das Institut.
Innenministerin kündigt Verlängerung der Grenzkontrollen an
Bundesinnenministerin Nancy Faeser kündigte bei einem Besuch in Prag eine weitere Verlängerung der Kontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze an. Durch die Kontrollen will Deutschland die Schleuseraktivitäten verhindern und den Flüchtlingsstrom kanalisieren. Die Kontrollen waren im vergangenen Herbst eingeführt worden.
Bei dem Treffen mit ihrem tschechischen Amtskollegen Vít Rakušan informierte Faeser, dass die aktuell bis Mitte März genehmigten Kontrollen voraussichtlich um ein halbes Jahr verlängert werden. Tschechiens Innenminister Vít Rakušan bedankte sich bei Faeser für die ausgezeichnete polizeiliche Zusammenarbeit, betonte aber, dass man das gemeinsame Ziel habe, in Zukunft wieder zu einem offenen Schengenraum ohne Binnengrenzen zurückzukehren. „Es sind Ausnahmelösungen, die man auch so wahrnehmen sollte. Wir sollten uns nicht an die Grenzkontrollen gewöhnen.“
Bei dem Treffen berieten die Minister auch über die Zusammenarbeit beim grenzübergreifenden Katastrophenschutz und das gemeinsame Vorgehen bei der organisierten Rauschgiftkriminalität.
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Děčín saniert die Lange Fahrt
Am Montag war es so weit. Baufahrzeuge rückten an, Bagger rissen die Asphaltdecke der fast 300 Meter Langen Fahrt zum Schloss in Děčín (Tetschen) auf. Fast das ganze Jahr wird der klassische Zugang zum Schloss gesperrt sein. Grund ist die Sanierung der vor fast 350 Jahren angelegten Zufahrt. Nicht nur der Zustand der Straße, sondern auch der sie umgebenden hohen Mauern war bereits grenzwertig. Zwischenzeitlich musste ein Teil der Mauer stabilisiert werden. Bis Dezember werden der Asphalt durch Beton ersetzt, der in seiner Färbung an historische Schotterwege erinnern soll, und die Mauer komplett saniert.
Da die gesamte Zufahrt einschließlich seitlicher Eingänge gesperrt ist, kommen auf Besucher teils Umwege zu. Für Menschen mit Bewegungseinschränkung wird es beinahe unmöglich, das Schloss zu besuchen. Als alternativen Zugang empfiehlt das Schloss den Weg über die Südgärten. Aber auch dort gibt es Treppen. In der Nähe des Speichers befindet sich auch ein kleiner Parkplatz. Alternativ kann der Weg an der Nordseite vom Elbufer und der Tyrš-Brücke genutzt werden. Der Weg schlängelt sich am Nordhang nach oben und ist relativ steil. Beide alternative Wege münden in den ersten Schlosshof.
Die Lange Fahrt ist eine der mondänsten Schlosszufahrten. An ihrer Nordseite schließt im oberen Teil der Rosengarten an, der bereits seit letztem August geschlossen ist und dessen Sanierung noch bis 2025 dauert.
Skigebiete trotzen dem Tauwetter
Die hohen Temperaturen und das Regenwetter machen den Wintersport kurz vor Beginn der Winterferien in Sachsen im Gebirge nahezu unmöglich. Auch im böhmischen Erzgebirge ist der Schnee so gut wie weggeschmolzen. Für Langlauf fehlt damit der Schnee. Auch einige Skigebiete haben ihren Betrieb vorerst eingestellt. Dazu zählen die Skigebiete am Bouřňák (Stürmer) bei Mikulov und in Český Jiřetín. Dagegen verfügen die Skigebiete in Telnice und Klíny immer noch über genug Kunstschnee, doch die Bedingungen werden nicht besser. Für kurzzeitige Besserung sorgte der Niederschlag zur Wochenmitte, der in Lagen über 500 Meter bereits als Schnee fiel, aber tags darauf schon wieder verschwunden war.
Völlig problemlos ist das Skifahren weiter am höchsten Berg des Erzgebirges, dem Klínovec (Keilberg). Aber selbst in dieser Höhenlage herrschen zurzeit Plustemperaturen. Geöffnet sind unter anderem auch die Skigebiete am Plešivec und am Ještěd. Das relativ warme Wetter herrscht bereits seit über drei Wochen. Niedrige Temperaturen sind erst zum Ende der nächsten Woche in Sicht. Bis dahin könnten weitere Skigebiete vorübergehend schließen.
Tschechien weiter ohne Euro
Der Staatspräsident Petr Pavel hatte die Euro-Einführung in seiner Neujahrsansprache zum Thema gemacht. Eigentlich hatte sich Tschechien mit dem EU-Beitritt 2004 auch zur Einführung der Gemeinschaftswährung verpflichtet. Darauf wartet die Union allerdings bis heute.
Doch auf den Aufschlag des Präsidenten musste die Politik reagieren, zumal sich mit der Bürgermeisterpartei STAN ein Regierungspartner schon seit langem darum bemüht, den Weg zur Euro-Einführung zu eröffnen. Auch die Piraten und TOP09 gehören seit Langem zu den Befürwortern. Strikt dagegen ist die ODS von Premierminister Petr Fiala.
Anfang der Woche hat Europaminister Martin Dvořák (STAN) nun Fakten geschaffen und einen Koordinator für die Euro-Einführung ernannt. Es ist der anerkannte Ökonom Petr Zahradník. Damit düpierte Dvořák aber die Koalitionspartner. Am Mittwoch einigte man sich, auf einen Koordinator erst einmal zu verzichten. Zahradník bleibt aber als Berater von Dvořák im Amt. Die ressortübergreifende Koordination allerdings darf er nicht ausüben.
Damit dürfte das Schicksal des Euro in Tschechien erst einmal wieder besiegelt sein. Die Parteien wissen nur zu gut, dass so ein Schritt unter der tschechischen Bevölkerung keine Mehrheit hätte. Im Gegenteil, eine große Mehrheit ist dafür, die Krone beizubehalten.
Der frühere Botschafter in Deutschland František Černý ist tot
Er war überall da, wo Deutschland und Tschechien aufeinanderzugingen. Der frühere Botschafter František Černý ist Anfang Februar im Alter von 93 Jahren verstorben.
1931 in Prag in eine deutsch-tschechische Familie geboren, trug Černý das Verständigungsgen in sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg lernte er zunächst Maschinendreher. In den 1950er und 1960er Jahren erlebte er das zunehmende Tauwetter und den Prager Frühling als Rundfunkjournalist. Nach der Niederschlagung durfte er nicht weiter als Journalist arbeiten und schlug sich als Deutschlehrer durch.
Doch nach der Samtenen Revolution schlug seine Stunde. Präsident Václav Havel wusste nur zu gut, warum er Černý als Botschafter nach Deutschland schickte. Erst nach Bonn, von wo er mit der Botschaft nach Berlin umzog. Doch auch im verdienten Ruhestand war nicht Schluss. Im Gegenteil, František Černý begleitete das gelegentlich auch schmerzvolle Zusammenwachsen der beiden Staaten und das Aufarbeiten der wunden Punkte ganz aktiv mit. Er gründete gemeinsam mit der letzten Autorin der deutschsprachigen Literatur Kafkas und Brods, Lenka Reinerová, und dem Germanisten Kurt Krolop das Prager Literaturhaus deutscher Sprache, wo er bis zuletzt aktiv war.
Mit Černý verliert nicht nur Tschechien, sondern auch Deutschland einen Vermittler, der immer interessiert und mit der Noblesse alter Schule bereit war, auf Menschen zuzugehen. Botschafter war er eigentlich bis zum Schluss und das nicht nur a.D.
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Abraumbagger bei Most soll Attraktion werden
In einigen Jahren wird von dem riesigen Braunkohletagebau ČSA bei Most (Brüx) nur noch ein großer See übrig sein. Nächstes Jahr endet dort nämlich die Kohleförderung und beginnt die Rekultivierung. Geht alles gut, könnte es dann aber noch einen Zeugen der Kohleförderung geben. Der Bezirk Ústí verhandelt mit der Eigentümerin, der Grubenfirma Sev.en über den Erhalt des Abraumbaggers RK 5000. Er ist der größte seiner Art in Nordböhmen. Bis 2016 war er noch in Betrieb. Für seinen Erhalt müsste er allerdings rund einen Kilometer bewegt werden. Sein jetziger Standort soll in Zukunft unter Wasser liegen. Entscheidend wird, sich zu einigen, wer die Kosten für den Transport übernimmt. Diese werden auf rund 3 Millionen Euro geschätzt.
Der Eimerkettenbagger ist fast 160 Meter lang und fast 40 Meter hoch. Der Gigant mit 15.000 Tonnen Gewicht kam ab 1983 zum Einsatz. Damals kostete seine Anschaffung fast 250 Millionen Kronen, was in heutigen Preisen 160 Millionen Euro entspricht.
Weg zur Grundmühle teils gesperrt
Wegen der Beseitigung instabiler Bäume kommt es in den nächsten Wochen zu Einschränkungen am gelb markierten Wanderweg von Jetřichovice (Dittersbach) Richtung Dolský mlýn (Grundmühle). Wie der Nationalpark Böhmische Schweiz informiert, dauern die Arbeiten auf dem gut einen Kilometer langen Abschnitt bis Ende März und nur in der Woche. An Wochenenden ist der Weg also geöffnet.
Die Grundmühle ist von den Fällungen nicht betroffen und bleibt weiter zugänglich. Der Nationalpark empfiehlt den blau markierten Weg von Vysoká Lípa und den grün markierten Weg von Srbská Kamenice. Beide sind für Fußgänger. Die dritte Möglichkeit ist der blau markierte Weg von Kamenická Stráň, den auch Radfahrer nutzen können.
Legendäres Kaufhaus Kotva wird saniert
Nach 49 Jahren ist erst einmal Schluss für das Prager Kaufhaus Kotva. Das seinerzeit größte Kaufhaus der Tschechoslowakei hatte am Mittwoch zum letzten Mal geöffnet. Jetzt soll eine der Brutalismus-Ikonen in Tschechien saniert werden. Läuft alles gut, könnte das Kaufhaus in drei Jahren wiedereröffnen.
Der Eigentümer, die Immobilientochter der italienischen Versicherung Generali, möchte die Fassade zu 100 Prozent erhalten. Das Kaufhaus ist wohl das bekannteste Werk des Architektenpaars Věra und Vladimír Machonin. Die beiden Architekten setzten in attraktiver Lage am Platz der Republik (náměstí Republiky) einen markanten Kontrapunkt zur umgebenden älteren Architektur. Seit 2019 steht das Kotva unter Denkmalschutz.
Veränderungen sind im Innern des Kaufhauses und an den Außenanlagen geplant. So sollen in den oberen Etagen Büroräume und ganz oben neu ein Restaurant einziehen. Die unteren Etagen sind für die Geschäfte bekannter Marken vorgesehen. Für die Gestaltung der Außenanlagen möchte der Investor die Öffentlichkeit einbeziehen.
Das Kotva ist eine Legende der Einkaufskultur. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1975 mussten Armeeeinheiten dafür sorgen, dass das Gebäude von den angereisten Menschenmassen nicht gestürmt wurde. In den letzten Jahrzehnten kämpfte es ähnlich wie andere Kaufhäuser mit einer veränderten Verkaufsstrategie, die mehr auf sogenannte Galerien bzw. Einkaufszentren ausgerichtet war. Einer dieser modernen Konsumtempel entstand 2007 mit dem Palladium in der ehemaligen Georg-von-Podiebrad-Kaserne direkt gegenüber des Kotva.
Von den drei bekanntesten Kaufhäusern Prags vor 1989 verwandelte sich zuerst das Máj in ein Tesco-Warenhaus. Das Einkaufszentrum, das inzwischen Englisch "My" hei´ßt, gehört inzwischen der tschechischen Firma Amadeus Real Estate. Das dritte, deutlich kleinere Kaufhaus Bílá Labuť im funktionalistischen Stil, das 1939 eröffnete, ist heute eine Art Einkaufsgalerie mit verschiedenen Läden, dessen Popularität jedoch stark zurückgegangen ist. Es befindet sich nicht weit vom Kotva in der Straße Na Poříčí. Auch hier ist eine Sanierung geplant.
Größter Batteriespeicher Tschechiens in Betrieb
In Ostrava-Vítkovice ist der bislang größte Batteriespeicher Tschechiens in Betrieb gegangen. Die Batterie dient zum Ausgleich von Netzschwankungen. Gleichzeitig kann die Anlage mit einer Kapazität von 10 Megawatt in den Nachtstunden Elektroenergie zum günstigen Preis aufkaufen und in Spitzenzeiten abgeben. Das gleiche ist bei starker Energieproduktion aus Fotovoltaikanlagen möglich.
Investor und Betreiber ist der mehrheitlich staatliche Energiekonzern ČEZ, der bereits weitere derartige Projekte vorbereitet. Bis 2030 plant ČEZ die Inbetriebnahme von 6.000 Megawatt zur Speicherung von Erneuerbaren Energien.
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Januar 2024
Geparden-Nachwuchs in Ústí
So etwas gibt es sonst maximal im Fernsehen, nun aber fast vor der Haustür: vier junge Geparden im Zoo Ústí. Dafür bekommen Besucher ausnahmsweise Zutritt zu einem kleinen Gehege oberhalb des Gepardenhauses, wo sich die vier Geschwister austoben können. Doch noch sind die nur begrenzt zu sehen, denn aufgrund der niedrigen Temperaturen bleibt der Durchschlupf ins Gepardenhaus dauerhaft offen. Die vier süßen Wildkatzen können sich also jederzeit aufwärmen gehen, was sie auch rege tun. Doch mit steigenden Temperaturen werden sie auch mehr zu sehen sein.
Der Gepardennachwuchs wurde bereits im September geboren. Erst Anfang Dezember wurde bekannt, dass die Geparden Junge haben. Zu sehen sind sie erst jetzt. Diese Zurückhaltung hat einen Grund: Die Aufzucht von Geparden in menschlicher Pflege ist extrem schwierig. Das beginnt schon bei der Auswahl des Paares, das auch nur für die Zeit der Paarung zusammenlebt und sonst getrennter Wege geht. Außerdem hatte der Zoo zwar 2022 bereits zwei Junge melden können, doch beide mussten wegen eines Knochentumors nacheinander eingeschläfert werden. Für den Zoo war die Zucht trotz traurigen Endes aber schon damals ein Erfolg. Die Gepardin, für die es die erste Geburt war, hat Erfahrungen gesammelt. Außerdem war die Geburt auch der Beweis, dass das Paar fruchtbar ist.
Diesmal scheint es besser zu laufen, so dass der Zoo nun offensiver an die Öffentlichkeit geht. Sollten die vier Gepardenjungen sich weiterhin bester Gesundheit erfreuen, wären sie nämlich eine veritable Sensation. Wegen der geschilderten Schwierigkeiten sind die vier wilden Gespielen einzigartig. Der Zoo Ústí weist darauf hin, dass 2023 in ganz Europa im Rahmen des Gepardenzuchtprogramms nur 14 Geparden zur Welt kamen. Davon leben aktuell nur noch 6, darunter eben jene vier im nahen Ústí.
Forst stellt Schutzhütten auf
20 neue Schutzhütten für Wanderer stellt der Staatsforst in diesem Jahr in seinen Wäldern auf. Die erste wurde im Schluckenauer Zipfel an der Grenze zu Sachsen nur Nutzung freigegeben. Sie steht am gelb markierten Wanderweg etwas oberhalb der Ortschaft Severní und nur wenige Hundert Meter von der Hohwaldklinik entfernt (rund 2 km vom "Nordpol"). Die nächste Schutzhütte wird im Frühling unterhalb vom Klínovec, dem höchsten Berg des Erzgebirges, fertiggestellt.
Die offenen Hütten mit schrägem Dach sind einfach und zweckmäßig eingerichtet. Wichtigster Baustoff ist Holz. In der Hütte befinden sich ein breites Podium zum Schlafen, eine Bank und ein Tisch. Sie liegen meist in der Nähe von Wasserläufen, weit entfernt von kommerziellen Übernachtungsmöglichkeiten und üblicherweise an markierten Fernwanderwegen wie Stezka Českem oder Via Czechia. Durch diese Wege ist Fernwandern in den letzten Jahren populärer geworden. Fernwanderer übernachten in der Regel unter freiem Himmel, nutzten im Fall von Regen aber auch schon bestehende Schutzhütten, die jedoch nicht zum Schlafen gedacht waren.
Auch der Tourismusverband Krušnohoří (Erzgebirge) plant den Bau von 12 Trekkinghütten. Die sollen aber geschlossen und mit einer Fotovoltaikanlage und einem kleinen Ofen ausgestattet sein.
Straße nach Hřensko wieder offen
Ein schwerer Felsblock hatte sich am Mittwoch in Hřensko in der Böhmischen Schweiz gelöst und war auf die Fernstraße Bad Schandau-Děčín gestürzt. Die Straße musste daraufhin ab Grenzübergang Schmilka/Hřensko gesperrt werden. Ursache für den Feststurz war wohl der starke Wind. Ein umgestürzter Baum soll den Block gelöst haben. Dieser war fast ganz auf die Straße gestürzt. Aufgrund seines Gewichts (rund 15 Tonnen) hatte er auch die metallenen Fangnetze durchbrochen, die für Brocken bis 10 Tonnen ausgelegt sind. Eine Firma zerkleinerte daraufhin im Auftrag der Nationalparkverwaltung den Felsblock, beseitigte weitere kleinere und größere Felstücken am Hang, die abzustürzen drohten, und reparierte die Fangnetze. Ab Freitag, 13.50 Uhr, war die Straße wieder frei.
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Einweihung des Denkmals für Jan Palach und Jan Zajíc in Děčín
Am Dienstag wurde in Děčín vor der evangelischen Kirche ein neues Denkmal für Jan Palach und Jan Zajíc eingeweiht. Die beiden Studenten hatten sich am 16.1. bzw. 25.2.1969 in Prag aus Protest gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen des Warschauer Paktes selbst verbrannt. Zum 50jährigen Jubiläum dieses Ereignisses wurde bemängelt, dass beiden kein Denkmal in Děčín gewidmet ist. Das nun vom berühmten Architekten David Vávra entworfene Denkmal besteht aus einer gläsernen Säule und den beiden Namen mit jeweils einem Handabdruck. Wenn man diese berührt, leuchtet die Säule in unterschiedlichen Farben.
Der Andrang zur Zeremonie war überwältigend. Geschätzt wohnten ihr mindestens 200 Personen bei. Zur eigentlichen Enthüllung musste die Polizei den Verkehr vor der Kirche regeln, weil die vielen Gäste nur unter Nutzung der Straße Platz fanden. Anschließend gab es eine Reihe von Ansprachen in der Kirche, die trotz der niedrigen Temperaturen überfüllt war.
Der tschechische Senatspräsident Miloš Vystrčil betonte in seinem Beitrag, dass zwar keine direkte Verbindung zwischen den beiden jungen Männern und der Stadt Děčín bestünde, jedoch die Werte, für die sie gestorben sind, mit jedem Ort in Tschechien verknüpft sein sollten. Neben Vystrčil, Oberbürgermeister Anděl und anderen tschechischen Repräsentant/innen sprachen auch Vertreter/innen der Evangelischen Kirche in Sachsen bzw. Dresden. Das zeigte die engen Kontakte zur evangelischen Kirche in Děčín, die auch schon im Konzert zu Ehren Albert Schweitzers im September 2023 zum Ausdruck kamen. Auch aus der Partnerstadt Pirna waren Vertreter angereist.
Ein SZ-Artikel (leider hinter Bezahlschranke) beleuchtet die Hintergründe des Denkmals genauer.
Stadt kauft "Loch von Ústí"
Seit 15 Jahren wird das Stadtbild von einer Investruine an der oberen Ecke des Mírové náměstí verschandelt, die im Volksmund den Beinamen "Loch von Ústí" erhalten hat (mit zeitlicher Überschneidung zum "Wiener Loch" in Dresden, falls sich jemand erinnert). Der Eigentümer hatte mit dem Bau begonnen, musste diesen aber aus finanziellen Gründen schon im Kellergeschoss abbrechen. Seitdem lag die unschöne Baustelle still an prominenter Stelle zwischen Magistrat und Bezirksverwaltung und verfiel.
Nun hat die Stadt Ústí das Grundstück für 73 Mio. Kronen gekauft und will darauf selbst ein Gebäude mit einer öffentlichen Nutzung errichten. Nach derzeitiger Planung sollen die bisher gebauten Strukturen genutzt werden, das Erscheinungsbild wird am Ende aber sicher ein anderes sein als vor fast 20 Jahren geplant. Die Stadtverwaltung gab dazu noch keine genaueren Informationen, schätzte aber ein, dass man noch mindestens vier Jahre mit Bauzäunen wird leben müssen.
Ausufernde Parlamentsdebatte zu Briefwahl
Im tschechischen Parlament wird derzeit über die Einführung von Briefwahl für im Ausland lebende Tschechinnen und Tschechen debattiert. Wobei das nicht ganz richtig ist, denn die anteilig meiste Zeit wird über ganz andere Themen gesprochen, um die Debatte in die Länge zu ziehen, wie verschiedene Medien berichten.
Am Mittwoch stand ANO-Chef Babiš bereits fast vier Stunden am Rednerpult und sprach dabei z.B. auch über den Autobahnbau nach Österreich. Dass er dabei die südlichen Nachbarn als "magor" (Spinner, Trottel, Narren) bezeichnete, sorgte für einige Aufregung.
Am nächsten Tag wurde das zeitlich noch getoppt vom Chef der rechtspopulistischen SPD, Tomio Okamura, der fast 11 Stunden redete, vor allem über historische Themen, und dabei z.B. eine wissenschaftliche Publikation zum berühmten Präsidenten der Ersten Republik Masaryk vorlas.
Krankheitsbedingt ist der Newsletter diese Woche etwas kürzer.
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Straße nach Dolní Žleb wieder über Wasser
Nach genau 20 Tagen war die Straße von Děčín nach Dolní Žleb wieder frei. Am Donnerstagmorgen war der Elbpegel in Děčín unter die für die Hochwasserwarnstufe 1 wichtige Marke von 4 Metern gesunken. Im Laufe des Tages wurde die Straße gereinigt und am Nachmittag fuhren schon wieder die ersten Autos.
Die Straße war mit Beginn der ersten Hochwasserwelle kurz vor Weihnachten überschwemmt worden. Für die Bewohner des letzten linkselbischen Dorfes vor der Grenze zu Sachsen, das ein Teil von Děčín ist, bedeutet das, dass der Zug zur einzigen Verkehrsverbindung mit der Außenwelt wird. Da auch die Autofähre nicht zur Fernstraße auf dem anderen Elbufer übersetzt, bleibt nur die Eisenbahn. Die Einwohner von Dolní Žleb sind das aber schon gewohnt. Nähert sich die Elbe der ersten Hochwasserwarnstufe, bringen sie ihre Autos auf sichere Parkplätze im Děčíner Stadtgebiet, damit sie für längere Fahrten einen fahrbaren Untersatz haben. Das gestiegene Wasser bringt aber weitere Unannehmlichkeiten mit sich. Der Großeinkauf ist mit dem Zug schwieriger und der Müll wird nicht abgeholt. Wer den Rettungsdienst braucht, muss von der Feuerwehr mit dem Boot auf die andere Elbseite gebracht werden.
Inzwischen hat sich die Lage an den Flüssen in ganz Tschechien beruhigt. Als letztes wurde am Freitag in Litoměřice die erste Hochwasserwarnstufe zurückgenommen. Die zweite Hochwasserwarnstufe galt nur noch an der Moldau in Český Krumlov und Vyšší Brod. Das hängt aber damit zusammen, dass vom großen Lipno-Stausee mehr Wasser abgelassen wurde, was vorher zu Hochwasserschutzzwecken noch von der Talsperre zurückgehalten wurde.
Hřenskos Bürgermeister tritt zurück
Der Bürgermeister des Grenzdorfes Hřensko, Zdeněk Pánek, ist zum 31. Dezember 2023 zurückgetreten. Über die Gründe seines Rücktritts wollte Pánek Medien gegenüber nicht sprechen. Er betonte lediglich, dass es seine freie Entscheidung gewesen sei und dass es keine persönlichen Gründe seien, sondern er mit Hřensko zu tun hat.
Die Gemeinde durchläuft gerade eine schwierige Phase. Seit dem Großbrand im Sommer 2022 ist die Edmundsklamm wegen drohendem Baumbruch und Felssturz geschlossen. Damit fiel die größte Einnahmequelle weg, denn die Klammen gehören Hřensko. Die Gemeinde versuchte gegenzusteuern, führte eine Übernachtungsabgabe sowie Müllgebühren für die Einwohner ein. Wirkliche Einschnitte sind das aber nicht. Was andernorts normal ist, hatte Hřensko seinen Bürgern in Zeiten sprudelnder Einnahmen erlassen. Wie Medien berichten, hatte Pánek diese und weitere Sparmaßnahmen offenbar nicht mehr mittragen wollen, was ihn zum Rücktritt zwang.
Pánek geht nach über neun Jahren als Bürgermeister. Davor war der Jurist mit Kanzlei in Děčín schon einmal von 2002 an für vier Jahre Bürgermeister, zwischendurch immer wieder auch Vizebürgermeister. Über seine Nachfolge wird auf der nächsten Sitzung des Gemeinderats entschieden. Er muss aus den Reihen der 7 Gemeinderäte gewählt werden. Bis dahin führt Vizebürgermeister Robert Mareš die Amtsgeschäfte. Die nächsten regulären Kommunalwahlen finden erst im Oktober 2026 statt.
Prozess zu Skandal-Blitzer
Am Bezirksgericht in Ústí nad Labem hat der Prozess um die Geschwindigkeitsmessung in Varnsdorf begonnen. Vier Jahre nach dem Polizeieinsatz im Rathaus von Varnsdorf, in dessen Folge der Bürgermeister Stanislav Horáček und sein Stellvertreter Josef Hambálek in Haft genommen wurden und der damals für viel Aufsehen gesorgt hatte, begann das Verfahren. Die Stadt hatte die Firma Water Solar Technology (WST) mit der Messung der Geschwindigkeit an vier Stellen im Stadtgebiet beauftragt. Betroffen waren auch Tausende Kraftfahrer aus Deutschland, denn zwei Messgeräte standen im Ortsteil Studánka, durch das die stark befahrene Fernstraße 9 aus Sachsen weiter ins Landesinnere Tschechiens führt. Schon früh wurde vom Innenministerium kritisiert, dass Varnsdorf eine Beteiligung je gemessenen Verstoß vereinbart hatte. WST erhielt demnach eine feste Summe für jeden Fall einer erhöhten Geschwindigkeit.
In Ústí stehen nicht nur Horáček und Hambálek, sondern auch Horáčeks Freundin, Eva Petružálková, sowie der Geschäftsführer der Firma WST, Miloš Schubert, vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Amtsmissbrauch bzw. Beihilfe dazu, Vorteilsnahme in einer öffentlichen Ausschreibung, Bestechung sowie Verstoß gegen Wettbewerbsregeln vor. An den ersten beiden Prozesstagen sagten Horáček, Hambálek und Petružálková aus. Alle Angeklagten bestreiten die Vorwürfe. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 12 Jahren. Der Prozess wird im März fortgesetzt.
Eröffnung der Roma-Gedenkstätte Lety im April
Die Gedenkstätte am Ort des früheren Konzentrationslagers für Roma im südböhmischen Lety eröffnet voraussichtlich Ende April. Ursprünglich sollte sie bereits am 3. Februar eröffnen. Der Termin musste aber aus technischen Gründen verschoben werden, heißt es. Grund sind Probleme im Verlauf des Baus. Aktuell werden letzte Arbeiten an der Gedenkstätte ausgeführt und es laufen die Arbeiten an der Ausstellung.
Die tschechische Regierung hatte 2018 nach jahrelangem Ringen seitens von Menschenrechtsorganisationen und Roma-Vertretern entschieden, an dem Ort des ehemaligen Konzentrationslagers eine Gedenkstätte zu errichten, die an den Holocaust von Roma und Sinti erinnern soll. Bis dahin arbeitete dort ein Schweinemastbetrieb. Die Regierung kaufte den Betrieb auf und ließ ihn abreißen. Seit letztem Jahr entsteht die Gedenkstätte mit Besucherzentrum und Ausstellung. Finanziert wird der Bau nicht nur von der tschechischen Regierung. Das Geld für die Ausstellung steuert die norwegische Regierung bei, am Bau der Außenanlagen der Gedenkstätte beteiligt sich die Deutsche Botschaft in Prag.
Lety war neben Hodonín bei Kunštát in Mähren eines von zwei Lagern, in dem in den 1940er Jahren Roma interniert waren. Beide Lager waren Zwischenstationen auf dem Weg in das Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau. In Lety und Hodonín kamen Hunderte Roma ums Leben. Hodonín war wiederum über Jahrzehnte Standort eines Ferienheims und eines Kinderferienlagers, ehe ebenfalls nach jahrelangen Bemühungen 2019 eine Gedenkstätte eröffnet wurde.
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Dreikönigssammlung hat begonnen
Traditionell ziehen in den ersten Tagen des neuen Jahres wieder die heiligen drei Könige durch Tschechiens Straßen. Organisiert von der tschechischen katholischen Hilfsorganisation Caritas (Charita) bitten als kleine Könige verkleidete Kindergruppen an den Wohnungs- und Haustüren um eine Spende. Gesammelt wird auch in der Prager Metro oder an anderen zentralen Plätzen. So begann die Dreikönigssammlung am Neujahrstag im Bistum Litoměřice mit einer Besteigung des Berges Říp.
Unter dem Slogan "Jede Krone hilft" sammeln über 70.000 Freiwillige vor allem für Bedürftige im Inland. Die Charita des Bistums Litoměřice zum Beispiel wird in diesem Jahr konkret sozial schwache Familien mit Kindern, Alte und Kranke unterstützen. Eine konkrete Verwendung bestimmt in den meisten Fällen die lokale Charita-Organisation vor Ort. 5 Prozent des gesammelten Geldes gehen ins Ausland. Im Bistum Litoměřice wird für Kinder armer Familien in der Mongolei gespendet.
Wie viel Geld in diesem Jahr zusammenkommt, wird spätestens Anfang Februar feststehen. Die Sammlung läuft noch bis 14. Januar. Letztes Jahr erbrachte die Dreikönigssammlung insgesamt 161,5 Millionen Kronen (rund 6,7 Millionen Euro).
Zweites Elbehochwasser
Nach dem Weihnachtshochwasser kommt das Neujahrshochwasser. An der Elbe sind die Pegelstände in den vergangenen Tagen schnell angestiegen. Grund sind erneute Regenfälle im Einzugsgebiet von Elbe und Moldau sowie das warme Wetter, das in den Höhenlagen einen weiteren Tauprozess ausgelöst hat. Bis jetzt deutet sich ein glimpflicher Verlauf des Hochwassers an. Seit Freitagmorgen galt sowohl in Ústí nad Labem als auch in Děčín die dritte Hochwasserwarnstufe. Der Scheitelpunkt wurde für Samstagmorgen erwartet. Anders als zunächst befürchtet, soll er nicht den Pegel vom Weihnachtshochwasser überschreiten. Allerdings erwartet das tschechische Hydrometeorologische Institut nach dem Scheitelpunkt ein nur sehr langsames Abklingen des Hochwassers.
Papst erwählt neuen Bischof von Litoměřice
Nach 15 Jahren bekommt das Bistum Litoměřice (Leitmeritz) wieder einen neuen Bischof. Bereits kurz vor Weihnachten hatte Papst Franziskus den aktuellen Sekretär der tschechischen Bischofskonferenz, Stanislav Přibyl, zum Nachfolger von Jan Baxant erwählt. Baxant hatte nach Erreichen seines 75. Lebensjahrs das Rücktrittsgesuch eingereicht. Mit dem 52-jährigen Přibyl folgt ihm der dann jüngste Bischof Tschechiens nach. Die Bischofsweihe ist für den 2. März geplant. Přibyl ist in Litoměřice kein Unbekannter. Der gebürtige Prager diente von 2009 bis 2016 im Bistum Litoměřice als Generalvikar. Wenn es seine Zeit zulässt, spielt Přibyl Orgel. Er spricht mehrere Sprachen, darunter auch Deutsch.
90 Jahre Grubenunglück Nelson
Die Kleinstadt Osek am Fuße des Erzgebirges gedachte in dieser Woche dem Grubenunglück vor 90 Jahren. Am 3. Januar 1934 kam es in der Braunkohlegrube Nelson III bei Osek zu einer verhängnisvollen Explosion. Als Ursache gilt der Braunkohlestaub, der bei den neuen Schüttelrutschen verstärkt anfiel. Auch der hohe Schwefelgehalt der nordböhmischen Braunkohle soll eine Rolle gespielt haben. Die Unglücksursache konnte nie ganz geklärt werden.
Dem Unglück fielen 142 Bergleute zum Opfer, nur vier überlebten. Die Toten hinterließen 130 Witwen und noch einmal so viele Kinder. Die Hinterbliebenen mussten teils Jahre auf eine Entschädigung warten, die auch nur durch eine Spendensammlung zusammengekommen war. Weder die Kohlefirma, noch der Staat zahlten auch nur eine Krone aus.
Das Unglück in Osek gehörte zu den größten Bergbaukatastrophen in Tschechien. Die Grube Nelson wurde geschlossen, in Osek gab es daraufhin keinen Bergbau mehr. Die letzte Untertageförderung von Braunkohle in Nordböhmen wurde erst vor einigen Jahren eingestellt. Derzeit wird Kohle nur noch in großen Tagebauen gefördert.
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Dezember 2023
Tschechien im Schock
Tschechien befindet sich im Schockzustand. Am Donnerstagnachmittag hatte ein 24-jähriger Student an der Philosophischen Fakultät der Prager Karls-Universität 13 Menschen erschossen und viele weitere zum teil schwer verletzt. Eine Person erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Bei den Toten handelt es sich fast durchweg um Studenten oder Angehörige des Lehrkörpers. Der Amokläufer tötete sich Polizeiangaben zufolge selbst. Das Hauptgebäude der Fakultät am Jan-Palach-Platz in der Prager Altstadt grenzt direkt an das jüdische Viertel Josefov. Ganz in der Nähe befinden sich die Karlsbrücke und der Altstädter Ring. Das Gebiet war am Donnerstag bis in die späten Abendstunden weiträumig abgesperrt. Die Polizei ermittelt nach einem Motiv und bringt die Schießerei mit drei weiteren Toten in der Nähe von Prag in Verbindung. Eine terroristische Tat wurde ausgeschlossen. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus.
In Reaktion auf die grausame Bluttat ist das gesamte öffentliche Leben im Nachbarland heruntergefahren. Nicht nur in Prag, sondern auch in anderen Teilen des Landes wurden Veranstaltungen abgesagt, Weihnachtsmärkte geschlossen. Dagegen finden spontane Gedenkveranstaltungen im ganzen Land statt. Für den 23. Dezember hat die Regierung Staatstrauer angeordnet. Im Veitsdom auf dem Hradschin zelebriert der Prager Erzbischof ein Requiem für die Opfer der Bluttat.
Die Karls-Universität hat über ihren Stiftungsfonds ein Spendenkonto eingerichtet, um den Hinterbliebenen zu helfen. Am späten Freitagnachmittag waren bereits knapp 22 Millionen Kronen (über 900.000 Euro) zusammengekommen.
Elbe-Pegel steigen
Die andauernden Regenfälle der letzten Tage und ein leichtes Tauwetter haben zu einem Anstieg der Pegel von Elbe und ihren Nebenflüssen geführt. Bereits an über 20 Orten musste das Tschechische Hydrometeorologische Institut (ČMHÚ) die erste Hochwasseralarmstufe ausrufen, an einigen sogar schon die zweite. Und die Pegel steigen in den kommenden Tagen weiter an.
Die Stadt Děčín hat deshalb am Freitag die ersten Hochwasserschutzwände aufgebaut. Die Pegelmarke von 4 Metern, ab der die erste Alarmstufe gilt, wird für Samstagmittag erwartet. Dann wird die Elbe die Straße nach Dolní Žleb überfluten und das Dorf an der Grenze zu Sachsen damit nur noch über die Eisenbahn mit Děčín verbunden sein. In der Heiligen Nacht bis zum ersten Weihnachtsfeiertag dann erwartet Děčín das Erreichen der zweiten Alarmstufe mit einem Pegel von 4,90 Meter.
Ob die Elbe in Děčín weiter auf über 5 Meter steigt, lässt sich im Moment noch nicht vorhersagen. Das hängt auch von der Entwicklung des Wetters in den kommenden Tagen ab. In Nordböhmen sind bis Dienstag immer wieder Niederschläge vorhergesagt, die in Grenznähe auch als Schnee fallen. Ihre Intensität lässt jedoch ab Sonntag nach. Auch die sächsischen Gemeinden müssen sich also auf einen steigenden Elbepegel einrichten. Das Landeshochwasserzentrum erwartet für Dresden das Erreichen der ersten Alarmstufe (Pegel: 4 Meter) für die Abendstunden des Samstag. Ob auch die zweite Alarmstufe (Pegel: 5 Meter) erreicht wird, ist noch nicht sicher.
Berghütte Lovoš findet neuen Betreiber
Die Hütte auf dem Gipfel Lovoš (Lobosch) im Böhmischen Mittelgebirge ist gerettet. Mitte Januar übernimmt ein neuer Betreiber. Der bisherige hatte nach nur drei Jahren das Handtuch geworfen.
Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich aber schwierig. Zwar meldeten sich 40 Interessenten, aber die meisten sprangen wieder ab, nachdem sie sich mit den Bedingungen bekannt gemacht hatten. Die Versorgung der Berghütte ist zwar mit Allrad-Pickup möglich, aber es gibt keinen Transportlift und der Weg ist sehr steil. Letztendlich blieben nur noch acht Interessenten übrig, von denen mit vier Gespräche geführt wurden. Der neue Betreiber stammt zwar nicht aus Lovosice (Lobositz), aber er ist aus der Region und kennt den Lovoš.
Die Hütte auf dem markanten Berg gehört dem Klub tschechischer Touristen (KČT), Abteilung Lovosice. Der Gipfel ist beliebt für seinen Weitblick in alle Richtungen. Er gehört zwar mit 570 Metern nicht zu den höchsten des Böhmischen Mittelgebirges, dafür erhebt er sich aber steil über seine Umgebung. Der Höhenunterschied zur Umgebung sind 400 Meter. Gemeinsam mit dem Radobyl auf der anderen Elbseite bildet er von Prag aus kommend den Eingang zum Elbe-Durchbruch durch das Böhmische Mittelgebirge, auch Porta Bohemica genannt.
Die Übergabe in der traditionsreichen Berghütte, deren Wurzeln bereits ins Jahr 1892 zurückreichen, findet erst Mitte Januar statt. Das hat mit einem traditionsreichen Event zu Jahresbeginn zu tun. Dann findet der beliebte Neujahrsaufstieg auf den Lovoš statt. Jedes Jahr zu Neujahr tummeln sich hier deshalb Hunderte Wanderer.
Gemeinsam mit dem Milešovka (Milleschauer) ist der Lovoš der beliebteste Gipfel im Böhmischen Mittelgebirge. Jedes Jahr wird er von rund 50.000 Menschen bestiegen.
Frohe Feiertage und ein glückliches neues Jahr
Liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters. Wir gehen in die Weihnachtspause. Den nächsten Wochenrückblick erhalten Sie am 5. Januar. Wir wünschen Ihnen frohe Feiertage und einen guten Rutsch in ein glückliches neues Jahr 2024.
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Nationalparkbahn fährt weitere 10 Jahre
Der Betrieb der grenzüberschreitenden Nationalparkbahn in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz ist für die kommenden zehn Jahre gesichert. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat einer Verlängerung des Vertrages mit der Tschechischen Eisenbahn České dráhy (ČD) zugestimmt. Zuvor hatte bereits der Bezirk Ústí České dráhy mit 10 weiteren Jahren Betrieb beauftragt. Die Nationalparkbahn wurde Anfang Juli 2014 nach fast 70-jähriger Unterbrechung wieder in Betrieb genommen. Voraussetzung war der Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolní Poustevna, um den zuvor jahrzehntelang gerungen wurde. Seitdem fährt die Bahn als tschechische Linie U28 von Děčín über Bad Schandau und Sebnitz weiter nach Dolní Poustevna und über Šluknov bis nach Rumburk.
Auf den Weihnachtsmarkt nach Tschechien
Die Weihnachtsmärkte in Nordböhmen putzen sich immer mehr heraus. Mit einem neuen Konzept hat Děčín seinen mehrwöchigen Weihnachtsmarkt an den Fuß des Schlosses und damit in ein Ambiente mit Weihnachtsflair verlegt. Auch die Märkte in Litoměřice und Teplice haben an weihnachtlicher Atmosphäre gewonnen. Besonders lohnenswert für einen Besuch sind aber weiterhin die Märkte, die nur an einem oder zwei Tagen stattfinden. Davon gibt es am dritten Adventswochenende mehrere: der schon legendäre Adventsmarkt in Úštěk, der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossplatz in Teplice oder auch der Schlossmarkt in Děčín. Wir haben für Sie eine Auswahl der schönsten Weihnachtsmärkte im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet zusammengestellt.
Zu den Weihnachtsmärkten in Tschechien und Sachsen
Bezirk Ústí verliert Einwohner
In Tschechien leben neuesten Daten zufolge fast 11 Millionen Einwohner. Wie das Statistikamt ČSÚ berichtet, gewann das Land im dritten Quartal 54.700 Einwohner hinzu. Nunmehr leben 10,88 Millionen Einwohner in Tschechien. Im Zuge der Covid-Pandemie und der hohen Zahl von Toten waren die Einwohnerzahlen erstmals seit langer Zeit gesunken. Die Situation veränderte sich aber schlagartig nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Zeitweise kamen 600.000 Flüchtlinge nach Tschechien, wo ohnehin schon eine starke ukrainische Minderheit lebte. Auch die neusten Zuwächse bei den Einwohnerzahlen beruhen nicht auf einem Geburtenüberschuss, sondern auf Einwanderung. Die Zahl der Geburten war dagegen niedriger als die der Todesfälle.
Während durchweg alle Regionen Tschechiens wachsen, bleibt der Bezirk Ústí der einzige, der mit sinkenden Einwohnerzahlen zu kämpfen hat, und das bereits das dritte Jahr in Folge. Im dritten Quartal 2023 verlor der Bezirk 2.113 Einwohner, aktuell leben hier 810.224 Menschen. Einzig der Kreis Litoměřice legte gegen den Trend bei der Einwohnerzahl zu.
Děčín baut Geburtsklinik
Bis 2026 bekommt das Krankenhaus in Děčín eine neue Geburtsklinik. Der Krankenhausverbund des Bezirks Ústí, Krajská zdravotní, baut für 477 Millionen Kronen (rund 20 Millionen Euro) eine neue Klinik, die wie es heißt Geburtswesen und Gynäkologie gleichermaßen vereinen soll. Neben modernster Technik sollen die Eltern maximale Privatsphäre genießen. Gleichzeitig steht der Neubau der Klinik für Intensivmedizin und die Notaufnahme vor dem Abschluss. Erste Patienten sollen in dem neuen Gebäude im April 2024 einziehen.
Die Geburtsklinik in Děčín versorgt neben den Einwohnern der knapp 50.000 Einwohner zählenden Stadt nicht nur umliegende Städte wie Česká Kamenice, Benešov nad Ploučnicí oder Jílové, sondern auch die Böhmische Schweiz sowie den gesamten Schluckenauer Zipfel. Dort gibt es zwar das Krankenhaus in Rumburk, wo aber eine Geburtsstation vor Jahren geschlossen wurde. Damals gehörte das Krankenhaus noch der Stadt Rumburk. Inzwischen hat es die Krajská zdravotní in ihren Verbund integriert, eine Geburtsstation ist jedoch bislang nicht wieder vorgesehen. Eltern müssen also im Falle einer Geburt auf dem Weg ins Krankenhaus eine Stunde und länger mit dem Auto fahren, was im Winter auf den Gebirgsstraßen zu einem Abenteuer werden kann. Ein sächsisch-tschechisches Memorandum aus dem Jahr 2019, das vor allem tschechischen Patienten im Grenzgebiet die kostenneutrale Behandlung in den nahen sächsischen Krankenhäusern ermöglichen sollte, blieb bislang ohne Ergebnis.
Tschechiens Wirtschaft schrumpft deutlich
Die tschechische Wirtschaft befindet sich mitten in einer Rezession. Im dritten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Jahresbasis um 0,7%, gegenüber dem zweiten Quartal um ein halbes Prozent. Hintergrund für diese Entwicklung ist der weiter schwache Konsum privater Haushalte sowie rückläufige Vorräte. Negativ wirkte aber auch die schwache Investitionstätigkeit vor allem der Privatwirtschaft und ein schwächelnder Export, sonst eine wichtige Säule des Wirtschaftswachstums in Tschechien. Einzig die Investitionstätigkeit der öffentlichen Haushalte sorgte für positive Impulse, konnte den Rückgang der Wirtschaftsleistung aber nicht drehen, zumal der Staat sich ein Sparpaket auferlegt hat. Analysten gehen nun davon aus, dass die Wirtschaftsleistung auch im Gesamtjahr rückläufig sein wird. Das Bruttoinlandsprodukt entfernt sich damit weiter von dem Wert, den es 2019, vor der Covid-Pandemie schon einmal hatte. Tschechien ist damit das einzige Land in Europa, das das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht hat. Lesen Sie dazu die interessante Analyse bei Radio Prag.
Die Aussichten sind auch für 2024 nicht sehr rosig. Das Sparpaket der Regierung wird nicht für Impulse sorgen und die privaten Haushalte ächzen weiter unter der starken Inflation, die Realeinkommen und Sparguthaben auffrisst. Gespart wird vor allem bei kurz- und mittellebigen Konsumgütern. Zwar sank die Inflation zuletzt weiter, lag aber mit 7,3 Prozent im November immer noch deutlich höher als in Deutschland. Und ob sie tatsächlich 2024 deutlicher sinkt, ist weiter offen, denn schon stehen weitere Preiserhöhungen an. Der Lebensmittelhandel hat trotz Absenkung der Mehrwertsteuer weitere Preissteigerungen angekündigt. Die Wasserpreise werden sich zu Jahresbeginn je nach Region um bis zu einem Viertel erhöhen, und auch Gastronomen setzen weitere Preissteigerungen durch.
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Böhmisches Glashandwerk erhält UNESCO-Titel
Tschechien kann sich über einen weiteren UNESCO-Titel freuen. Diesmal würdigte die internationale Organisation das immaterielle Erbe des Glashandwerks. Tschechien erhielt den Titel gemeinsam mit fünf weiteren europäischen Ländern. Neben Tschechien sind das Deutschland, Finnland, Ungarn, Frankreich und Spanien.
"Das ist ein Geschenk für alle, die mit Glas zu tun haben", freute sich Milada Valečková, Leiterin des Glas- und Schmuckmuseums in Jablonec nad Nisou (Gablonz). In Tschechien konzentriert sich das Glashandwerk vor allem auf die Bezirke Liberec, Zlín und Vysočina. Dort arbeiten über 5.000 Handwerker in rund 100 Werkstätten und Betrieben. Traditionelle Standorte in Nordböhmen sind Kamenický Šenov, Nový Bor und Železný Brod.
Das sächsisch-böhmische Grenzgebiet hat damit in kurzer Folge bereits den zweiten UNESCO-Titel errungen. Anfang September verlieh die UNESCO der Hopfenstadt Žatec (Saaz) und dem sie umgebenden Hopfengebiet den Titel einer Weltkulturerbestätte. Weltkulturerbe sind auch die Montanregion Erzgebirge (gemeinsam mit Sachsen) sowie die berühmten Kurbäder in Karlovy Vary (Karlsbad), Marianské Lázně (Marienbad) und Františkovy lázně (Franzensbad), die den Titel ebenfalls mit mehreren europäischen Kurbädern erhalten haben. In Nordböhmen befindet sich mit den Buchenwäldern im Isergebirge auch das einzige Weltnaturerbe Tschechiens.
Deutschland verlängert Grenzkontrollen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat angekündigt, die stationären Kontrollen an den Grenzen Deutschlands zu Polen, Tschechien und der Schweiz über den 15. Dezember hinaus um zwei Monate zu verlängern. Begründet wurde der Schritt mit den bisherigen Ergebnissen der Kontrollen. Demzufolge seien seit Einführung der Kontrollen Mitte Oktober 3.300 unerlaubte Einreisen festgestellt und 1.100 unerlaubte Einreisen verhindert worden. Der sächsische Innenminister Armin Schuster hatte zuvor gefordert, die Grenzkontrollen langfristig, also mindestens ein halbes Jahr beizubehalten. Er sieht darin ein Mittel der Abschreckung.
Die Grenzkontrollen stehen allerdings zunehmend in der Kritik. Demzufolge sei es höchst fraglich, ob der Aufwand in einem Verhältnis zum Nutzen steht. Markus Schlimbach, DGB-Vorsitzender in Sachsen, kritisierte die Kontrollen kürzlich beim ersten Deutsch-Tschechischen Regionalforum scharf. Es werde das höchste Gut, die europäische Freizügigkeit, leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Die Kontrollen müssten sofort beendet werden. Speziell auf der Autobahn Dresden-Prag bilden sich Richtung Deutschland jeden Tag kilometerlange LKW-Schlangen, von denen auch Busse und der Individualverkehr betroffen sind. An manchen Tagen stehen die Autos bis zur Abfahrt Ústí nad Labem und müssen durch die Polizei reguliert werden.
Andreas Roßkopf, bei der Gewerkschaft der Polizei zuständig für die Bundespolizei, sagte der "Rheinischen Post", dass sich die Asylbewerberzahlen mit polizeilichen Mitteln nicht senken und sich Asylanträge nicht verhindern ließen. Zu klären sei, "ob tatsächlich weiterhin Tausende Polizeibeamtinnen und -beamte an der Grenze verbleiben sollen oder nicht besser für die Sicherheit in den Städten eingesetzt werden und das Asylproblem im EU-Rahmen gelöst wird." Die Sicherheitslage im Inland sei hochsensibel.
Loipen und Pisten präpariert
Früher als in anderen Jahren hat die Wintersportsaison auch im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet begonnen. Die intensiven Schneefälle der letzten Tage haben dafür gesorgt, dass das Loipennetz nicht nur im böhmischen Erzgebirge, aber auch in der böhmischen Lausitz gespurt werden konnte.
Kleiner Tipp von uns: Aktuelle Angaben über den Zustand der Loipen in Tschechien können tagesaktuell über die Internetseite mapy.cz (gibt's auch als App) angeschaut werden, wenn man dort die Kartendarstellung auf "Winter" schaltet.
Auch in den Skigebieten ist die Saison eröffnet. Aufgrund der Minusgrade konnte dort zum Naturschnee ausreichend Kunstschnee produziert werden, der auch angekündigte Plusgrade von etwas über Null übersteht. Ihre Lifte haben am 8. Dezember fast alle Skigebiete im böhmischen Teil des Erzgebirges in Betrieb genommen.
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Erstes Deutsch-Tschechisches Regionalforum
In Chemnitz fand das erste Deutsch-Tschechische Regionalforum statt. Zwei Tage tauschten sich auf Einladung der Staatsministerin im Außenministerium Anna Lührmann Vertreter von Bund, Ländern, Landkreisen und Kommunen aus Deutschland und Tschechien aus. Eingeladen war zudem ein breites Spektrum aus Vertretern verschiedener im deutsch-tschechischen Grenzraum aktiver Organisationen, die nicht nur über die Schwerpunktthemen Verkehr, Arbeitsmarkt und Gesundheitswesen sprachen.
„Unser Ziel ist, dass es den Menschen in den Grenzregionen nicht schlechter geht als anderswo“, sagte Staatsministerin Lührmann zu Beginn des Forums. In Workshops wurde auf konkrete Probleme hingewiesen, die in den Rettungsdiensten, beim Status tschechischer Arbeitnehmer in Deutschland, bei grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen, der Sprachbildung und in der Anerkennung von Abschlüssen teils seit Jahren bestehen und bisher nicht gelöst wurden. Das Regionalforum soll die Vernetzung nicht nur zwischen den beiden Ländern, sondern auch zwischen den Verwaltungsebenen, den einzelnen Playern und nicht zuletzt auch zwischen Sachsen und Bayern verbessern. Lührmann kündigte an, dass die aufgeworfenen Probleme an die entsprechenden Stellen weitergeleitet und die Regionalforen zwischen beiden Ländern künftig regelmäßig stattfinden sollen.
Schulstreik und Ärzteprotest in Tschechien
Am Dienstag beteiligten sich Tausende Lehrer an einem landesweiten Streik. Die Gewerkschaften gaben bekannt, dass rund die Hälfte der Schulen in einen eintägigen Streik eingetreten sind. Sie protestierten damit gegen geplante Kürzungen im Bildungsbereich. Die sorgen dafür, dass der Stundenumfang heruntergesetzt wird, weshalb vor allem an kleineren Schulen in den Regionen Stundenausfall droht. An dem Streik beteiligten sich aus Solidarität auch Mitarbeiter einiger Firmen und Studenten.
Der Streik richtete sich gegen die Regierung, die ein Sparpaket vorgelegt hat, um das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen. Sie reagiert auf die nötigen Sonderausgaben in den letzten Jahren infolge der Coronapandemie und des Ukrainekriegs, welche das Haushaltsdefizit haben stark ansteigen lassen. Premier Petr Fiala wies in Reaktion auf die Streiks darauf hin, dass der Bildungsetat neben dem Wehretat und dem Sozialhaushalt die einzigen drei Ressorts sind, deren Ausgaben sich im Haushalt 2024 erhöhen.
Ein unbefristeter Ausstand der Ärzteschaft scheint indessen abgewendet. Ärzte hatten angekündigt, ab 1. Dezember keine Überstunden mehr zu leisten, was zu starken Beeinträchtigungen der Gesundheitsversorgung geführt hätte. Ziele der Ärzte sind eine Änderung des Arbeitsgesetzbuches zur Regelung von 24-Stunden-Diensten sowie eine bessere Bezahlung. Diese Forderungen werden nun erfüllt. So hatten Arbeitsminister Marian Jurečka und Gesundheitsminister Vlastimil Válek eine Novelle auf den Weg gebracht, die geplante Neuerungen im Arbeitsrecht zurücknimmt und den Ärzten doppelt so viele Überstunden wie bisher ermöglicht. Außerdem sicherte Premier Petr Fiala nach Verhandlungen fast 10 Milliarden Kronen mehr für höhere Ärztegehälter zu.
Tschechischer Trassenverlauf Dresden-Prag nächstes Jahr
Spätestens Ende 2024 möchte der tschechische Verkehrsminister Martin Kupka den Trassenverlauf der Neubaustrecke Prag-Dresden auf tschechischer Seite bekannt geben. Das sagte der Minister auf einem Dialogforum mit betroffenen Gemeinden in Ústí nad Labem. Aktuell verfolgt die staatliche Bahnnetzverwaltung Správa železnic (SŽ) drei unterschiedliche Trassenverläufe durch das Böhmische Mittelgebirge, welche von den betroffenen Gemeinden abgelehnt werden. Umstritten sind ebenfalls der Tunnelausgang bei Chlumec sowie die Durchfahrt von Ústí. Die Elbestadt fordert, den Güterverkehr um die Stadt herum zu leiten. Der rund 57 Kilometer lange Abschnitt vom Böhmischen Mittelgebirge nach Prag mit neuem Terminal bei Roudnice nad Labem steht dagegen bereits fest. Hier wird auch die erste Inbetriebnahme der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke erwartet.
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November 2023
Deutsche Bahn baut Volltunnel-Variante
Nach monatelangen Prüfungen hat sich die Deutsche Bahn beim Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Dresden-Prag durch das Erzgebirge für einen durchgehenden Tunnel entschieden. Damit entsteht ein 30 Kilometer langer Tunnel, der bei Heidenau unter der Erde verschwindet und erst bei Chlumec (Kulm) auf tschechischer Seite wieder an die Oberfläche gelangt. Es wäre der längste Eisenbahntunnel Deutschlands.
Vor einem Jahr hatte die Deutsche Bahn die Zahl der Trassenvarianten von 10 auf 2 beschränkt. Die sogenannte Volltunnel-Variante war in den ursprünglichen Planungen der Bahn gar nicht vorgesehen, sondern erst durch eine Bürgerinitiative ins Spiel gebracht worden. Die zweite sogenannte teiloffene Variante hatte einen kürzeren Tunnel sowie einen 27 Kilometer langen Tunnel durchs Erzgebirge vorgesehen. Eine Brücke über das Seidewitztal sollte die beiden Bauwerke miteinander verbinden.
Die nun gewählte Variante mit dem durchgehenden Tunnel sei sowohl sowohl "für die Umwelt als auch verkehrlich, technisch und wirtschaftlich die beste Lösung", teilte die Deutsche Bahn am Montag mit.
Der insgesamt rund 43 Kilometer lange Neubau soll das flutgefährdete Elbtal entlasten und die Fahrzeit Dresden–Prag von 2 Stunden 15 Minuten auf eine Stunde mehr als halbieren. Sie ist Teil der künftigen Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Prag und perspektivisch weiter nach Wien und Richtung Balkan.
Bis zum Baubeginn werden aber noch fast zehn Jahre vergehen. Der nächste große Meilenstein für das Projekt ist die Abstimmung im Bundestag über Umsetzung und Finanzierung. Diese könnte 2025 erfolgen. Mit Baurecht rechnet die Deutsche Bahn 2032. Als Bauzeit werden rund 12 Jahre veranschlagt.
Edmundsklamm bleibt auch 2024 geschlossen
Die seit dem verheerenden Waldbrand im Sommer 2022 geschlossene Edmundsklamm wird auch im kommenden Jahr nicht öffnen. Auf Anfrage teilte der Nationalpark Böhmische Schweiz mit, dass kein Öffnungsdatum genannt werden könne. Eine Öffnung 2024 sei aber ausgeschlossen. Das gleiche gilt auch für den Gabrielensteig. Der beliebte und aussichtsreiche Wanderweg führt von Mezní Louka (Rainwiese) zum Pravčická brána (Prebischtor). Insgesamt sind zurzeit 15 Kilometer markierter Wanderwege gesperrt. Das betrifft rund 5 Prozent der Wanderwege im Nationalpark. Auf weiteren 14 Kilometern wurde die Markierung entfernt. Dort kann auf eigene Gefahr gewandert werden.
Dass anderthalb Jahre nach dem Waldbrand und Jahre nach der Borkenkäfer-Katastrophe immer noch so viele Wanderwege gesperrt sind, erklärte der Sprecher des Nationalparks, Tomáš Salov, mit der anderen Gesetzeslage in Tschechien. In Sachsen sind bereits alle Wege wieder frei. Der Nationalpark Böhmische Schweiz hafte dagegen für die Sicherheit auf den Wegen. Auch für Schäden, die durch Beseitigung von gefährlichen Bäumen entstanden sind, hafte der Nationalpark. In der Ruhezone gelten zudem strenge Schutzvorgaben. Die Entnahme von Bäumen verursacht erhebliche Begleitschäden. Die natürliche Verjüngung wird gestört, es drohen Instabilitäten am Fels und es entsteht eine größere Erosionsbelastung. Das habe auch die Proberäumung eines kleinen Abschnitts der Edmundsklamm im Sommer gezeigt. Die Ergebnisse dieses Pilotprojekts stehen aber noch aus.
Salov zeigte sich zuversichtlich, dass erste Wege schon bald freigegeben werden können. Das betrifft aber eher Wege in der hinteren Böhmischen Schweiz. Dort sei der Verfallsprozess geschädigter Bäume schon weit genug fortgeschritten. Das betrifft den Weg von Hadí pramen (Schlangenquelle) zur Jungferntanne (Panenská jedle). Gleichzeitig lässt der Nationalpark an vielen Wanderwegen Bäume fällen, um die Sperrung weiterer Wege zu verhindern. Derzeit ist so vorübergehend der Wanderweg am Brtnický potok (Zeidlerbach) gesperrt.
Gemeinden und der Tourismusverband fordern dagegen vom Nationalpark mehr Anstrengung, um Wege wieder schneller freizugeben. Sie werfen dem Nationalpark vor, Wanderwege dauerhaft zu sperren.
RegioJet verdrängt České dráhy aus Regionalverkehr Ústí
Das tschechische Eisenbahnunternehmen RegioJet hat eine Ausschreibung zum Betrieb von sechs elektrifizierten Bahnstrecken im Bezirk Ústí gewonnen. Wie RegioJet mitteilte, habe man das niedrigste Angebot eingereicht. Der Preis war mit 90 Prozent Gewichtung entscheidend für den Ausgang des Verfahrens. RegioJet übernimmt demnach die strategische Linien U1 Děčín-Ústí nad Labem-Most-Kadaň, U2 Chomutov-Karlovy Vary und U3 (Děčín-) Ústí-Litvínov sowie die Linien U32 Ústí-Lysá, U51 Ústí-Klášterec nad Ohří und U54 (Děčín-) Ústí-Roudnice (-Hněvice). RegioJet fährt schon jetzt für den Bezirk Ústí auf den Strecken Ústí nad Labem-Děčín auf der rechtselbischen Seite sowie Ústí-Upořiny-Most.
Offiziell hat der Bezirk Ústí unter Verweis auf die laufende Einspruchsfrist den Ausgang des Verfahrens noch nicht bestätigt, die Teilnehmer seien informiert. Der unterlegene Mitbewerber České dráhy hatte sich allerdings geäußert, worauf der Bezirk Ústí reagierte und damit indirekt den Gewinner RegioJet bestätigte. Bislang werden alle Linien von der staatlichen České dráhy betrieben, für die die Niederlage ein empfindlicher Verlust ist. Der Bezirk Ústí hatte České dráhy (ČD) wegen eines Verfahrensfehlers ausgeschlossen, schreibt der Server zdopravy.cz. Ob ČD Einspruch erhebt, ließ das Unternehmen offen.
Der neue Betreiber soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 die Strecken übernehmen. Der Betriebsvertrag ist für 15 Jahre vorgesehen.
Trekkinghütten fürs Erzgebirge
Die Tourismusagentur Krušnohoří (Erzgebirge) plant den Bau von 12 Trekkinghütten. Sie sollen Wanderern ein einfaches Übernachtungslager bieten. Geplant ist eine einfache Holzbauweise. Die Hütten sollen mit Fotovoltaikanlagen und einem kleinen Ofen ausgestattet sein. Der Bau der ersten zwei Hütten ist in Adolfov bei Telnice sowie in Sněžná bei Kraslice im Westerzgebirge geplant. Die Trekkinghütten sollen vor allem Fernwanderern dienen. Durch Adolfov führt der neue Fernwanderweg Stezka Českem (Rund um Tschechien).
Millionenprojekte für sächsisch-tschechischen Grenzraum
Eine verbesserte frühkindliche Bildung in der Sprache des Nachbarn, grenzüberschreitender Radtourismus und mehrere Naturschutzvorhaben gehören zu den Projekten, die in dem grenzüberschreitenden Programm Interreg Sachsen–Tschechien 2021-2027 eine Zusage zum Erhalt von Fördermitteln aus der Europäischen Union erhalten haben. Auf seiner Sitzung in Schönbach im Vogtland bewilligte der Begleitausschuss des Programms 17,7 Millionen Euro für 15 grenzüberschreitende Projekte. Fast 2 Millionen Euro bekam das Projekt "Nachbarsprache von Anfang an" unter Federführung der Euregio Egrensis zugesprochen, an dem auch die Euroregion Elbe/Labe beteiligt ist.
Etwas mehr als 2 Millionen Euro Fördermittel gehen an das Projekt "Mit dem Fahrrad zum Nachbarn" unter Führung der Gemeinde Doln´í Poustevna, an dem die Städte Sebnitz und Hohnstein beteiligt sind.
Insgesamt wurden in der laufenden Förderperiode bereits 28 sächsisch-tschechische Projekte unterstützt.
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Bildungsvereinbarung für bilinguales Gymnasium
25 Jahre nach dem Start des bilingualen und binationalen deutsch-tschechischen Bildungszweigs am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pirna haben die Bildungsministerien von Sachsen und Tschechien eine unbefristete Bildungsvereinbarung beschlossen. Das Dokument wurde am 8. November von Kultus-Amtschef Wilfried Kühner und seinem tschechischen Kollegen, Vizeminister Jaroslav Miller, unterzeichnet.
Damit wird aus dem langjährigen Projekt nun eine feste Institution, teilt das Sächsische Staatsministerium für Kultus mit. Die Vereinbarung bezieht sich auf den Bildungsgang und das Internat. Durch die Überarbeitung entstand ein flexibler, zeitgemäßer und unbefristeter Vertrag, der die Eigenverantwortung des Friedrich-Schiller-Gymnasiums deutlich stärkt, heißt es weiter.
"Mit der neuen Vereinbarung legen wir den Grundstein für eine dauerhafte sächsisch-tschechische Bildungs-Zusammenarbeit. Der binationale-billinguale Bildungsgang am Friedrich-Schiller-Gymnasium ist dabei das Flaggschiff unserer grenzüberschreitenden Bildungskooperation", sagte Kühner.
Der binationale-bilinguale Bildungsgang umfasst sechs Jahre. Er ist für Schülerinnen und Schüler von der Klassenstufe sieben bis zur Jahrgangsstufe zwölf vorgesehen. Der Unterricht wird in jedem Schuljahr in einer binationalen-bilingualen Klasse mit jeweils 14 tschechischen und 14 sächsischen Schülerinnen und Schülern organisiert.
Städtepartner Dohna und Chlumec
Es kommt nicht mehr alle Tage vor, dass eine neue Partnerschaft zwischen Städten geschlossen wird. Das sächsische Dohna und das nordböhmische Chlumec (Kulm) haben es getan. Angebahnt hatte sich die Partnerschaft ganz organisch seit fünf Jahren durch die Zusammenarbeit von Vereinen aus Sport und Kultur. Auch die Feuerwehren kooperierten schon länger. Einige der Projekte wurden durch die Euroregion Elbe/Labe gefördert. Wie die Sächsische Zeitung berichtet, wurde die Partnerschaft ganz offiziell in einem zweiseitigen Vertrag besiegelt.
Dohna und Chlumec trennen gerade einmal 40 Kilometer. Chlumec liegt am Fuße des Erzgebirges und grenzt nordwestlich an die Bezirksstadt Ústí nad Labem (Aussig). Die Stadt hat etwas mehr als 4.000 Einwohner. Wie Dohna liegt die Stadt direkt an der Autobahn Dresden-Prag. Ein Denkmal erinnert in Chlumec an die Schlacht bei Kulm 1813, als die Truppen Napoleons von den verbündeten Russen, Österreichern und Preußen geschlagen wurden.
Am 25. November steht schon der nächste Austausch zwischen beiden Städten an, wenn der Dohnaer Chor zu einem Konzert nach Chlumec fährt.
Lebt eine Wildkatze in der Böhmischen Schweiz?
Was da im März 2022 einer Fotofalle des Nationalparks Böhmische Schweiz ins Netz ging, könnte eine kleine Sensation sein. Auf dem Foto im taghellen Licht schleicht eine Katze durchs Bild. Dabei handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Hauskatze. Die Fachleute sind sich sehr sicher, dass es um ein Exemplar einer Wildkatze geht. "Die typischen Merkmale einer Wildkatze sind gut zu erkennen, wie die Streifen auf dem Fell und die Größe", sagt Martin Valášek, Zoologe beim Nationalpark Böhmische Schweiz. Valášek ist sich sogar sicher, dass es sich um keine Kreuzung mit einer Hauskatze, sondern um eine reine Wildkatze handelt.
Noch ist unklar, ob sich die Wildkatze im Nationalpark niedergelassen hat oder nur auf der Durchreise war, und wenn ja, woher sie kam. Wildkatzen leben in Tschechien in kleiner Zahl im Böhmerwald (Šumava), in den Beskiden und im Duppauer Gebirge (Doupovské hory) in Nordwestböhmen. Die Fotos lässt der Nationalpark extern durch die Landwirtschaftliche Universität in Prag auswerten. Der Fund wurde aufgrund der Vielzahl der Aufnahmen erst jetzt bekannt.
Der Nationalpark hat nun in der Nähe seiner Fotofallen mit Baldrian bestrichene Holzstäbchen ausgelegt. Das sei ein bewährtes Lockmittel für Wildkatzen. Wenn sich die Katze daran reibt, könnte sie ein Haar ihres Fells verlieren, was den Forschern ermöglichen würde, eine DNA-Analyse vorzunehmen.
Wildkatzen sind sehr scheue Tiere. Sie brauchen störungsarme Wälder mit Totholz, in dem sie sich Höhlen schaffen, und meiden offenes, deckungsarmes Gelände.
Karel Schwarzenberg gestorben
Tschechien trauert um den früheren tschechischen Außenminister und lebenslangen Kämpfer für Demokratie und Freiheit Karel Schwarzenberg. Der Adlige, der in Tschechien nur der "Fürst" genannt wurde, starb am 11. November in einem Wiener Krankenhaus. Schwarzenberg wurde 85 Jahre alt.
1937 in Prag geboren wuchs Schwarzenberg auf der Burg Orlík in Südböhmen in einer der reichsten Familien Europas auf. 1941 beschlagnahmten die Nationalsozialisten das Eigentum der Schwarzenbergs, das sie nach 1945 teilweise zurückerhielten. Nach dem kommunistischen Putsch und der erneuten Enteignung ging die Familie 1948 in die Emigration nach Österreich. Vor 1989 unterstützte Schwarzenberg die politische Opposition in seinem Heimatland. Von Präsident Václav Havel wurde er Anfang der 1990er Jahre zum Büroleiter (Kanzler) ernannt. Später wurde er Senator und für die Grünen ins Parlament gewählt. Von 2007 bis 2009 und dann noch einmal von 2010 bis 2013 war er Außenminister der Tschechischen Republik. Damit ist er bis heute der Außenminister mit der längsten Dienstzeit. 2013 kandidierte er zum Staatspräsidenten von Tschechien und verlor erst in der Stichwahl knapp gegen Miloš Zeman.
Karel Schwarzenberg war seit 1979 das Familienoberhaupt des Hauses Schwarzenberg. Die tschechische Regierung hat entschieden, für Schwarzenberg ein Begräbnis mit staatlichen Ehren abzuhalten. Sein Leichnam wird vom 6. bis 8. Dezember in der Kirche Sankt Maria unter der Kette (Kostel Panny Marie pod řetězem) auf der Prager Kleinseite ausgestellt. Die Totenmesse findet am 9. Dezember im Prager Veitsdom auf dem Hradschin statt.
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Schicht-Werk erhält Denkmalstatus
Das tschechische Kulturministerium hat dem Verwaltungsgebäude der historischen Schichtwerke in Ústí nad Labem (Aussig) den Denkmalstatus zuerkannt. Dabei handelt es sich nur noch um einen Teil des Gebäudes. Den ältesten Teil hatte der Eigentümer, die Firma STZ Development, im März zugunsten eines Parkplatzes abreißen lassen. Dagegen hatte sich starker Protest durch Architekten, Historiker und viele Bürger geregt. Doch die Abrissgenehmigung war gültig, unter anderem auch, weil das Gebäude damals nicht denkmalgeschützt war.
Eine Initiative hatte deshalb daraufhin sofort den Denkmalschutz beim Kulturministerium beantragt, der ihm nun zugesprochen wurde. Allerdings ist diese Entscheidung noch nicht rechtskräftig, die Firma STZ Development hat dagegen Einspruch eingelegt.
Die Schichtwerke befinden sich auf der rechtselbischen Seite von Ústí im Stadtteil Střekov (Schreckenstein) und haben entscheidenden Anteil am Aufstieg von Ústí zu einer Industriestadt von europäischem Rang. Die Werke der Familie Schicht fusionierten in den 1920er Jahren mit der niederländischen Margarine Unie und der britischen Lever Brothers zum Konzern Unilever, der bis heute besteht.
Talsperre Kyjov wird saniert
Erstmals nach 47 Jahren wurde die Talsperre Kyjov (Khaa) am Rande der Böhmischen Schweiz abgelassen. Hintergrund ist die fällige Sanierung des Bauwerks aus den 1960er Jahren. Die Talsperre soll als Löschwasserstausee ertüchtigt werden. Ein von der tschechischen Regierung geschaffener Fonds zur Brandschutzvorsorge in der Böhmischen Schweiz übernimmt mit 15 Millionen Kronen den Großteil der Kosten. Allein durch den Aushub von 7.500 Kubikmeter Sediment erhöht sich das Fassungsvermögen der Talsperre. Durch die verbesserte Wassertiefe wird zugleich eine Wasserentnahme durch Hubschrauber möglich. Außerdem wird das Stauwehr erneuert. Es entsteht eine befestigte Löschwasserentnahmestelle mit Zufahrt. Auch der Zugang für Badende soll verbessert werden. Die Talsperre ist nämlich ein beliebter Badesee. Im Frühjahr 2025 soll die Sanierung abgeschlossen sein und die Talsperre wieder mit Wasser gefüllt werden.
Da sich ein Ufer der Talsperre schon im Nationalpark Böhmische Schweiz befindet, muss die Stadt Krásná Lípa (Schönlinde), zu der Kyjov gehört, mehrere Auflagen erfüllen. So darf der Schlamm nur bis Ende Februar 2024 ausgebaggert werden. "Dann werden wir diese Arbeiten erst einmal unterbrechen und erst im nächsten Winter wieder aufnehmen", sagt Bürgermeister Jan Kolář. Beim Ablassen des Wassers wartete auf die Gemeinde eine Überraschung: Im Wasser und dem Schlamm befanden sich Massen von Großen Teichmuscheln. "Wir hatten mit einigen Hundert gerechnet, am Ende waren es aber fast 20.000", sagt Kolář. Diese unglaubliche Zahl konnte nur teilweise auf die andere gemeindeeigenen Teiche verteilt werden. Nachbargemeinden wie Chřibská (Kreibitz) halfen aus. Ein sehr kleiner Teil der Muscheln diente als Futter für Waldtiere wie Füchse und Wildschweine.
Waldbrandstifter angeklagt
Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen Verursacher des Waldbrands erhoben, der im vergangenen Sommer große Teile der Böhmischen und auch Teile der Sächsischen Schweiz erfasst und zerstört hatte. "Die Anklageschrift wurde diese Woche an das Bezirksgericht gesandt", bestätigte Kateřina Doušová, Staatsanwältin der Bezirksstaatsanwaltschaft Ústí, gegenüber dem Server idnes.cz. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Nationalparkranger nicht nur Brandstiftung bei dem Großbrand vor, sondern auch weitere Taten wie den Brand von Teilen des Aussichtsturms auf dem Vlčí hora (Wolfsberg) und des benachbarten Gebäudes, von Hochsitzen und Futterstellen. Laut Polizei soll der 36-jährige die Taten eingeräumt haben.
Der größte Waldbrand in der Geschichte der Böhmischen Schweiz verursachte einen Schaden von 350 Millionen Kronen. Damit erhöht sich das maximal mögliche Strafmaß für Brandstiftung auf 15 Jahre Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft fordert für den Angeklagten 12 Jahre Freiheitsentzug.
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VW verschiebt Batteriefabrik in Tschechien
Volkswagen baut seine in Mitteleuropa geplante Gigafabrik vorerst nicht. Als Grund gab der Konzern die langsamere Entwicklung der Elektromobilität an. Die Entscheidung von Volkswagen ist vor allem eine gegen Tschechien. Dort waren die Verhandlungen am weitesten fortgeschritten. Zuletzt hatte die tschechische Regierung Volkswagen zu mehr Tempo gedrängt. Tschechien hatte ein Grundstück in Líně, nahe dem Flughafen Plzeň (Pilsen) vorbereitet. Das Grundstück liegt verkehrstechnisch günstig nahe der Autobahn D5 Prag-Plzeň-Regensburg. Am Montag dann hatte sich Konzernchef Oliver Blume mit Premierminister Petr Fiala getroffen und ihm die schlechte Nachricht überbracht.
Bei der Entscheidung geht es zwar nur darum, die Batteriefabrik nicht jetzt anzugehen, sondern erst später. An seinen drei weiteren geplanten Fabriken in Deutschland, Spanien und Kanada hält VW fest. Doch in Tschechien wurde die Nachricht als schwerer Rückschlag aufgenommen. Industrieminister Jozef Síkela betonte, dass die Regierung derzeit mit fünf weiteren Investoren verhandele. Davon hätte zwei Projekte die Größe wie von Volkswagen geplant, zwei wären mittelgroß und ein Projekt wäre kleiner. Namen nannte Síkela nicht.
Der Vizepräsident des Industrie- und Verkehrsverbandes Radek Špicar glaubt nicht, dass diese Entscheidung Tschechien zurückwirft, gab im Tschechischen Fernsehen Česká televize aber zu bedenken: "Die Automobilindustrie durchläuft eine dramatische, komplizierte und teure Transformation in Richtung alternative Antriebe. Da wäre es wichtig, so eine Investition zu bekommen, auch auf dem Hintergrund, dass wir Lithium im Erzgebirge fördern und verarbeiten wollen." Er verwies auch darauf, dass Tschechien seinen einstigen Standortvorteil günstiger und ausreichend vorhandender Arbeitskräfte verloren habe. Außerdem seien die Energiepreise in Tschechien inzwischen höher als in Polen oder Ungarn. An diesen Problemen müsse die Regierung arbeiten.
Auch der Bezirk Ústí hatte sich lange Hoffnungen auf die Ansiedlung einer Gigafabrik in Nordböhmen, nahe Sachsen gemacht. Ob für den Standort in der Nähe von Prunéřov bei Kadaň die Chancen mit der VW-Entscheidung gestiegen sind, war zunächst kein Thema.
Neue Windkraftregeln im Bezirk Ústí
Der Bezirk Ústí plant die Verabschiedung einer neuen Grundsatzregelung zum Bau von Windrädern. Diesen Teil der Grundsätze regionaler Planung hatte das Oberste Verwaltungsgericht vor einigen Wochen als nichtig erklärt. Die bisherige Regelung hatte den Bau von Windrädern nahezu unmöglich gemacht. Kläger hatten dagegen erfolgreich wegen Benachteiligung geklagt. Andere Bauvorhaben seien keiner derartig strengen Regelung ausgesetzt. Geklagt hatten Gemeinden, Privatpersonen und Firmen. Der Bezirk hatte zudem das öffentliche Interesse an Erneuerbaren Energien zu wenig berücksichtigt.
Der Bezirk Ústí (Aussig) wolle die neuen Grundsätze innerhalb der nächsten Monate erarbeiten und noch in diesem Jahr verabschieden. Als oberstes Kriterium gegen den Bau von Windrädern steht weiterhin der Naturschutz, weshalb Naturschutzorganisationen und das Umweltministerium an dem Prozess der Neuformulierung beteiligt werden sollen. Es sei aber abzusehen, dass eine künftige Regelung den Weg zu mehr Windkraftanlagen öffnen wird, Wildwuchs solle aber verhindert werden, heißt es.
Im Bezirk Ústí stehen insgesamt 50 Windkraftanlagen, ein Viertel aller Windräder in ganz Tschechien. Fast alle Windräder im Bezirk Ústí befinden sich in den Höhenlagen des Erzgebirges.
Hřensko erhebt Touri-Gebühr
20 Kronen sollen Übernachtungsgäste ab nächstes Jahr pro Nacht in Hřensko (Herrnskretschen) zahlen. Das beschloss die Gemeindevertretung. Das Grenzdorf hofft so, Einnahmeausfälle zu kompensieren, die durch die Sperrung der Edmundsklamm ein tiefes Loch in die Gemeindekasse gerissen haben. Zwar seien die Einnahmen aus Parkgebühren unverändert. Aber insgesamt liegen die Einnahmen bei nur einem Drittel im Vergleich zu einem normalen Jahr mit geöffneter Edmundsklamm.
Die Übernachtungsgebühr wird von Hotels und Pensionen erhoben und an die Gemeinde weitergegeben. Die Zahlung wird aber erst ab der zweiten Nacht fällig.
Deutsch-tschechisches Bürgermeistertreffen in Hohnstein
Am Freitag kamen in Hohnstein Bürgermeister aus Kommunen beiderseits der Grenze zu einem Vernetzungstreffen zusammen. Es war nach April bereits das zweite Treffen dieser Art. Organisiert und initiiert wurde die Konferenz von der Wirtschaftsinitiative Sächsische Schweiz. Ziel ist ein besseres Vernetzen der Gemeinden und die Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Projekten. Das erste Treffen hatte in Krásná Lípa stattgefunden. Beim zweiten Treffen nahmen zudem Landrat Michael Geisler, die tschechische Generalkonsulin in Dresden Mark´´éta Meissnerová, die Geschäftsführer der Euroregionen Elbe/Labe und Nisa/Neiße, Rüdiger Kubsch und Ondřej Havlíček, Vertreter der Tourismusverbände Sächsische Schweiz und Böhmische Schweiz sowie eine Vertreterin vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds teil.
"Das große Interesse durch die Bürgermeister zeigt uns die Wichtigkeit dieser Veranstaltung. Wir streben an, diese Treffen künftig regelmäßig zweimal im Jahr zu wiederholen", kündigte der Bürgermeister von Hohnstein und Gastgeber, Daniel Brade, an.
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Oktober 2023
Krankheitsbedingt fällt der Newsletter in dieser Woche etwas kürzer aus.
Schicht-Epos im Senat
Die Industriellenfamilie Schicht aus Ústí nad Labem – bekannt vor allem wegen der Hirsch-Seife – ließ 1928 einen Epos mit 22 Gemälden zu Ereignissen aus der tschechischen Geschichte anfertigen, um diese dem tschechoslowakischen Staat zu schenken. Diese Gemälde wurden Grundlage großformatiger Drucke, die in vielen Schulen zum Einsatz kamen. Die 14 Motive für tschechische Schulen wurden von Emanuel Boháč gemalt, die 8 für deutsche Schulen von unterschiedlichen Malern. Die Schichts, für die die Nationalitätenfrage in ihren Unternehmen keine Rolle spielte, wollten damit ihre Loyalität zum tschechoslowakischen Staat unterstreichen. Das wohl berühmteste Gemälde ist „Die Ankunft des ersten Präsidenten der Tschechoslowakei Dr. T. G. Masaryk in Prag am 21. Dezember 1918“. Dieses wird auch in der Ausstellung "Unsere Deutschen" im Stadtmuseum in Ústí nad Labem gezeigt.
Martin Krsek, Senator, Historiker und Mitarbeiter der Stadtmuseums Ústí, hat nun eine Ausstellung einiger der Bilder im Senat in Prag organisiert. Diese ist bis zum 5.11. im Vorraum des Sitzungssaales im Wallenstein-Palais (Valdštejnský palác) zu sehen.
Besuche sind montags zwischen 14 und 15 Uhr möglich, müssen aber vorher telefonisch unter 257 072 678 angemeldet werden.
Quelle: Radio Prague International
Tschechischer Nationalfeiertag am 28.10.
Jedes Jahr am 28.10. gedenkt man in Tschechien der Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei im Jahre 1918. Weil es so gut zum Motto der diesjährigen Kulturtage passt (s.u.), wollen wir darauf aufmerksam machen: Es sagt sicher einiges aus, dass einerseits der Jahrestag der Gründung eines nicht mehr existierenden Staates weiterhin Nationalfeiertag ist, während andererseits die Gründung der heute existierenden Tschechischen Republik 1993 nicht gefeiert wird, nicht einmal zum 30jährigen Jubiläum. Kurzer Werbeblock: Hintergründe dazu werden am 9.11. in Sebnitz diskutiert.
Bitte beachten: Die meisten Geschäfte in Tschechien sind morgen geschlossen.
25. Tschechisch-Deutsche Kulturtage eröffnet
Mit einem großartigen Konzert der Dresdner Philharmonie mit dem Prager Philharmonischen Chor wurden gestern im Dresdner Kulturpalast die 25. Tschechisch-Deutschen Kulturtage eröffnet. Das diesjährige Thema "Brüche" wurde ursprünglich vom 30. Jahrestag der Auflösung der Tschechoslowakei inspiriert und will aufzeigen, dass solche Umbrüche auch Aufbrüche sein können. Bis zum 12. November finden in der gesamten Euroregion Elbe/Labe knapp 90 Veranstaltungen beiderseits der Grenze statt.
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Stationäre Grenzkontrollen
Seit Montagabend hat Deutschland erstmals seit der Corona-Pandemie wieder stationäre Kontrollen an der Grenze mit Tschechien aufgenommen. Feste Kontrollen wurden an der A17, Rastplatz Heideholz, eingrichtet. Aus Richtung Tschechien wurde der Verkehr hinter der Staatsgrenze auf eine Fahrspur eingeengt und über den Rastplatz Heideholz geleitet. Weitere feste Kontrollpunkte gibt es am Grenzübergang Reitzenhain/Hora Svatého Šebestiána (B172/I7). Vorübergehend kam es auch an kleineren Grenzübergängen zu Kontrollen.
Je nach Tageszeit und Kontrollintensität kam es zu teils erheblichen Verzögerungen der Fahrtzeit. Tschechische Beschäftigte, die nach Sachsen zur Arbeit pendeln, berichteten von Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde. Als ein Mitarbeiter der Euroregion am Mittwochnachmittag über die Autobahn Dresden-Prag wieder von Tschechien nach Sachsen einreiste, hatte sich auf der rechten Fahrspur eine kilometerlange Schlange von LKWs gebildet, die bis weit nach Tschechien reichte. PKWs konnten jedoch an der LKW-Schlange vorbeifahren und sich kurz vor der Verengung einreihen. Die Bundespolizei kontrolliert nur stichprobenartig und lässt die meisten Fahrzeuge langsam durchrollen. Die Zeitverzögerung betrug auf diese Weise nur bis zu zwei Minuten. In regelmäßigen Abständen wurden verdächtige Fahrzeuge (Lieferwagen, aber auch Sattelschlepper) auf den Parkplatz geleitet und durchsucht.
Tschechische Pendler äußerten sich in Facebookgruppen (Pendleři) überwiegend negativ. Die Kontrollen würden den täglichen Weg zur Arbeit deutlich erschweren. Sachsen ist in vielen Branchen auf tschechische Fachkräfte angewiesen. Tschechische Politiker wie Innenminister Vít Rakušan äußerten Verständnis und die Überzeugung, dass Deutschland nur stichprobenartig kontrolliere und so die Einreise so wenig wie möglich beeinträchtige. Außerdem erwarten sie, dass die stationären Kontrollen nur vorübergehend eingesetzt werden.
Deutschland hatte stationäre Kontrollen nach langem Zögern bei der Europäischen Union beantragt. Hintergrund ist die wachsende Zahl von Migranten, die über die tschechisch-deutsche Grenze mit Hilfe von Schleusern illegal nach Deutschland einreisen. Zuvor hatte das Land Sachsen bereits mit seiner Polizei die Schleierfahndung der Bundespolizei unterstützt.
Büste für August den Starken
In Teplice (Teplitz) wurde eine Büste August des Starken enthüllt. Auf der Rückseite des Beethoven-Kurhauses thront die Büste auf einem Sockel in der Lázeňská (Badgasse). Die Kurgesellschaft hatte die Büste bei dem Bildhauer Libor Pisklák in Auftrag gegeben und möchte damit die engen Beziehungen der Kurstadt zum sächsischen Hof würdigen. Jedes Jahr zog August mit seinem Hofstaat in Teplice ein. Seine Entourage zählte bis zu 1.500 Personen und 1.000 Pferde. Im Jahr 1705 wurde er zum Beispiel von der Hofgarde begleitet. 220 Männer Infanterie und 209 von der Kavallerie. In diesem Jahr jährte sich der erste Kuraufenthalt Augusts in Teplice zum 340. Mal. Dabei war der Kurfürst und spätere polnische König nicht nur zum Kuren hier. Von Teplice wurde auch ordentlich regiert. Der Ort eignete sich hervorragend für die Außenpolitik, denn August war nicht der einzige Herrscher hier. Teplice war von jeher der Kurort der Herrscher. Auch war August nicht der erste sächsische Herrscher, er setzte nur eine Tradition fort, die sich bis zu seinem Ururenkel, König Friedrich Augst II. fortsetzte.
Teplice modernisiert Kulturhaus
Die Nordböhmische Philharmonie aus Teplice muss gerade in das benachbarte Erzgebirgstheater ausweichen, denn ihre Spielstätte, das Kulturhaus, wird umgebaut. Das Werk des Star-Architekten Karel Hubáček, der durch Sendeturm und Berghotel auf dem Ještěd (Jeschken) bekannt geworden ist, erhält ein neues Foyer und einen neuen Haupteingang. Damit wird das Kulturhaus neu von zwei Seiten begehbar. Ergänzt wird der Foyerbereich durch ein neues Café mit Außenplätzen. Zuvor wurden bereits neue Fluchtwege angelegt. Außerdem bekommt das Haus neue und mehr Toiletten, neue Elektrik, eine neue Klimaanlage und eine neue Heizung.
Der Rest des Baus bleibt aber von der Sanierung unberührt. Das Herzstück des Kulturhauses, das direkt an die bekannte Kolonnade aus Stahl und Glas grenzt, ist der Konzertsaal mit 550 Plätzen. Es ist der modernste in Tschechien außerhalb von Prag und durch seine großartige Akustik bekannt.
Neuer Podcast : Sechsmal Tschechien
Tschechien steht im Fokus der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB). Mit dem neuen Podcast "Sechsmal Tschechien" nähert sich die Institution dem Nachbarland. Die erste Folge befasst sich mit dem Thema "Klima und Umwelt", mit Gästen wie dem früheren Umweltminister Bedřich Moldan, der Analystin Romana Březovská, dem Umweltpsychologe Jan Krajhanzl und dem EU-Abgeordneten und früheren Verteidigungsminister Alexandr Vondra. Auch die zweite Folge ist bereits veröffentlicht. Sie widmet sich dem Thema "Tschechiens Beziehung zu Russland. Zu Gast sind der Historiker Karel Svoboda, der politische Geograph Michael Romancov und der Extremismusexperte Jan Charvát.
Wie der Name schon sagt, sind insgesamt sechs Folgen zu sechs unterschiedlichen Themen geplant. Die Podcasts entstehen in Zusammenarbeit mit Radio Prag International und werden nach und nach veröffentlicht. Folge drei zum Thema "LGBTQIA+ und die katholischen Kirche" erscheint im November.
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Deutsche Grabsteine im Rosengarten
Bis Ende 2025 wird der Rosengarten auf Schloss Děčín (Tetschen) saniert. Dabei stießen die Arbeiter auf einen überraschenden Fund. Neun Grabsteine dienten als Unterlage für Vasen und Pflanzentöpfe. Nachforschungen haben ergeben, dass sie früher auf dem städtischen Friedhof von Podmokly (Bodenbach) in Škrabky standen und später offenbar beseitigt und in den Bauhof gebracht worden. Während der Sanierung des Rosengartens in den 1960er Jahren sind sie als Baumaterial aufs Schloss gelangt. Da sie mit der Rückseite nach oben lagen, haben sich die meisten Grabaufschriften erhalten. Die Namen stammen von deutschen Einwohnern vor 1945, als die Stadt mehrheitlich deutsch besiedelt war.
Die Schlossdirektion möchte die Grabsteine wieder an ihren Ursprungsort zurückbringen. "In zwei Wochen, wenn die Arbeiten am Zaun des Friedhofs abgeschlossen sind, kehren die Steine auf den Friedhof zurück", kündigte Schlossdirektorin Miroslava Poskočilová an. Der Historiker Petr Joza, vom Gebietsarchiv in Děčín wies darauf hin, dass die Grabsteine durch ihre Herstellung im germanischen Stil in den 1930er Jahren erhaltenswert sind. Ein Teil von ihnen wurde bereits auf dem Friedhof als Beispiel belassen.
Der Rosengarten wird mit der Sanierung wieder in seine ursprüngliche Form zurückgebracht. Demnach entfallen die Stufen, der Garten wird sich künftig tiefer, aber auf einer Ebene befinden. Neu kommen Wasserspiele sowie ein Zugang zur Bastion hinzu. Auch die Rosen werden neu gepflanzt. Die jetzigen Rosen sind bereits in den Südgarten gezogen. Die Wiedereröffnung des Rosengartens ist für Ende 2025 geplant.
Busse statt ECs
Aufgrund von Bauarbeiten an der Leit- und Sicherheitstechnik im Abschnitt Königstein - Kurort Rathen fallen zwischen dem 17. und 27. Oktober alle internationalen Verbindungen von Dresden nach Ústí nad Labem (Aussig) aus. Stattdessen fahren Ersatzbusse ab Dresden-Hauptbahnhof, Strehlener Straße. Die Busse fahren jeweils 10 Minuten früher als die Züge ab. Ab Ústí besteht Anschluss an die Weiterfahrt nach Prag bzw. Graz und Budapest. Auch auf der Rückfahrt verkehren Ersatzbusse. Diese fahren jeweils sechs Minuten später ab Ústí ab und kommen entsprechend später in Dresden an. Ab Dresden besteht Anschluss an die Züge nach Leipzig sowie Berlin und Hamburg. Den genauen Fahrplan finden Sie hier.
Touristenklub kauft Wolfsberg-Grundstück
Der Klub tschechischer Touristen (KČT), Sektion Krásná Lípa (Schönlinde), hat das Grundstück direkt neben dem Aussichtsturm auf dem Vlčí hora (Wolfsberg) gekauft. Auf dem Grundstück stand eine Hütte, die im Frühjahr abgebrannt war. Auch der Turm war beschädigt, konnte aber offen bleiben. Der Turm gehört der Stadt Krásná Lípa, mit der der Touristenklub zusammenarbeiten. „Uns war wichtig, dass der Gipfel in einer Hand bleibt, und niemand privat etwas baut“, sagte der Klubvorsitzende Václav Hieke. Den Kaufpreis von 150.000 Kronen zahlte der Klub aus eigener Tasche.
Letzte Erinnerung: Neuer Newsletter der Euroregion Elbe/Labe
Ein drittes und letztes Mal in eigener Sache: Bisher hatten wir nur einen Newsletter der Euroregion Elbe/Labe. In Zukunft werden wir jedoch mehr Informationen zu unterschiedlichen Themen verschicken und richten dafür mehrere Newsletter-Listen ein.
Über die bestehende Newsletter-Liste haben wir bisher vor allem Informationen zu Kulturveranstaltungen versandt, in den letzten Monaten vor allem zum Tschechischen Filmmittwoch. Dafür gibt es ab sofort eine neue Newsletter-Liste, auf die Sie sich eintragen müssten, um weiterhin von uns dazu informiert zu werden.
Mit einem Klick auf diesen Link können Sie das ganz einfach erledigen: Anmeldung zum Kultur-Newsletter der Euroregion Elbe/Labe
Des weiteren wollen wir in Zukunft eine wöchentliche Übersicht von interessanten Ereignissen in Tschechien und der Grenzregion versenden, aus Politik, Gesellschaft und dem Alltagsleben. Die zweite Ausgabe davon lesen Sie gerade. Vor allem für diejenigen, die die Seite "Blick zum Nachbarn" in der SZ-Ausgabe Dresden schmerzlich vermissen, könnte dieser Newsletter ein guter Ersatz sein.
Mit einem Klick auf diesen Link können Sie sich dafür direkt anmelden: Anmeldung zum wöchentlichen Newsletter der Euroregion Elbe/Labe
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September 2023
Symbolischer Lückenschluss in Louka am Samstag
Die Wiederaufnahme des Eisenbahnbetriebs von Holzhau nach Moldava (Moldau) in Tschechien steht immer noch in den Sternen. Doch die Unterstützer der Bahnverbindung trommeln unverdrossen weiter für die Schließung dieser Lücke im grenzüberschreitenden Verkehr. Am Samstag, dem 30. September, findet am Bahnhof Louka u Litvínova (Wiese) deshalb der 5. Symbolische Lückenschluss statt. Ab 10 Uhr stehen vielfältige Angebote auf dem Programm. 10 Uhr startet auch ein historischer Sonderzug in Moldava. Nach dessen Ankunft 11.10 startet das offizielle Programm mit Eisenbahn- und Modellbahntechnik, Kindertheater, Lifemusik und Küche der Karpato-Ukraine, dem Teil, der zwischen 1918 und 1938 zur Tschechoslowakei gehörte.
Der Bahnhof in Louka ist eine wichtige Kreuzung zweier Eisenbahnstrecken. Die Strecke nach Moldava trifft hier auf die sogenannte „Ziegenbahn“ (Kozí dráha) nach Děčín (Tetschen), die aktuell nur zwischen Děčín und Telnice befahren wird. Der Bezirk Ústí plant deshalb, den Bahnhof zum touristischen Besucherzentrum auszubauen.
Auch am Samstag fahren den ganzen Tag reguläre Züge nach Moldava und zurück. Der Sonderzug startet die Rückreise nach Ende des Programms 21.05 (Ankunft in Moldava 22.35). Die Fahrkarten sind per E-Mail info@erzgebirgs-zeitung.de zu reservieren. Es gibt noch ein kleines Kontingent Fahrkarten. Eine Fahrt kostet 3 EUR.
Tschechische Eisenbahn erhöht die Preise
Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember steigen bei der staatlichen tschechischen Eisenbahn České dráhy die Preise. Wie das Unternehmen bekannt gab, erhöhen sich die Preise im Schnitt um 9,5 Prozent. Laut Eisenbahn würde eine Fahrkarte ohne Ermäßigung für eine 45 Kilometer lange Strecke dann 101 Kronen kosten, statt bisher 92. Auf 100 Kilometern erhöht sich der Preis von 188 auf 205 Kronen. Reisende können die Gültigkeit der alten Preise aber noch eine Weile verlängern, wenn sie sich ihr Ticket bis zum 9. Dezember gekauft haben. Bis dahin können Fahrscheine bis zu zwei Monate im Voraus erworben werden.
České dráhy passt die Preise regelmäßig an, zuletzt im Dezember letzten Jahres um 15 Prozent. Wie heute nannte auch damals die Eisenbahn vor allem gestiegene Kosten als Grund. Umgekehrt konnte die Eisenbahn auch gestiegene Fahrgastzahlen verzeichnen. Nach der Coronapandemie kehrten die Passagiere zur Eisenbahn zurück. Das Fahrgastaufkommen stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf 79 Millionen Passagiere.
Ehemalige Schlossdirektorin wechselt auf Präsidentenschloss
12 Jahre führte Iveta Krupičková das Schloss in Děčín (Tetschen) und machte es zum am besten besuchten Schloss im Bezirk Ústí (Aussig). Vor allem managte sie die Sanierung und Restaurierung fast des ganzen Schlosses und der Schlossgärten und schaffte es, dass Teile der Ausstattung mindestens auf Leihbasis ins Schloss zurückkehrten. Doch 2019 wurde der Schlossdirektorin gekündigt. Die Gründe waren - wie sich schnell herausstellte - frei erfunden. Angeblich seien Fehler in der Wirtschaftsführung die Basis für die Kündigung gewesen. Krupičková hatte das immer bestritten. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten später, dass die Vorwürfe völlig haltlos waren. Offenbar wollte die Stadt die erfolgreiche Managerin nur loswerden und durch eine ihr genehme ersetzen. Zwei Jahre nach dem Rauswurf veröffentlichte die Stadt eine halbherzige Entschuldigung.
Nun könnte Krupičková aber auf eine besonders prestigereiche Position wechseln. Laut einem Bericht der Tageszeitung Děčínský deník soll sie ab 1. Oktober die Leitung des Schlosses in Lány übernehmen. Offiziell wurde diese Information nicht bestätigt. Das Schloss in Mittelböhmen dient den tschechischen Präsidenten (und früher bereits den tschechoslowakischen) als Landsitz. Die Präsidenten nach 1990 nutzten es allerdings sehr unterschiedlich. Während sich Václav Havel dort nur gelegentlich aufhielt, aber die "Gespräche aus Lány" seines berühmten Vorgängers Tomáš G. Masaryk wieder aufnahm und im Rundfunk veröffentlichte, mied sein Nachfolger Václav Klaus das Schloss. Der gesundheitlich schwer angeschlagene Miloš Zeman wiederum ließ sich am Ende fast gar nicht mehr in Prag blicken und blieb fast ganz auf Lány. Der seit Frühjahr amtierende Staatspräsident Petr Pavel hat bereits angekündigt, das Schloss weder für private noch dienstliche Zwecke nutzen zu wollen. Übernimmt Frau Krupičková die Leitung, könnte das Schloss also auch einer völlig neuen Nutzung entgegen sehen.
Abstimmung beim Tschechischen Filmmittwoch endet morgen
Bis morgen Abend haben Sie noch die Möglichkeit, den Dezember-Film beim Tschechischen Filmmittwoch mitzubestimmen. Derzeit gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei Filmen. Ihre Stimme könnte also ausschlaggebend sein.
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Žatec ist Welterbe
Die Stadt Žatec (Saaz) und die Hopfenlandschaft um die Stadt wurden in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Die Entscheidung fiel auf der laufenden Sitzung der Welterbekommission im saudiarabischen Riad.
Damit steht zum ersten Mal ein Hopfenanbaugebiet auf der Welterbeliste. Die UNESCO würdigte die seit Jahrhunderten intakte Hopfenlandschaft mit den typischen Hopfenfeldern und Funktionsgebäuden, wo der Hopfen gleich vor Ort verarbeitet wurde. Konkret geht es um die Hopfenlandschaft um Žatec und Stekník mit Schloss. Der zweite Komplex, der von der UNESCO gewürdigt wurde, betrifft Teile des historischen Stadtkerns von Žatec, vor allem die Prager Vorstadt, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Hier stehen bis heute die für Hopfenlagerung, Konfektion und den Handel gedachten Gebäude und hier wird bis heute auch Hopfen gelagert, gehandelt und versandt. Charakteristisch für das Viertel sind die hohen Schornsteine, von denen heute noch 39 erhalten sind. Der Hopfen wurde durch Schwefeln konserviert und die Abgase wurden über die hohen Essen abgeleitet.
Mit dem UNESCO-Welterbetitel findet ein fast 20-jähriger Prozess seinen Abschluss. 2018 hatte es die Bewerbung schon einmal bis zur Welterbekommission geschafft. Der Antrag wurde aber noch einmal zur Überarbeitung empfohlen. Dann sollte eigentlich schon im letzten Jahr entschieden werden, aber wegen der russischen Invasion in der Ukraine konnte die geplante Welterbesitzung in Kasan nicht stattfinden.
Für Tschechien ist Žatec und die Hopfenlandschaft bereits das 16. Weltkulturerbe. Außerdem befindet sich in Tschechien mit den Buchenwäldern des Isergebirges auch ein Weltnaturerbe.
Bezirk Ústí wirbt um Ärzte
Der Bezirk Ústí geht gegen den Ärztemangel vor. Mit einem großzügigen Finanzpaket möchte der Bezirk Absolventen dazu bringen, nach ihrem Medizinstudium ihre berufliche Tätigkeit im Bezirk Ústí aufzunehmen. Die neue Konzeption des Gesundheitswesens des Bezirks Ústí rechnet mit bis zu 300.000 Kronen (rund 12.400 Euro) finanzielle Unterstützung für das Studium, wenn sich die Studenten verpflichten, auf dem Gebiet des Bezirks eine Praxis zu eröffnen. Für die Ausstattung der Praxis werden weitere bis zu 800.000 Kronen bereitgestellt. Insgesamt hat der Bezirk für die erste Phase des Stipendienprogramms rund 60 Millionen Kronen bereitgestellt (rund 2,5 Millionen Euro).
Der Bezirk geht davon aus, dass es aufgrund verstärkter Abgänge geburtenstarker Jahrgänge in den Ruhestand mindestens noch fünf Jahre zu personellen Engpässen kommen wird, bevor die nun beschlossenen Maßnahmen greifen.
Ein ähnliches Stipendienprogramm setzt mit Erfolg bereits der Krankenhausverbund Krajská zdravotní ein, der mehrere Krankenhäuser im Bezirk vereint. Mit verschiedenen, auch finanziellen Maßnahmen konnte bisher ausreichend Personal gefunden, um offene Stellen wiederzubesetzen, heißt es bei dem Klinikverbund.
Naturschutzgebiet Erzgebirge in Planung
Welche Auswirkungen hätte ein Naturschutzgebiet (NSG) Erzgebirge? Darauf gibt gerade die Informationskampagne der staatlichen tschechischen Agentur für Natur- und Landschaftsschutz Auskunft. Sie konsultiert die Pläne derzeit mit den betroffenen Gemeinden. Bisher haben die Agenturvertreter bereits mit 25 von 69 Gemeinden in den Bezirken Ústí (Aussig) und Karlovy Vary (Karlsbad) gesprochen. Der Prozess soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
In den am strengsten geschützten Gebieten sind die Befürchtungen vor größeren Einschränkungen im Leben naturgemäß höher. „Wir wollen eine maximale Übereinstimmung mit den Gemeinden noch vor Beginn des Bewilligungsprozesses erhalten“, sagt Umweltminister Petr Hladík. „Bisher überwiegt ein korrekter Meinungsaustausch“, beschreibt Agenturchef František Pelc die Atmosphäre.
Die Einrichtung eines einheitlichen Schutzstatus für das Erzgebirge ist schon länger geplant. Bisher sind nur einzelne Naturreservate, Naturdenkmäler sowie Natura-2000-Gebiete als Schutzgebiete über das Erzgebirge verteilt. Die neue Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet würde sich allerdings lediglich auf den tschechischen Teil beziehen.
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Wir werden dreimal den Wochenrückblick über diese Liste versenden. Danach wird sie nur noch für die wichtigsten Meldungen aus der Euroregion und der Grenzregion genutzt werden, also wesentlich seltener. Wenn Sie nichts verpassen wollen, melden Sie sich bitte für einen der anderen Newsletter an.
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