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Neuigkeiten
In 2,5 Stunden von Děčín nach Berlin
Die Fahrtzeit aus Nordböhmen nach Berlin hat sich verkürzt. Der neue Bahnfahrplan macht es möglich. Seit dem 14. Dezember fahren Fernzüge über die sogenannte Dresdner Bahn im Süden von Berlin. Damit rücken nicht nur Dresden und Prag, sondern auch Ústí nad Labem (Aussig) und Děčín (Tetschen) rund zehn Minuten an die deutsche Bundeshauptstadt heran. Von Ústí braucht der Railjet-Zug nur noch 2 Stunden und 45 Minuten. Ab Děčín ist man planmäßig bereits in weniger als 2,5 Stunden in Berlin. Die Chancen, dass dies tatsächlich planmäßig passiert, haben sich am 17. Dezember noch einmal verbessert. Fast gleichzeitig mit dem neuen Fahrplan wurde nämlich die 2,5 Jahre dauernde Baustelle am Güterbahnhof Bad Schandau fertiggestellt, die bisher für Verzögerungen, aber auch Sperrungen vor allem des S-Bahnverkehrs sowie gelegentlich auch der Fernzüge gesorgt hatte.
Noch enden die Fernzüge von Prag in Berlin. Mit dem Abschluss der Sanierung der Strecke Berlin-Hamburg im April nächsten Jahres fahren die Fernzüge wieder weiter bis Hamburg und sogar neu bis Kopenhagen. Damit haben Prag, Ústí und Děčín eine Direktverbindung nicht nur mit der deutschen, sondern auch der dänischen Hauptstadt. Die Fahrtzeit von Prag nach Hamburg verkürzt sich dann deutlich um 40 Minuten.
Neue Regierung mit vielen Bekannten
Tschechien hat eine neue Regierung. Anfang der Woche ernannte Präsident Petr Pavel auf Vorschlag von Premierminister Andrej Babiš die 14 Mitglieder der neuen Regierung. Anschließend trat das Kabinett zu seiner ersten Sitzung in der Straka-Akademie zusammen. Das Gebäude auf der Kleinseite am Moldauufer ist der Sitz des Premierministers. Vor der ersten Kabinettssitzung übergab der scheidende Premier Petr Fiala das Haus an seinen Nachfolger. Entsprechend wurden im Laufe des Montags alle Minister in ihre Ministerien eingeführt, wo ihre jeweiligen Vorgänger ihnen die Ämter übergaben.
So neu ist die Regierung allerdings nicht. Einschließlich Andrej Babiš waren allein sechs der 15 Regierungsmitglieder bereits Minister, zum großen Teil sogar in gleicher Funktion. Alle sechs bekleiden ihre Ämter dabei für Babišs Partei ANO. So ist Petr Havlíček wieder wie zwischen 2017 und 2021 in der ersten Regierung von Andrej Babiš Minister für Industrie und Handel und neu auch Vizepremier. Alena Schillerová bekleidet erneut das Amt der Finanzministerin. Robert Plaga ist wieder Bildungsminister und Adam Vojtěch Gesundheitsminister. Einzig Lubomír Metnar wechselte vom Verteidigungsressort ins Innenministerium. Nahezu alle gelten auch koalitionsübergreifend als anerkannte Experten auf ihren Gebieten.
Mit Jeroným Tejc (für ANO) als Justizminister und Boris Šťastný als Sportminister (Motorist) bekleiden zudem Politiker ihre Ämter, die teils über Jahrzehnte die tschechische Politik als Parlamentarier geprägt haben, Tejc übrigens für die Sozialdemokraten (ČSSD) und Šťastný für die liberalkonservative ODS. Eine gute Bekannte aus nordböhmischer Sicht ist die Ministerin für regionale Entwicklung Zuzana Mrázová (ANO), die kurz vor ihrer Ernennung geheiratet hat, vorher Zuzana Schwarz Bařtipánová hieß und als solche lange Jahre geschätzte Bürgermeisterin von Bílina war.
Mrázová und Schillerová sind auch die zwei einzigen Frauen im Kabinett. Und es ist nicht zu erwarten, dass sich dieses sehr ungünstige Verhältnis noch verbessert. Momentan ist das Umweltministerium noch unbesetzt und wird vorübergehend von Außenminister Petr Macinka (Motoristen) kommissarisch geführt. Der eigentlich für das Amt vorgesehene Kandidat Filip Turek hatte ein Treffen mit Präsident Pavel in Vorbereitung der Ernennung wegen Krankheit abgesagt. Inzwischen steht ein neuer Termin für das Treffen fest. Pavel hat wegen minderheitenfeindlicher und menschenverachtender Äußerungen Tureks allerdings große Vorbehalte gegen seine Ernennung. So oder so wird der Posten aber durch Motoristen und mit großer Sicherheit mit einem Mann besetzt. Diese Partei ist wie die andere Koalitionspartei SPD eine nahezu reine Männerpartei, die bisher nur Männer in die entscheidenden Ämter entsandt hat.
Tschechische Laientheater sind UNESCO-Weltkulturerbe
Der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO für immaterielles Kulturerbe hat auf seiner jüngsten Sitzung im indischen Delhi die tschechischen Laientheater zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. „Das ist die Auszeichnung einer lebendigen Tradition, die in der Tschechischen Republik tief verwurzelt ist“, freute sich vergangene Woche der scheidende tschechische Kulturminister Martin Baxa (ODS). Der Tradition des Laientheaters, die bei einigen Ensembles eine über 200 Jahre währende Geschichte hat, widmen sich gegenwärtig über 3.500 Theatergruppen in ganz Tschechien mit rund 100.000 Aktiven. Manche Ensemble haben mehr als 300 Mitglieder. Die Tradition ist besonders stark in den Regionen vertreten, auch da, wo es sonst kein weiteres kulturelles Leben gibt. Die UNESCO würdigt damit eine typisch tschechische Tradition, die immer wieder neue Generationen von Laienschauspielern hervorbringt. Ein wichtiger Faktor für die starke Verbreitung, die rein privat organisiert und in Freundeskreisen gepflegt wird, ist auch das dichte Netz von Kunstgrundschulen in Tschechien.
Für Tschechien ist es der Eintrag im immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe mit der größten Verbreitung in der Bevölkerung. Bislang gehören in Tschechien bereits neun Traditionen dazu, wie die Masken und Faschingsumzüge im Raum Hlinsko (Ostböhmen), die Pfadfinder (Sokol), die Königsreiter im Südosten Tschechiens oder das Puppenspiel. Zuletzt gelang vor zwei Jahren die handwerkliche Glasherstellung auf die prestigeträchtige Liste. Das tschechische Amateurtheater wurde in diesem Jahr gemeinsam mit der italienischen Küche, der isländischen Freiluftbadekultur und der polnische Korbmachertradition ins immaterielle UNESCO-Kulturerbe aufgenommen.
Weiter Unklarheit um Lithium-Förderung
Seit Jahren wird über die Wiederaufnahme des Bergbaus im Erzgebirge gesprochen. Im Raum Cínovec (Böhmisch Zinnwald) will die halbstaatlich kontrollierte Firma Geomet Lithium fördern. Die Vorräte auf der tschechischen Seite gehören zu den größten Europas. Allerdings kommt das Projekt nur schleppend voran.
So wurde während der letzten Sitzung des Bezirksparlaments in Ústí klar, dass weiterhin entscheidende Voraussetzungen für das Projekt fehlen. Dabei geht es vor allem um die weiter fehlende Machbarkeitsstudie. Die ist Voraussetzung für eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Geomet kündigte an, diese bis Ende des Jahres zu beantragen und dabei auch die Machbarkeitsstudie vorzulegen. Während der Parlamentssitzung in dieser Woche war Geomet allerdings noch nicht in der Lage, eine Machbarkeitsstudie vorzuweisen, was vor allem von Vertretern der Gemeinden wie Dubí und Košťany kritisiert wurde. Ihnen zufolge hatte Geomet versprochen, die Studie längst vorzulegen. Der Bürgermeister von Košťany äußerte zudem Zweifel, ob der Lithiumabbau aufgrund der gesunkenen Rohstoffpreise überhaupt wirtschaftlich sei. Das Bezirksparlament nahm das Thema daraufhin nach der Debatte von der Tagesordnung. Eigentlich sollte über eine Änderung der Raumplanung zugunsten einer Lithiumförderung abgestimmt werden. Das wurde bis auf weiteres verschoben.
Geomet, das zu 51 Prozent von der Kohlefirma Severočeské doly kontrolliert wird, die wiederum zum halbstaatlichen Energiekonzern ČEZ gehört, hat im Raum Cínovec bereits umfangreiche Probebohrungen durchgeführt, wo einmal auch die Förderung von Lithium stattfinden soll. Die Verarbeitung des Rohstoffs ist auf dem heutigen Kraftwerksgelände in Prunéřov bei Kadaň geplant. Dahin soll das geförderte Material teils über eine Seilbahn transportiert werden. 49 Prozent an Geomet kontrolliert die australische Firma EMH. Der Staat hat für den Bau des Verarbeitungswerks bereits bis zu 8,8 Milliarden Kronen (rund 370 Millionen Euro) Fördergeld zugesichert.
Geld für Erhalt von Kirchen, Synagogen und Friedhöfen
Der Verwaltungsrat des Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds hat auf seiner letzten Sitzung Gelder für den Erhalt und die Sanierung von Kirchen, Synagogen und Friedhöfen freigegeben. Dafür wurden insgesamt 466.000 Euro bereitgestellt. So wird für die Fördersumme von 600.000 Kronen (25.000 Euro) zum Beispiel die Kuppel der Synagoge in Děčín (Tetschen) saniert. Außerdem fließen Gelder in die Wiederherstellung von Grabsteinen auf den Friedhöfen in Chabařovice (Karbitz) bei Ústí nad Labem (Aussig) sowie Kerhartice (Gersdorf) und Kamenický Šenov (Steinschönau) bei Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz). Mit dem Geld des Zukunftsfonds wird zudem die Sanierung der Kreuzkapelle in Markvartice fortgesetzt.
Insgesamt wurden Gelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro bewilligt. Während die Bau- und Erhaltungsmaßnahmen für das ganze nächste Jahr vorgesehen sind, beziehen sich alle übrigen Projekte auf das erste Quartal 2026. Dabei geht es vor allem um Jugend- und Kinder-Begegnungen, Austausch zwischen Kindern und Jugendlichen, aber auch die Zusammenarbeit von Schulen und Praktika auf der jeweils anderen Seite der Grenze. Gefördert wird auch die Galerie Gotické dvojče (Gotische Zwillinge) in Litoměřice (Leitmeritz), die die Präsentation deutscher und tschechischer Künstler unterstützt. Bewilligt wurden auch Fördermittel für die Übersetzung von Büchern wie "Ungleich vereint" des Soziologen Steffen Mau ins Tschechische oder des Elbe-Buchs von Luboš Palata, das dieser bei den Tschechisch-Deutschen Kulturtagen präsentierte, ins Deutsche. Außerdem fördert der Zukunftsfonds die Übersetzung des Buches über die Spuren der Roten Bergsteiger in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge.
Der schönste Weihnachtsbaum von Nordböhmen
Benešov nad Ploučnicí (Bensen) hat in diesem Jahr den schönsten Weihnachtsbaum im Bezirk Ústí (Aussig). Das ergab die alljährliche Umfrage der Tageszeitung „Deník“. Demnach siegte Benešov nur um Haaresbreite vor dem Baum in Štětí (Wegstädtl) und mit großem Vorsprung vor dem Baum in Žatec (Saaz). Der Weihnachtsbaum in der Partnerstadt von Heidenau war eine Privatspende des Ehepaars Klemer. Geschmückt wurde er von Frau Michaela Soukupová; die Freiwillige Feuerwehr der Kleinstadt stellte ihr eine Hebebühne.
Zuvor hatte sich der Weihnachtsbaum in der Umfrage des Kreises Děčín gegen den Titelverteidiger des Landesumfrage aus Velký Šenov (Groß-Schönau) durchgesetzt. Der schönste Weihnachtsbaum Tschechiens stand sogar zweimal hintereinander in Velký Šenov. Ob sein Nachfolger mit Benešov erneut aus dem Kreis Děčín kommt, entscheidet sich im Landesfinale, das zwischen dem 19. und 22. Dezember ausgetragen wird. Wer mitstimmen möchte, kann das hier tun. Den Sieger erwartet ein Preisgeld in Höhe von einer Viertel Million Kronen (rund 10.000 Euro).
Letzter Newsletter 2025
Mit dieser Ausgabe unseres Newsletters verabschieden wir uns in die Weihnachtsferien. Sie werden jetzt zwei Wochen auf unsere Neuigkeiten aus Tschechien und der Grenzregion verzichten müssen.
Wir wünschen Ihnen allen frohe Weihnachten und mögen Sie gut ins neue Jahr kommen!
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Jaroslav Rudiš erhält Riesengebirgspreis
Der tschechische Autor Jaroslav Rudiš ist der diesjährige Träger des Riesengebirgspreises für Literatur. Die Auszeichnung wurde ihm letzten Sonntag in Jelenia Góra (Hirschberg) feierlich übergeben. Laut Sächsischer Zeitung war auch der Schirmherr und Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretschmer, anwesend. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird seit 2019 alle zwei Jahre vom Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur verliehen. Er zeichnet bedeutende literarische Beiträge zum kulturellen Leben Schlesiens im Geist der gegenseitigen Verständigung aus. Rudiš stammt aus dem nordböhmischen Turnov und lebt heute abwechseln in Berlin und Lomnice nad Popelkou, das rund 80 Kilometer von Jelenia Góra entfernt ist.
Tschechien hat einen neuen Premierminister
Andrej Babiš ist neuer Premierminister Tschechiens. Am Dienstagmorgen wurde der 71-jährige von Präsident Petr Pavel ernannt. Er kehrt nach vier Jahren in das Amt zurück. Noch führt er die Regierung nicht an, denn die Minister werden erst am Montag vom Präsidenten in ihr Amt eingeführt. Binnen 30 Tage nach ihrer Ernennung muss die Regierung vom Parlament mit einer einfachen Mehrheit bestätigt werden.
Vor seiner Ernennung hatte Babiš in einem Video bekannt gegeben, sich von allen Anteilen seiner Agrar-Chemie-Holding Agrofert zu trennen. Sie werden in eine Truststruktur übergeben und von einem unabhängigen Verwalter geführt. Babiš werde, so seine Worte, auch nach seinem Ausscheiden als Regierungschef nicht mehr die Kontrolle über Agrofert übernehmen. Seine Kinder erhalten Agrofert erst nach seinem Tod.
Babiš reiste nach seiner Ernennung nach Brüssel und traf sich mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem Ratspräsidenten António Costa.
Erstmals Michelin-Führer für Tschechien
Der Michelin-Restaurantführers erscheint erstmals in einer eigenen Länderausgabe für Tschechien. Außerdem wurden neun Restaurants mit dem begehrten Stern geehrt, davon ein Restaurant sogar mit zwei Sternen. Sechs Restaurants erhielten den Stern zum ersten Mal.
Voraussetzung dafür, dass ein eigener Tschechien-Führer erscheinen konnte, war die Zahlung einer rund 2 Millionen Euro teuren Gebühr durch die tschechische Regierung. Damit ist zugleich das Erscheinen des prestigeträchtigen Restaurantführers für fünf Jahre gesichert. Da sich die Restauranttests anders als in den letzten Jahren nicht nur auf Prag beschränkten, stieg die Zahl der Michelinsterne in Tschechien deutlich an. Allein vier wurden außerhalb von Prag vergeben. Um einen Stern zu erhalten, muss das Restaurant fünf strenge Kriterien erfüllen, zu denen die Qualität der Zutaten, die Geschmacksharmonie, die Meisterschaft der Kochtechnik, eine originelle Küche, personalisiert durch den Chefkoch sowie eine dauerhaft hohe Qualität.
Zwar ging kein Michelin-Stern ins nordböhmische Grenzgebiet. Aber mit dem „Arrigo“ in Děčín (Tetschen) und dem „V Bezovém Údolí“ in Kryštofovo údolí (Christofsgrund) bei Liberec (Reichenberg) haben es zwei Spitzenrestaurants in den Führer geschafft.
Hřensko beseitigt erste Grenzmarktbuden
Das Grenzdorf Hřensko (Herrnskretschen) arbeitet an seinem Image. Bisher war es nicht nur für die Edmundsklamm und die Wilde Klamm bekannt, sondern auch für die vielen Marktbuden mit allerlei Waren zweifelhafter Qualität. Kürzlich hatte Bürgermeisterin Kateřina Horáková angekündigt, dass ein Teil der Marktbuden verschwinden müsse. Dabei geht es um jene, die auf Grundstücken in Gemeindebesitz stehen. Manche Buden nehmen den kompletten Fußweg ein. Sie stehen in der Regel als Vorbau vor Häusern, teils aber auch als eigene Aufbauten.
Neuvermessungen haben ergeben, dass es um ungefähr 20 Buden geht. Zwar hatten die Händler dafür auch eine Genehmigung. Die stammte aber aus dem Jahr 2004 und lief vor einem Jahr aus. Nun hat die Gemeinde den Händlern, die der vietnamesischen Minderheit angehören, ein Ultimatum bis zum Jahresende gestellt, ihre Buden zu beseitigen. Ein erster Stand wurde bereits entfernt. Erstmals nach mehr als 20 Jahren kamen so wieder der Fußweg und die Hausfassade zum Vorschein.
Die Kundschaft an den Ständen und Buden stammt ausschließlich aus Deutschland oder sind Touristen, die sich für die vermeintlich billige Ware interessieren. Für tschechische Kunden sind die Stände komplett uninteressant. In Tschechien sind die Buden jedoch ein Grund für den zweifelhaften Ruf von Hřensko.
Eine Bank erinnert an böhmische Flüchtlinge
Ein Treck zieht vorüber. Wagen voller Gepäck, von Pferden gezogen, aber auch nur von Menschen. Darüber ein aufgeschlagenes Buch und ein Kelch. Das Buch ist die Bibel, das wird schnell klar. Und die Flüchtlinge sind Protestanten. Rechts ist Prag dargestellt und dazu das Jahr 1621, links Dresden, dazwischen Moldau und Elbe. Damals tobte der Dreißigjährige Krieg. In der Schlacht am Weißen Berg, damals noch vor Prag gelegen, erlitten die vereinigten protestantischen Heere eine vernichtende Niederlage gegen die kaiserlichen Truppen. Und auch wenn der Krieg dann noch 27 Jahre weiterging, für Böhmen und alle, die dem protestantischen Glauben anhängen, war das Schicksal besiegelt. Ihre Anführer wurden umgebracht und ihre Köpfe und Körper zur Abschreckung noch Monate auf dem Altstädter Ring ausgestellt. Alle anderen mussten entweder zurück in den Schoß der katholischen Kirche oder fliehen.
All das findet sich auf den Holzlehnen einer Bank, dargestellt von dem Holzbildhauer Ivo Švejnoha aus dem tschechischen Kytlice (Kittlitz) bei Nový Bor (Haida). Die Bank steht in Dresden vor dem Johanneshaus (Haydnstr. 23) und wurde am Vormittag des 2. Advent eingeweiht.
Doch warum steht eine Bank mit Motiven der böhmischen Exulanten vor einem Gemeindehaus in Dresden? Sie erinnert an die böhmischen Spuren in Dresden, die durch Krieg und mehrere Gemeindereformen verblasst und verwischt ist. Denn auch in Dresden hatten sich böhmische Exulanten niedergelassen. Sie gründeten die Erlöserkirche, getreu ihrer Prager Heimatgemeinde zum Salvator, lateinisch für Erlöser. Doch der Kirchenbau in der Paul-Gerhardt-Straße wurde bei den Luftangriffen im Februar 1945 schwer beschädigt und 1962 abgerissen. Mehr zur Gemeindegeschichte finden Sie hier.
Heute heißt die Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas. Nun erinnert die Bank nicht nur an die Herkunft der Gemeinde, sondern auch an die alte Erlöserkirche, die gemeinsam mit der Prager Salvatorkirche ebenfalls auf den Lehnen dargestellt ist. Und nicht nur das: Zwei Kelche der böhmischen Glaubensschwestern und -brüder sind der Gemeinde auch geblieben. Sie sind allerdings erst kürzlich zurückgekehrt, waren lange ausgelagert bzw. Teil der Ausstellung Sachsen Böhmen 7000 vor sieben Jahren in Chemnitz. Bei der Einweihung war übrigens Jana Cejpová vom Kirchenvorstand der Salvatorgemeinde anwesend. Beide Gemeinden unterhalten bis heute eine enge Partnerschaft. Finanziell unterstützt wurde die Herstellung der Bank, deren Rahmen aus feuerverzinktem Stahl von der Firma Metallgestaltung & Schmiede Andreas Nestler in Freital gefertigt wurde, vom Stadtbezirksbeirat Dresden-Blasewitz.
Die Lehnen und Sitzflächen der Bank sind nicht das erste Werk von Ivo Švejnoha in Dresden. Im Zschonergrund steht bereits ein Werk von ihm unter freiem Himmel - es ist auch eine Bank.
Klosterbibliothek Osek gastiert in Teplice
Die Bibliothek des Zisterzienserklosters Osek (Ossegg) ist normalerweise nicht für Besucher geöffnet. Doch bis Februar ändert sich das. Vorübergehend sind die teils über 500 Jahre alten Bände nämlich ins Regionalmuseum Teplice (Teplitz) umgezogen. Das befindet sich im früheren Schloss. Dort wurde ein Raum geschaffen, der ganz der Bibliothek in Osek nachgebildet ist. So können Besucher das Gefühl bekommen, eigentlich im Kloster in Osek zu sein.
Noch bis zum 15. Februar ist eine Auswahl der überwiegend barocken Bände zu sehen. Die Bibliothek selbst wurde 1725 gegründet. Nicht nur Bücher, sondern auch Statuen von Heiligen wie Johannes Chrysostomos, Thomas von Aquin und Bernhard von Clairvaux sind ausgestellt. Dazu werden kleine Drucke gezeigt, bei denen es sich teils um Unikate handelt. Eine Besonderheit ist das Gemälde von Benedikt Littwerig, des Gründers der Bibliothek. Das Porträt stammt nicht aus der Bibliothek, sondern aus dem Depot des Regionalmuseums, und lief bisher unter dem Namen „Unbekannter Mönch“. Erst in Vorbereitung der Ausstellung konnte festgestellt werden, dass es sich um Bibliotheksgründer Littwerig handelt.
Die Ausstellung ist täglich außer montags zu den üblichen Zeiten des Museums geöffnet, also von 13 bis 17 Uhr, am Wochenende zusätzlich von 10 bis 12 Uhr.
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Im Gemeinsamen Sekretariat in der SAB, welches das sächsisch-tschechische INTERREG-Programm verwaltet, sind derzeit zwei Stellen ausgeschrieben.
Zum einen geht es um eine Stelle als Kundenberater (m/w/d) zur Umsetzung des Kooperationsprogrammes Sachsen – Tschechien 2021-2027. Sie ist ab sofort frei und wird zunächst befristet bis 31. Dezember 2027 besetzt.
Mehr Informationen bei der SAB
Zum anderen wird ein/e Werksstudent/in gesucht, ebenfalls ab sofort. Mehr Infos dazu gibt's auf dem Flyer.
Tschechien schränkt Feuerwerksnutzung ein
Seit dem 1. Dezember kann Feuerwerk in Tschechien nur noch eingeschränkt genutzt werden. Grund sind verschärfte Regeln beim Verkauf, aber auch bei der Nutzung. Seit Anfang Dezember darf Pyrotechnik nicht mehr an Marktständen, in provisorischen Läden, die nur in der Zeit vor Silvester öffnen, aber auch nicht mehr in mobilen Containern verkauft werden. Außerdem darf im 250-Meter-Umkreis von Krankenhäusern, Tageszentren, Förderstätten, Pflege- oder Altenheimen, aber auch Tierheimen und Rettungsstationen sowie Zoos und anderen Einrichtungen, die Tiere halten, geböllert werden. Dazu zählen Zuchtbetriebe genauso wie Standorte von Bienenvölkern. Öffnet man die Karte auf den Internetseiten des tschechischen Landwirtschaftsministeriums, gelten Bienenvölker als häufigste Einschränkung für die Nutzung von Pyrotechnik. Komplett rot gefärbt ist auch der gesamte Nationalpark Böhmische Schweiz, wo bereits vor Dezember ein Verbot zur Nutzung von Pyrotechnik galt.
Leider bildet die Karte noch nicht alle Verbotsflächen ab. Städten und Gemeinden hat das Gesetz nämlich auch die Möglichkeit gegeben, noch mehr Verbotszonen auszuweisen. Einzige Ausnahme ist Jugendfeuerwerk der Kategorie F1 (Knallerbsen, Wunderkerzen usw.) und professionelles Feuerwerk der Kategorie F4. Vorsicht also, wer in der Prager Altstadt auf die Idee kommt, Feuerwerksraketen zu zünden. Die gesamte Altstadt wurde nämlich zur feuerwerksfreien Zone erklärt. Außerdem braucht man auch für Pyrotechnik der Kategorie F3 ab Juli 2026 eine Zulassung. Dabei geht es um komplexe Batterien, die heute noch frei gezündet werden können.
Die Einschränkungen dienen der Verringerung der Lärmbelastung, der Luftverschmutzung und der Gefahr von Verletzungen und Bränden. Damit vollzieht das Nachbarland beinahe eine 180-Grad-Wendung. Denn bisher gilt Tschechien bei Pyrotechnik als recht freizügig, was auch viele Käufer aus Deutschland anzog, und das nicht nur vor Silvester.
Stundentakt zwischen Teplice und Dresden
Der neue Fahrplan im Bezirk Ústí hält im deutsch-tschechischen Grenzgebiet einige Verbesserungen bereit. Aus deutscher Sicht wichtigste Neuerung ist sicherlich der Stundentakt von Montag bis Samstag auf der Buslinie 398 zwischen Dresden Hauptbahnhof und Teplice Hauptbahnhof, der mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember eintritt. Bisher sind beide Orte nur aller zwei Stunden verbunden. Auch ab Possendorf, Dippoldiswalde oder Altenberg kommt man nun jede Stunde nach Dubí (Eichwald) oder Teplice. Insgesamt sind an sechs Tagen 15 Buspaare unterwegs. Zusätzlich fährt noch ein Bus 21.11 ab Teplice nach Dippoldiswalde, wo später mit dem 360er nach Dresden fortgesetzt werden kann. Ab Dresden fährt der letzte Bus 19.12 ab. Die Fahrtzeit beträgt weiterhin etwas mehr als 90 Minuten. Sonntags gilt weiter der bisherige Takt.
Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, mit einem Ticket des Verkehrsverbundes des Bezirks Ústí (DÚK) von Rumburk (Rumburg), Šluknov (Schluckenau) oder Mikulášovice (Nixdorf) nach Česká Lípa (Böhmisch Leipa) zu fahren. Česká Lípa liegt bereits im Bezirk Liberec. Bisher war die Fahrt dahin mit DÚK-Tickets nur von Děčín und Litoměřice aus möglich. Diese Neuerung ist auch für sächsische Tagestouristen interessant, weil sich der Geltungsbereich des Elbe/Labe-Tickets auf tschechischer Seite mit dem des DÚK-Netztickets deckt.
Auf der Buslinie 458 von Ústí nad Labem (Aussig) über Chabařovice (Karbitz) nach Krupka (Graupen) führt der Bezirk Ústí im Berufsverkehr neu einen Viertelstundentakt ein. Zu den übrigen Zeiten verkehren die Busse neu jede halbe Stunde als bisher jede Stunde.
Insgesamt treibt der Bezirk den Umstieg auf emissionsarme und emissionsfreie Verkehrsmittel voran. In Zukunft sollen einige Strecken ohne Elektrifizierung mit Batteriezügen befahren werden.
Rosengarten eröffnet wieder im Frühjahr
Nach zwei Jahren ist die Umgestaltung und Erneuerung des Rosengartens auf Schloss Děčín abgeschlossen. Dabei wurden nicht nur Rosenbeete und der Gartensaal (Sala terrena) erneuert. Ein Großteil der Disposition des beliebten Gartens hat sich verändert. Der Garten sollte wieder so nah wie möglich zu seinem Aussehen vor über 100 Jahren zurückkehren, als das Schloss noch von den Thun-Hohensteins bewohnt wurde. Umgestaltet wurde vor allem der Platz vor der Gloriette, dem erhöhten offenen Pavillon am Ostende des Gartens, der bereits im Vorfeld restauriert worden war. Insgesamt findet sich nun im Garten mehr Wasser in Form von Becken, Brunnen und einem Springbrunnen.
Erstmals können wieder die Terrassen unterhalb des Gartens zur Altstadtseite hin betreten werden, die für Besucher bislang unzugänglich waren. Vor allem aber wurden wieder Rosen angepflanzt, die auch früher hier im Garten blühten, einschließlich historischer Sorten, wenn sie noch aufzutreiben waren.
Für Besucher wiedereröffnet wird der Garten allerdings erst im Frühjahr, dann neu über eine Drehsperre. Ab der neuen Saison wird es auch Konzerte im Gartensaal geben.
Die Sanierung des Rosengartens erfolgte zusammen mit der Erneuerung der Schlosszufahrt, der sogenannten Langen Fahrt. Diese war schon vorher abgeschlossen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 120 Millionen Kronen (5 Millionen Euro). Erstmals seit dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte Anfang der 1990er Jahre ist das Schloss damit vollumfänglich saniert.
Bald Aus für Personenzüge von Děčín nach Střekov
Voraussichtlich nur noch ein Jahr werden auf der rechten Elbseite zwischen Děčín Hauptbahnhof (Tetschen) und dem Bahnhof Ústí-Střekov (Aussig-Schreckenstein) Personenzüge fahren. Nach dem Willen des Bestellers für den regionalen Eisenbahnverkehr, des Bezirks Ústí, soll der Personenverkehr dann nach 150 Jahren eingestellt werden. Grund ist die geringe Auslastung im Vergleich zu der parallel verlaufenden Buslinie. Laut Bezirk nutzen die Bahnverbindung im morgendlichen Berufsverkehr im Schnitt rund 20 Reisende. Mit den drei Bussen, die morgens auf der Strecke unterwegs sind, reisen im Schnitt 120-150 Passagiere.
Der Bezirk Ústí schlussfolgert daraus eine fehlende Attraktivität der Eisenbahn. Die Bushaltestellen seien sowohl in Děčín und Ústí, als auch in den Orten an der Strecke, besser erreichbar. Das gilt allerdings eher nur für Ústí, wo der Zug in Střekov wenden muss, um auf den Westbahnhof zu kommen, der aber auch nicht so gut gelegen ist wie der Hauptbahnhof. Außerdem würden die Busse in den Orten häufig mehr als eine Haltestelle bieten, was auch für eine bessere Erreichbarkeit sorgt.
Die anstehende Schließung bekommen Bahnreisende auf der Verbindung schon ab 14. Dezember zu spüren. Mit dem Fahrplanwechsel verschwinden die modernen elektrischen Züge von RegioJet und es kehren die alten RegioNova-Triebwagen von České dráhy zurück.
Die Personenzüge auf der rechtselbischen Strecke standen schon früher wiederholt zur Disposition. Rettung brachte auch die Übernahme des Betriebs durch RegioJet nicht. Auch jetzt ist die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen. Dass der Betrieb auf jeden Fall noch bis Mitte Dezember 2027 läuft liegt vor allem an der Sanierung der Beneš-Brücke in Ústí. Während der Sanierung wollte der Bezirk den Personenverkehr nicht einstellen, da die Verbindung als Alternative zur geschlossenen Brücke dienen könnte.
Die rechtselbische Strecke wird schon heute überwiegend vom Güterverkehr genutzt, der damit der stark befahrenen linkselbischen Strecke durch das Elbtal ausweicht.
Eine Plattform für den Wolfsberg
Der Gipfel des Vlčí hora (Wolfsberg) nahe Krásná Lípa (Schönlinde) bekommt im kommenden Jahr eine Aussichtsplattform. Sie entsteht auf dem Fundament der Baude, die vor fast drei Jahren durch einem Brand zerstört wurde. Bis heute sind noch Teile davon zu erkennen. Die Baude befand sich direkt neben dem Turm, der damals auch teilweise beschädigt und bereits im vergangenen Jahr wieder instandgesetzt wurde. Der Bau der Plattform hat bereits begonnen und soll in der ersten Jahreshälfte 2026 fertig sein. Die Eröffnung ist für Ende Juni geplant.
Der Klub der tschechischen Touristen, der den Aussichtsturm von der Stadt Krásná Lípa angemietet hat, nutzt für die Errichtung der Plattform Spendengelder, die damals zu Instandsetzung des Turm gesammelt wurden. Da die Turminstandsetzung von der Stadt aber anderweitig finanziert werden konnte, können die rund 600.000 Kronen (25.000 Euro) für die Plattform eingesetzt werden. Offen ist noch, wie das ganze Baumaterial auf den Gipfel gelangen soll. Momentan wird die Idee verfolgt, die schweren Säcke im Rahmen eines Sportwettbewerbs nach oben zu befördern. Es gibt sogar schon einen Namen für den Lauf: Iron Man 26.
Der Mann, der Amadeus einkleidete
Der tschechische Maler, bildende Künstler und Kostümbildner Theodor Pištěk ist am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in Prag verstorben. Pištěk ist international vor allem mit dem Mozart-Film „Amadeus“ des Regisseurs Miloš Forman verbunden, für dessen Kostümausstattung er 1984 den Oscar gewann. Für die Kostüme in einem weiteren Forman-Film „Valmont“ gewann er 1990 den französischen Filmpreis César.
Geboren am 25. Oktober 1932 in Prag, stammte Pištěk aus einer Familie von Filmschaffenden. Als Maler wurde er durch seine fotorealistische Malerei von Autos, Flugzeugen und Maschinen bekannt. Pištěk nahm auch selbst an Autorennen teil. Bereits seit Ende der 1950er Jahre arbeitete er immer wieder für die Ausstattung von Filmen, für Filme des Regisseurs František Vláčil (u.a. Markéta Lazarová). Auch für den beliebten Weihnachtsklassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ entwarf er die Kostüme. Später entwarf er auch Kostüme für Theater und Musicals. Václav Havel übertrug ihm den Auftrag, die Uniformen für die Burgwache neu zu gestalten.
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