Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 38

2 Mrd. Dollar für Chipfabrik in Tschechien – Bezirk Liberec will Berghotel Jeschken sanieren – Präsident Pavel auf Besuch in Nordböhmen – Biertrinker sollen wertvolle Grablege retten – Museum Česká Lípa übernimmt Heimatarchiv Waldkraiburg – Zukunftsfonds bewilligt deutsch-tschechische Projekte

21.06.2024

Amerikanische Onsemi erweitert Chip-Fabrik in Tschechien

Der US-amerikanische Chiphersteller Onsemi hat die Erweiterung seiner Fabrik in Rožnov pod Radhoštěm im Osten Tschechiens nahe der Grenze zur Slowakei bekanntgegeben. Onsemi möchte nach der Erweiterung in Rožnov leistungsfähige intelligente Halbleiter herstellen, die den Wirkungsgrad von Elektroautos, Anlagen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien sowie KI-Datenzentren verbessern. Dafür investiert Onsemi rund 2 Milliarden US-Dollar. Durch die Erweiterung soll die Zahl der Mitarbeiter von heute 1.700 auf dann 3.000 steigen. Aktuell verhandelt die tschechische Regierung die Bereitstellung von Investitionsbehilfen. Eine Möglichkeit ist die Befreiung von Steuern. Die Beihilfen müssen durch die Europäische Kommission genehmigt werden.

Bezirk Liberec will Berghotel Jeschken sanieren

Hotel Ještěd
Hotel Ještěd (© Martin Cígler; CC BY-SA 3.0)

Der Bezirk Liberec verhandelt mit der Kommunikationsfirma České rádiokomunikace über den Verkauf des Fernsehturms auf dem Berg Ještěd (Jeschken). Das ikonische Gebäude des Architekten Karel Hubáček beherbert auch ein Hotel und Restaurant mit teils futuristischer Ausstattung. Der Bezirk möchte den Turm sanieren und ihm zum Titel des UNESCO-Weltkulturerbes verhelfen. Hintergrund für einen Verkauf ist die Möglichkeit für den Bezirk Liberec, für die Sanierung öffentliche Fördermittel zu beantragen. Für private Firmen gibt es diese Möglichkeit nicht.

Präsident Pavel auf Besuch in Nordböhmen

Der tschechische Präsident Petr Pavel weilte in dieser Woche zu einem zweitägigen Besuch im Bezirk Ústí. Auf dem Programm standen neben Verhandlungen mit Spitzenpolitikern des Bezirks auch ein Gesprächsabend mit Bürgern im Kulturhaus Ústí. Am zweiten Tag setzte Präsident Pavel ein Statement und besuchte Litvínov und da konkret den Stadtteil Janov. Das Plattenbaugebiet gilt als eine der größten Roma-Siedlungen Tschechiens und  als sozialer Brennpunkt. Pavel besuchte dort das Stadtteilhaus Libuše, eine verfallene Villa am Randes des Plattenbaugebiets, das der rührige Lokalpolitiker Petr Globočník nach und nach saniert und als Begegnungsstätte zur Verfügung stellt.

Pavel legt von Beginn seiner Präsidentschaft an großen Wert auf eine bessere Integration der Roma-Minderheit, vor allem des Teils, der von Sozialhilfe lebt. Dies wurde neben mangelnder Gesundheitsversorgung, zu wenig Bildungseinrichtungen und der Energiesicherheit auch auf dem Bürgergespräch als eines der wichtigsten Themen genannt. Pavel möchte die Erkenntnisse aus Litvínov im laufenden Prozess für eine neue Sozialgesetzgebung einbringen. Dabei geht es um mehr und günstigeren Wohnraum sowie um eine Neufassung der Sozialhilfe.

Unrühmlich bekannt ist in Tschechien das "Sozialunternehmertum", welches mit armen Menschen – oft eben Roma – profitable Geschäfte macht: Unternehmer kaufen billig Wohnhäuser in schlechtem Zustand und vermieten sie teuer an Roma, die kaum eine Alternative haben. Das Wohngeld für die Roma fließt dann direkt an den Vermieter. Seine Höhe bemisst sich nicht an der ortsüblichen Miete, sondern am Landesschnitt, in den auch Prag mit seinen hohen Mieten einfließt. Diese Geschäftemacher erhalten also für schlecht ausgestattete unsanierte Wohnungen ungleich mehr, als der Wohnungsmarkt hergeben würde, während die Bewohner unter oft sehr schlechten Bedingungen leben und ihnen die hohen Wohngeldkosten auch noch vorgeworfen werden.

Letzte Station von Präsident Pavel war am Donnerstag das Schloss Jezeří (Eisenberg), wo er sich zu der Transformation der Kohleregion nach dem Kohleausstieg informierte.

Biertrinker sollen wertvolle Grablege retten

Die Stadt Krásná Lípa (Schönlinde) bemüht sich um die Sanierung des Mausoleums der Unternehmerfamilie Dittrich. Das Gebäude verfällt seit Jahren. Ein erster Versuch der Rettung durch den Verein Omnium scheiterte. Seit die Stadt das Mausoleum übernommen hat, konnte das Gebäude zumindest statisch abgesichert werden. In wenigen Wochen soll das Dach erneuert werden, so dass es auch nicht mehr in das Gebäude regnen kann. Allerdings ist die Sanierung des opulenten und raffiniert ausgestatteten Mausoleums am Rande des städtischen Friedhofs ein teures Unterfangen, das die Möglichkeiten einer Kleinstadt übersteigen. Krásná Lípa nutzt bereits Fördermittel vom Bezirk Ústí. Weitere Fördermittel sind beantragt. Zusätzlich hat die Stadt nun eine Spendensammlung initiiert. Der hat sich der Unternehmer Jan Srb angeschlossen, der die örtliche Brauerei Falkenštejn betreibt. Zur Rettung der Grablege der Textilunternehmerfamilie hat er das Bier Dittrich gebraut. Von jedem Dittrich-Bier, das bestellt wird, spendet die Brauerei für die Rettung des Mausoleums.

Museum Česká Lípa übernimmt Heimatarchiv Waldkraiburg

Nach langen Verhandlungen hat das Museum in Česká Lípa (Böhmisch Leipa) das Archiv der Heimatvertriebenen aus dem oberbayerischen Waldkraiburg übernommen. Waldkraiburg ist eine von fünf Vertriebenenstädten in Bayern, in denen sich nach dem Zweiten Weltrkrieg Vertriebene aus Mittel- und Osteuropa ansiedelten. Unter ihnen waren auch viele Vertriebene aus dem Gebiet um Böhmisch Leipa, die in Waldkraiburg die Glasindustrie begründeten.

Das Museum möchte nun das Heimatarchiv digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Es ist erst das zweite Heimatarchiv Sudetendeutscher, das in die alte Heimat, nach Tschechien gelangte. Vor sieben Jahren übernahm die Zweigstelle des Staatsarchivs in Děčín das Archiv des Heimatkreises Tetschen-Bodenbach. Und nicht nur das, auch die Heimatstube gelangte in das Archiv an der Elbe. Das Archiv in Děčín stand auch am Beginn der Verhandlungen zwischen Waldkraiburg und Česká Lípa um eine Verlagerung der Archivs nach Tschechien.

Zukunftsfonds bewilligt deutsch-tschechische Projekte

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds teilt Fördermittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro an 182 grenzübergreifende Projekte aus. Zu den vielfältigen Aktivitäten, die gefördert werden, gehören die Tschechisch-Deutschen Kulturtage, die in diesem Jahr zum 26. Mal in der Euroregion Elbe/Labe (Dresden, Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Bezirk Ústí) stattfinden. Sie beginnen am 24. Oktober und enden am 11. November.

Gefördert wurden außerdem Projekte zum 100. Todestag Franz Kafkas sowie zum Deutsch-Tschechischen Jahr des Sports. Außerdem einigte sich der Verwaltungsrat auf seiner einmal pro Quartal stattfindenden Sitzung in Prag auf das Jahresthema für 2025. Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs lautet das Motto: "Wie sagt man heute 'never again'". Projekte, die sich auf das Jahresthema beziehen, können mit bis zu 70 Prozent des Projektvolumens gefördert werden. Die übliche Förderung bei Projekten liegt sonst bei 50 Prozent.

 


 

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