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Neuigkeiten
Hřenskos neue Bürgermeisterin will Grenzbuden schließen
Der Grenzort Hřensko (Herrnskretschen) wird künftig weiblich geführt. Kateřina Horáková wurde am Montag zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Mit Alena Pačáková ist ihre Stellvertreterin ebenfalls eine Frau. Horáková folgt auf den Ende des Jahres zurückgetretenen Zdeněk Pánek, der jahrelang Bürgermeister der Gemeinde war. Pačáková ersetzt den bisherigen Stellvertreter Robert Mareš, der seit Ende des Jahres vorübergehend die Gemeinde geführt hatte und nun nicht nur als stellvertretender Bürgermeister, sondern auch als Gemeindevertreter zurücktrat.
Horáková übernimmt das Amt in einer schwierigen Zeit. Jahrelang konnte sich Hřensko auf sprudelnde Einnahmen aus dem Betrieb der Bootsfahrten in der Edmundsklamm verlassen. Doch seit dem großen Waldbrand im Sommer 2022 ist die Klamm wegen Baumbruchgefahr geschlossen. Deshalb musste Hřensko bereits Mitarbeiter entlassen. Lediglich die kleinere Wilde Klamm, die schwieriger zu erreichen ist, bleibt für die touristischen Bootsfahrten geöffnet. Wann die Edmundsklamm öffnet, ist nicht abzusehen. Vor einigen Wochen erklärte der Nationalpark, dass sie mindestens noch drei Jahre geschlossen bleibt.
Erstes Ziel für die neu gewählte Bürgermeisterin ist es deshalb, mit dem Nationalpark über die Öffnung der Klamm zu verhandeln. Außerdem möchte die Neue im Gemeindeamt Parkautomaten einführen, um die Kosten für die Parkraumbewirtschaftung zu senken.
Als ihr zweites großes Ziel nannte Horáková, die Zahl der Verkaufsstände zu verringern, in denen vorwiegend vietnamesischstämmige Händler ihre teils wilde Mischung an Waren verkaufen. Als Grund nennt sie die Sicherheit. Ein Teil der Buden mache eine Durchfahrt für Feuerwehrfahrzeuge und Rettungswagen unmöglich. Aber sie ließ auch durchblicken, dass die Stände, an denen bei Kontrollen wiederholt Plagiate und Fälschungen beschlagnahmt wurden, wo zudem rechtsextreme Artikel zum Verkauf angeboten werden und die sich in der Vergangenheit auch als Umschlagplatz für Drogen entpuppten, nicht zum Bild der Gemeinde gehören, dass sie sich wünscht. „Wir möchten, dass uns mehr Touristen besuchen. Deshalb werden wir alles dafür tun, damit unser Dorf endlich im 21. Jahrhundert ankommt. Damit es den Besuchern bei uns gefällt“, so Horáková.
Pirnaer Schüler übersetzen Schicksal eines Winton-Kindes
Seit drei Jahren befindet sich in einem einst dunklen Durchgang am Hauptbahnhof Ústí nad Labem (Aussig) ein großes, farbenfrohes Wandbild. Es erzählt das ungewöhnliche Leben der Ruth Hálová. Kurz nach seiner Fertigstellung besichtigte das Wandbild sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender, die auf ihrer Reise ins Nachbarland extra einen Zwischenstopp in Ústí einlegten. Vor Kurzem nun war dieses Wandbild in Form eines Faltblatts Thema im Unterricht einer deutsch-tschechischen Klasse des binationalen Schillergymnasiums in Pirna. „Ruth stammte aus dem südböhmischen Český Krumlov. Sie war eines der 669 jüdischen Kinder, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg auf Initiative des Briten Nicholas Winton nach Großbritannien gerettet wurde. (Dieser Heldentat wird mit dem derzeit laufenden Kinofilm "One Life" mit Anthony Hopkins ein Denkmal gesetzt.) Nach dem Krieg ließ sich Ruth in Ústí nieder und leitete hier ein Team, das Impfstoffe entwickelte“, erklärte Michaela Valášková, die die Idee zu dem Wandbild und auch zu dem daraus entstandenen Faltblatt hatte.
Die Aufgabe der Schüler ist es nun, das Faltblatt ins Deutsche zu übersetzen. Denn die Geschichte von Ruth Hálová ist keine, die nur mit Ústí zu tun hat. „Sie hat eine universale Dimension, welche unsere tschechischen und deutschen Schüler angesprochen hat“, sagt Klassenlehrerin Jana Neuper und ergänzt: „Dank der Übersetzung erwerben sie neue Kompetenzen, die ihnen in ihrer weiteren Entwicklung helfen werden.“ Noch wird fleißig an der Übersetzung gearbeitet. Sobald sie fertig ist, wird natürlich eine deutsche Faltblatt-Version gedruckt.
Wandbild und Faltblatt entstanden im Rahmen des Projekts „Unbekannte Helden“ und sind das Werk der Künstlerinnen Adéla Bierbaumer und Magdalena Gurská. Durch das Projekt werden im öffentlichen Raum in Ústí die Geschichten von Menschen vorgestellt, die in Ústí geboren wurden oder eine Zeit lebten und die Geschichte schrieben, wenn auch manchmal erst später, als sie nicht mehr in Ústí lebten. Auf diese Weise entstanden bereits Kunstwerke zu Ehren des Grafikers Heinz Edelmann, der Illustrator und Schöpfer des berühmten Beatles-Films „Yellow Submarine“ oder der Atomphysikerin Lilli Hornig, die in Amerika an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt war und sich ihr Leben lang für mehr Frauen in der Wissenschaft einsetzte.
Jeschken-Seilbahn wird verlängert
Das Stadtparlament von Liberec hat entschieden: Auf den Hausberg Ještěd (Jeschken) führt künftig eine Seilbahn mit nur einer großen Kabine, die an zwei Seilen aufgehängt sein wird. Gleichzeitig beschlossen die Stadtvertreter die Verlängerung der Bahn um 770 Meter bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn in Horní Hanychov. Die alte Seilbahn maß 1,2 Kilometer.
Die Abgeordneten entschieden auf der Basis einer Machbarkeitsstudie. Demnach wäre eine umlaufende Variante mit mehreren Gondeln zwar etwas billiger im Bau ausgefallen, doch die Stadtvertreter ließen sich auch von visuellen Überlegungen leiten. Eine Bahn mit umlaufenden Gondeln passe nicht zum Jeschken, hieß es. Bis der Liberecer Hausberg wieder mit Seilbahn erreicht werden kann, wird es aber noch dauern. Optimistische Prognosen gehen von 2029 aus.
Steinmeier und von der Leyen in Prag
Am 1. Mai vor 20 Jahren traten acht mittel- und osteuropäische Länder gemeinsam mit Malta und Zypern der Europäischen Union bei. Diese größte Beitrittswelle in der Geschichte der Europäischen Union wird demnach auch die EU-Osterweiterung genannt. In dieser Woche weilten deshalb gleich zwei wichtige Politiker*innen in Prag: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm an den Jubiläumsfeierlichkeiten teil. Er nannte den Beitritt eine "epochale Wende". Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte mit ihrem Besuch das historische Datum. Für beide war zugleich der Krieg gegen die Ukraine das bestimmende Thema. Steinmeier betonte gemeinsam mit seinem Amtskollegen, dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel, die dauerhafte Unterstützung der Ukraine. "Unsere Solidarität hat kein Verfallsdatum", so Steinmeier. Ursula von der Leyen, die sich um eine zweite Amtszeit bewirbt, besuchte unter anderem auch tschechische Waffenhersteller, denen sie für ihre Lieferungen in die Ukraine dankte.
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Die Flüchtlinge und Vertriebenen aus der Tschechoslowakei, die sich in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR niedergelassen hatten, erlebten die – im Vergleich zum Westen – besondere Situation, dass ihre frühere Heimat nun zu den „befreundeten sozialistischen Bruderländern“ zählte und die dort lebenden Menschen als befreundetes Volk galten. Sie konnten so etwas früher, aber auch vor einem anderen politischen Hintergrund als die aus der Bundesrepublik in ihre alte Heimat fahren.
Weitere Hunderttausende DDR-Bürger reisten im Urlaub oder dienstlich in die Tschechoslowakei und begegneten dort den oft erst nach 1945 dahin gekommenen Menschen. Für die Flüchtlinge und Vertriebenen waren solche Reisen immer auch Reisen in die Vergangenheit, in ihre frühere Heimat, zu den Gräbern ihrer Vorfahren, zu den Häusern, in den sie einst lebten und wo nun andere Menschen wohnten. Später war dies auch Menschen aus der Bundesrepublik möglich, die sich darüber jedoch – im Gegensatz zu denen aus der DDR – nach ihrer Rückkehr öffentlich äußern konnten und dies oft auch schriftlich taten, weshalb hierzu bereits viele Erkenntnisse vorliegen. Da das in der DDR nicht möglich war, ist darüber weniger bekannt.
Dieser von Betroffenen oft erwähnte Umstand wurde in der Forschung ebenso wie in der Öffentlichkeit bislang wenig verhandelt. Spärlich untersucht sind in diesem Zusammenhang auch die Begegnungen mit „Neusiedlern“ sowie deren Blick auf die ehemaligen Bewohner. Die Konferenz vom 9. bis 11. Juni 2024 in Teplice widmet sich diesen Geschichten in den zuvor mehrheitlich deutsch besiedelten Gebieten der Tschechoslowakei und wirft einen vergleichenden Blick auf die Situation in der Volksrepublik Polen. Mehr als 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges wollen wir zudem einen Blick auf bisherige Versöhnungsinitiativen aus Deutschland, Polen und Tschechien werfen und mit Praktikern der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit über die Zukunft der Verständigung sprechen.
Mehr zur Konferenz und Anmeldung
Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt der Deutschen Gesellschaft e. V. und der Euroregion Elbe/Labe.
Das Vorhaben wird gefördert vom Bundesministerium des Innern und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, dem Kleinprojektefonds in der Euroregion Elbe/Labe (beantragt) und dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) e.V. – Nordost-Institut (gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages).
Roma-Gedenkstätte Lety eröffnet
Im südböhmischen Lety wurde eine Gedenkstätte für den Porajmos, den Völkermord an den Roma im Nationalsozialismus, eröffnet. Bei der feierlichen Einweihung sprachen sowohl Staatspräsident Petr Pavel, als auch Premierminister Petr Fiala. Die Gedenkstätte, die ab dem 12. Mai für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, erinnert an ein Konzentrationslager, das hier in den Jahren der nationalsozialistischen Besatzung für Roma aus Tschechien eingerichtet wurde. An gleicher Stelle stand zuvor bereits ein Arbeitslager vorwiegend für Roma.
1.308 Roma, Alte wie Kinder, Männer und Frauen, wurden zwischen August 1942 und Mai 1943 in dem Lager festgehalten, 327 kamen um und über 500 wurden in Konzentrationslagern ermordet. Im mährischen Hodonín u Kunštátu gab es noch ein zweites Lager, das nach 1945 als Feriencamp diente. Dort wurde bereits früher eine kleine Gedenkstätte eingerichtet. Mehr zur Geschichte des Lagers in Lety finden Sie z.B. unter www.holocaust.cz.
Nach 1945 geriet der Ort in Vergessenheit, später entstand eine Schweinemastanlage. Seit der Samtenen Revolution gab es – auch angeregt durch den damaligen Staatspräsidenten Václav Havel – Bemühungen, einen pietätvollen Erinnerungsort einzurichten. Doch die jeweiligen Regierungen lehnten eine Schließung der Schweinemast ab. Einen Völkermord an den Roma wollte die Regierung lange nicht anerkennen, erst recht keine eigene Schuld. Dass Desinteresse war auch dem Umstand geschuldet, dass Roma in Tschechien bis heute nur eine kleine Lobby haben und weitgehend sozial ausgegrenzt werden.
Erst 2018 einigte sich der Staat auf den Kauf der Schweinemast. 2022 war der Abriss abgeschlossen und der Bau der Gedenkstätte konnte beginnen. Diese ist dem Museum für Roma-Kultur in Brno angegliedert.
Neuer Standort für tschechische Lithium-Produktion
Das Lithium im Erzgebirge hat auch in Tschechien für Goldgräberstimmung gesorgt. Der Rohstoff soll in dem alten Bergbauort Cínovec gefördert werden. Tschechien erhofft sich dadurch auf diesem wichtigen Gebiet eine Unabhängigkeit vom Weltmarkt und das Aufrücken in die technologische Weltspitze. Doch seit Jahren bewegt sich nicht viel. Zwar wurde die Firma Geomet von dem mehrheitlich staatlichen Energieunternehmen ČEZ übernommen. Doch ein Abbau ist noch ein weitere Ferne.
Nun musste Geomet sogar einen Rückschlag hinnehmen. Aufgrund von Anwohnerprotesten gab die Firma den gewünschten Standort für das Lithiumverarbeitungswerk in dem Ort Újezdeček südlich von Dubí auf und entschied sich, das Werk in Prunéřov westlich von Chomutov aufzubauen.
Schon zwei Jahre hatten Anwohner gegen das Werk in Újezdeček protestiert. Vor allem die Einwohner der kleinen Siedlung Dukla fürchteten das Werk, das direkt an ihre Grundstücke gegrenzt hätte. Zwei Jahre lang führten sie einen Kampf David gegen Goliath. Geomet behauptete immer, dass Újezdeček der beste Standort sei. Entscheidend für den Erfolg des Protests war sicherlich die Kritik von Bezirkshauptmann Jan Schiller. Auch weitere Regional- und Kommunalpolitiker hatten sich auf die Seite der Anwohner gestellt. Geomet wurde wiederholt für seine Informationspolitik kritisiert.
Nun können die Einwohner der Dukla-Siedlung feiern. Geomet will das geförderte Lithium nun per Zug nach Prunéřov transportieren. Újezdeček ist nur noch als Umschlagplatz des Erzes auf die Bahn geplant. In Prunéřov befindet sich ein Kohlekraftwerk von ČEZ. Dort will Geomet sowohl die mechanische als auch chemische Bearbeitung von Lithium ansiedeln. Geplant sind wöchentlich bis zu 60 Lithium-Züge von Újezdeček nach Prunéřov.
Wann der Lithium-Abbau im tschechischen Erzgebirge beginnt, steht aber noch immer in den Sternen. Eine Machbarkeitsstudie, die Ende 2023 vorliegen sollte, ist bis heute nicht abgeschlossen. Fest steht lediglich, dass der Abbau unter Tage erfolgen soll. Auch der Transport des Erzes vom Schacht zum Umschlagplatz in Újezdeček ist noch offen. Zuletzt waren mit einem Transportlift oder einem Förderband zwei Möglichkeiten im Spiel. Geomet plant pro Jahr die Förderung von über 2 Millionen Tonnen Erz, das zu rund 25.000 Tonnen Lithium verarbeitet werden soll.
Žatec gewinnt weiteren Titel
Vor einem Jahr ging die Hopfenstadt Žatec noch leer aus. Dann gelang am 18. September der Eintrag in das UNESCO-Weltkulturerbe. Auf den Tag genau sieben Monate später wurde Žatec nun auch zur „Historischen Stadt Tschechiens" ernannt. Die Stadt wurde damit für ihre langjährige, erfolgreiche Sanierung des historischen Stadtkerns und einzelner Bauten ausgezeichnet. Besonders hob die Jury hervor, dass es der Stadt auch gelingt, neben dem Einsatz staatlicher Fördermittel ebenso private Hausbesitzer zur denkmalgerechten Sanierung zu motivieren.
Žatec gewann den begehrten Titel im achten Anlauf. Ins Finale kommen immer die Gewinner in den einzelnen Bezirken. Žatec war 2023 zum achten Mal hintereinander im Bezirk Ústí als Sieger hervorgegangen. Der landesweite Gewinner erhält 1 Million Kronen (40.000 Euro) für die Denkmalpflege.
Neue Elbbrücken für Fußgänger und Radfahrer
In Ústí hat der Bau einer neuen Brücke für Fußgänger und Radfahrer begonnen. Die neue Elbquerung entsteht flußabwärts der Beneš-Brücke. Sie ist ein Provisorium für die Zeit der Sanierung der Beneš-Brücke. Das Provisorium soll drei Meter breit werden und bis zum nächsten Winter fertig sein. Über die Behelfsbrücke werden auch alle Versorgungsleitungen, die bislang über die Beneš-Brücke führen, umgeleitet. Die schon lange fällige Sanierung der Beneš-Brücke soll im Oktober 2026 abgeschlossen werden.
Auch in Děčín entsteht eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer. Sie wird an die Eisenbahnbrücke gebaut. Im Unterschied zu der in Ústí wird sie aber keine Behelfsbrücke, sondern soll Fußgängern und Radfahrern die Querung erleichtern. Künftig vereinfacht das auch die Elbquerung für all jene, die auf dem Elberadweg unterwegs sind. Bislang mussten sie umständlich über die Tyrš-Brücke fahren.
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Am 1. Mai, in Tschechien der Tag der Liebe (und nicht der Arbeit!) und außerdem der erste Mittwoch im Monat, zeigen wir beim Tschechischen Filmmittwoch den wunderbaren Wohlfühlfilm »Obecná škola« (Die Volksschule) von Vater und Sohn Svěrák um 20 Uhr im Zentralkino Dresden.
Schuljahr 1945/1946: Die Schüler einer Jungenklasse sind so undiszipliniert, dass sie ihre Lehrerin ins Irrenhaus bringen. Dann übernimmt ein neuer Lehrer und fasziniert die Jungen: Einerseits Militäruniform und Züchtigung mit dem Rohrstock, andererseits bringt er sie mit Geigenspiel zur Geschichte von Jan Hus zum Weinen und mit seinen Erzählungen von den verschiedenen Kriegsfronten zum Staunen. Wäre da nicht seine unkontrollierbare Leidenschaft für Frauen...
Dieser Streifen von Vater und Sohn Svěrák ist wahrscheinlich ein klassisches Beispiel des tschechischen Kinos, wie es viele in Deutschland lieben: Liebevoll gezeichnete Charaktere in eher ländlicher Umgebung, die unterschiedliche mehr oder weniger alltägliche Geschichten erleben, und das alles ohne große Effekthascherei inszeniert. Hintergrund ist eine wichtige Zeit in der tschechischen Geschichte, die sicher alles andere als leicht war, aber hier mit einem versöhnlichen Sepiaton überzogen wird. Der Film zählt zu den beliebtesten Filmen aller Zeiten in Tschechien und steht auf Platz 6 der Liste bei csfd.cz.
Für Jan Svěrák war dies der erste Spielfilm als Regisseur, Vater Zdeněk Svěrák hat das Drehbuch geschrieben und mitgespielt. Der Film wurde als Bester fremdsprachiger Film für den Oscar 1992 nominiert.
Falls Sie immer noch nicht überzeugt sind: Unser aller Aschenbrödel, Libuše Šafránková, spielt auch mit. Man sieht sie ja nicht so oft (abgesehen von Weihnachten).
100 Jahre Erzgebirgstheater Teplice
Die Kurstadt Teplice feiert das 100-jährige Jubiläum des Erzgebirgstheaters (Krušnohorské divadlo). Das monumentale Gebäude am Rande des Kurparks war als "Stadttheater Teplitz-Schönau" am 20. April 1924 feierlich eröffnet worden. Damals war es das größte Theatergebäude außerhalb von Prag. Es war innerhalb von knapp zwei Jahren an der Stelle gebaut worden, wo sich zuvor der Vorgängerbau befand. Der war 1919 bei einem Brand zerstört worden. Der jetzige Bau ist übrigens eine Dresdner Koproduktion. Den architektonischen Wettbewerb gewann der Dresdner Architekt mit böhmischen Wurzeln Rudolf Bitzan. Er ist bekannt durch das Krematorium in Liberec (Reichenberg), entwarf das Rathaus in Freital-Döhlen und war auch am Entwurf für den Leipziger Hauptbahnhof beteiligt. Die Innenräume gestalteten die Dresdner Künstler Richard Guhr und Alexander Baranowsky.
Programme aus den 1920er Jahren zeigen ein reges Kulturleben. Das Theater hatte drei Sparten: Oper, Operette und Schauspiel. Gespielt wurde jeden Tag mindestens einmal, manchmal auch mehrmals. In dem Theater befanden sich neben dem Großen Saal mit über 700 Plätzen ein Kleiner Saal mit immerhin noch 500 Plätzen, ein Restaurant, ein Café und ein Kino sowie mehrere weitere Salons zum Beispiel für Tanzveranstaltungen. Gespielt wurde aufgrund der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit gewöhnlich auf Deutsch. Mindestens einmal im Monat gab es eine tschechischsprachige Veranstaltung. An dem Theater spielten auch viele jüdischstämmige Schauspieler. Den Direktoren gelang es trotz wachsenden Drucks durch die faschistisch gesinnte Sudetendeutsche Partei bis zum Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetengebiet 1938 die jüdischen Schauspieler zu halten, die ungefähr ein Drittel des Ensembles ausmachten. 1938 verlor das Theater nicht nur die jüdischen Schauspieler, sondern auch einige deutsche quittierten ihren Dienst. Nach 1945 wiederum musste die deutschstämmige Bevölkerung das Land verlassen.
Heute wird das Theater von der Stadt Teplice betrieben, die alle Spielstätten unter dem Dach des Kulturhauses jedes Jahr mit 2 Millionen Euro fördert. Dazu gehören neben dem modernen Kulturhaus selbst das Erzgebirgstheater sowie unter anderem das Zahradní dům (Gartenhaus) in der Nähe des Schlosses. Heute überwiegen im Theater zwar externe Produktionen, doch Kulturhaus-Leiter Přemysl Šoba hat für dieses Jahr erstmals wieder vier eigene Premieren angekündigt, teilweise unterstützt durch Musiker des Konservatoriums Teplice. Da das Kulturhaus gerade saniert wird, ist das Erzgebirgstheater in diesem Jahr auch Spielstätte für die Nordböhmische Philharmonie. Auch das Beethoven-Festival im Frühsommer findet im Erzgebirgstheater statt.
In Tschechien steigt das Interesse an der Europäischen Union
Am 9. Juni wählen die Einwohner in der Europäischen Union ein neues Parlament. Eine Umfrage von Eurobarometer, die im Februar in Tschechien durchgeführt wurde, lässt diesmal auf eine höhere Wahlbeteiligung schließen. Demnach würden 38 Prozent der Wahlberechtigten wählen gehen. Das mag für andere Länder wenig sein. In Tschechien, wo die Beteiligung bei EU-Wahlen bisher immer zu den niedrigsten gehörte, wäre das aber ein neuer Rekordwert.
Das Interesse an den Europawahlen stieg schon vor den letzten Wahlen wieder an, nachdem die Wahlbeteiligung 2014 mit 18,2 Prozent auf ein historisches Tief gesunken war. Nachdem Tschechien am 1. Mai mit neun anderen Staaten Mittel- und Osteuropas sowie Südeuropas der Europäischen Union beigetreten war, hatte die Wahlbeteiligung immer bei knapp über 28 Prozent gelegen. 2019 kehrte sie auf diesen Wert zurück und erreichte mit fast 29 Prozent sogar einen neuen Höchstwert.
Fragt man nach den Prioritäten für die Europawahl, stehen in Tschechien die Themen Verteidigung und Sicherheit (45 Prozent), die Unabhängigkeit bei der Energieversorgung und der Industrieproduktion (40 Prozent) und die Zukunft Europas (35 Prozent) mit weitem Abstand ganz vorn. Das unterscheidet sich teils diametral von dem Gesamtbild aller 27 EU-Staaten, wo lediglich die Priorität Verteidigung und Sicherheit weiter oben steht. Auch das Thema Migration und Asyl bekommt in Tschechien ein stärkeres Gewicht (33 Prozent) als in der Gesamt-EU (24 Prozent).
Mehr Gemeinsamkeiten finden sich bei den Werten, die das EU-Parlament in den kommenden fünf Jahren verteidigen soll. Hier stehen Frieden und Demokratie ganz vorn. Werden in Tschechien danach die Solidarität zwischen den EU-Staaten und Regionen und der Respekt vor nationalen Identitäten, Kulturen und Traditionen etwas mehr betont wird, sind es in der Gesamt-EU der Schutz der Menschenrechte und der Rechtsstaat.
Bei der Frage, worauf sich die EU konzentrieren soll, um ihr Gewicht in der Welt zu stärken, ergibt sich jedoch wieder ein uneinheitliches Bild. Zwar stehen Verteidigung und Sicherheit sowie die Unabhängigkeit bei der Versorgung mit Energie und Rohstoffen und der Infrastruktur ganz oben. In Tschechien wird danach jedoch eine Stärkung der Konkurrenzfähigkeit von Wirtschaft und Industrie betont (40 Prozent/EU27: 27 Prozent). Dagegen stuft die EU27 die Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft mit 30 Prozent höher ein als tschechische Befragte (23 Prozent).
Schnellbahnstrecke: Entscheidung im Juni
Während auf deutscher Seite der Verlauf der neuen Schnellbahnstrecke von Dresden nach Prag geklärt ist, steht die Entscheidung auf tschechischer Seite noch aus. Der Ball liegt derzeit beim Bezirk Ústí. Das Bezirksamt wertet über 600 Stellungnahmen aus. Vor allem der Abschnitt südlich des Böhmischen Mittelgebirges, durch das die Schnellbahn mit einem Tunnel geführt werden soll, ist immer noch nicht zwischen drei Varianten entschieden. Weiterhin umstritten ist der Ausgang des Erzgebirgsbasistunnels auf tschechischer Seite. Doch die Bahninfrastrukturverwaltung Správa železnic drängt auf eine Entscheidung. „Juni ist unser großer Wunsch. Sonst verzögert sich alles - nicht nur der Erzgebirgstunnel, aber auch bereits der Abschnitt Prag-Lovosice, der zuerst gebaut werden soll“, sagt Pavel Hruška, Planungsschef bei Správa železnic.
Bis Juni soll das Bezirksamt alle 600 Stellungnahmen bearbeitet haben. Danach haben die Abgeordneten des Bezirksparlaments das letzte Wort. Sollte es zu keiner Entscheidung kommen, will das Verkehrsministerium das Verfahren an sich ziehen und eine Entscheidung erzwingen. Das ermöglicht ihm eine Neufassung des Baugesetzes. Gegen ein solches Vorgehen wehrt sich Bezirkshauptmann Jan Schiller (ANO): „Wir haben schon so intensiv mit allen betroffenen Gemeinden gerungen. Das wäre dann alles umsonst gewesen“, so der Bezirkshauptmann. Er setzt weiter darauf , einen Kompromiss zu finden.
Keuchhusten-Welle in Nordböhmen
In Nordböhmen sind in den letzten Wochen vermehrt Erkrankungen an Keuchhusten aufgetreten. In der vergangenen Woche meldete die Hygienestation des Bezirkes Ústí einen Anstieg um 130 neue Fälle. Die meisten wurden im Kreis Děčín (27) registriert. Vermehrt taucht die Erkrankung auch in den Kreisen Chomutov (25 Fälle) und Ústí (24 Fälle) auf. Die Verbreitung im Bezirk liegt unverändert bei 16 Fällen auf 100.000 Einwohner. Am stärksten ist die Krankheit in der Altersgruppe 15-19 Jahre mit knapp 92 Fällen auf 100.000 Einwohner verbreitet.
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